Ursprüngliche Reichtümer
Im Herzen der Wälder von Sarawak haben die Punan ihren Lebensraum mit jahrtausendealten Ursprüngen bewahrt. Zwischen ihren Wanderungen errichteten diese Nomaden einfache Unterkünfte aus Zweigen, die auf Stelzen gebaut wurden, um sich vor Tierangriffen zu schützen. Die Dayak, die Vorfahren der Malaien, sind berühmt für ihre Longhouses. Diese Häuser, die oft in Sumpfgebieten errichtet werden, stehen auf Stelzen und sind über eine geschnitzte Holzleiter zu erreichen. Das allgemeine Gerüst besteht aus Pfosten und Balken aus tropischen Hölzern. Diese werden dann mit Holzbrettern, Rindenplatten oder gewebten Bambusstreifen ergänzt, um die Wände mit den Fenstern zu bilden. Das Dach ist sehr steil und wird aus Palmstroh gefertigt. Die bis zu 110 m langen Häuser sind auch für ihre kunstvollen Verzierungen berühmt. Die Holzpfosten und -rahmen sind elegant geschnitzt und die Außenseiten sind häufig mit Malereien verziert, die vor allem mythische und schützende Tiere darstellen. Dieser ornamentale Aspekt findet sich auch in den hölzernen Totems wieder, die die Wohnhäuser schützen. Die Longhouses werden zu Dörfern oder Kampongs zusammengefasst. Diese Dörfer sind ebenfalls um heilige Elemente herum angeordnet: Friedhof, Häuser der Geister und Sandung, bunt bemalte Hochsärge. Eine Tradition, die man in Kalimantan sehr häufig findet. Das 8 m hohe Longhouse Sungkok Apalin in Kalimantan ist das älteste der Insel, dicht gefolgt vom Longhouse Tumbang Malahoi in Sungai Kahayan, dessen eisenbeschlagene Holzkonstruktion fast 150 Jahre alt ist! Borneo beherbergt auch viele Dörfer und schwimmende Märkte, wie z. B. Pulau Tekenang, die die Heimat der Fischer sind. In Südkalimantan hat das Volk der Banjar eine erstaunliche Architektur entwickelt, die von einer extrem kodifizierten und hierarchischen Gesellschaft zeugt. Inmitten ihrer authentischen Palastanlagen errichteten die Banjar die Bubungan Tiggi, ein großes Haus, das man an seinem Dach mit einer Neigung von über 45° erkennt. Ein geschicktes Spiel mit Volumen und Höhe belebt die verschiedenen Räume; Säulen und Holzpaneele markieren die Grenze zwischen öffentlicher und privater Sphäre. Überall finden sich geschnitzte Holzornamente, die von der islamischen Tradition inspiriert sind und vor allem Blumenmotive und Arabesken bevorzugen. Neben diesem Haupthaus gibt es noch andere Gebäude, wie die Häuser mit Walmdächern und Galerien an der Fassade oder die Joglo Gudang genannten Häuser mit ihren imposanten Ziegeldächern, deren Form an eine Pyramide erinnert. Überall zeugen Zäune, Lüftungsgitter und Klausen von einer reichen Verarbeitung von Holz und Schmiedeeisen, die alle in eleganten, stilisierten Blumen- und geometrischen Mustern geschnitzt sind. Banjarmasin hat sich die Tradition der sehr steilen Dächer bewahrt, wie das Rathaus und das Provinzparlament zeigen. Mit ihren Kanalsystemen, die von zahlreichen Häusern auf Stelzen gesäumt sind, wird die Stadt oft als "Venedig Asiens" bezeichnet!
Von den Sultanaten bis heute
In Pontianak ist der Kadriyah Keraton, die Residenz desersten Sultans der Stadt, ein hervorragendes Beispiel für die Palastarchitektur, die aus Eisenbäumen errichtet wurde. Der Palast befindet sich in der Nähe der Masjid Abdurrahman, der großen Moschee des Sultans, deren beeindruckende pyramidenförmige Silhouette man nicht übersehen kann. Ein weiteres schönes Beispiel für einen Palast ist der Kedaton Kertanegara in Tenggarong, dessen elegante Holzbalkone und bunte Glasfenster bewundert werden können. Die Stadt Kuching hingegen trägt das Zeichen derer, die man die Weißen Radschas nannte. Als Dank für ihre friedensstiftende Rolle in den Konflikten auf der Insel schenkte der Sultan von Brunei Sarawak der britischen Familie Brooke, die dort eine regelrechte Dynastie aufbaute. Das Fort Margherita wurde als englisches Schloss konzipiert und beeindruckt durch seine hohen Mauern, die mit scharfen und schützenden Glassplittern besetzt sind. Ein weiteres Meisterwerk der Brooke-Dynastie ist der Astanaoder Palast der drei Radschas, der ursprünglich aus drei weißen Gebäuden bestand, die durch Gänge miteinander verbunden und von Landschaftsgärten umgeben waren. Palangkaraya, das ursprünglich als Hauptstadt Kalimantans geplant war, ist ebenfalls von ausländischen Einflüssen geprägt, wie man an den großen Boulevards erkennen kann, die die Stadt durchziehen. Erkerbrücken und schöne Holzpromenaden am Pier vervollständigen die malerische Kulisse. Wie ganz Indonesien ist auch Borneo ein Mosaik aus verschiedenen Kulturen mit einer reichen und vielfältigen Architektur. In Balikpapan gibt es zahlreiche Beispiele für chinesische Shophouses, farbenfrohe und oft reich verzierte Ladenhäuser, die man an ihren schmalen Fassaden mit schützenden Galerien und Doppeltüren sowie an ihrer langgestreckten Struktur erkennt. Auch die religiösen Bauten sind nicht zu verachten, und überall sind chinesische Tempel mit ihren glasierten Ziegeldächern und gebogenen Enden, balinesisch inspirierte Tempel, die man an ihrer Monumentalität und ihrem Reichtum an Ornamenten erkennt, und natürlich Moscheen zu sehen. Der Vihara Bodhisatva Karaniya Metta Tempel, der älteste chinesische Tempel in Pontianak, oder die raumschiffähnliche Raya Sabilal Muhtadin Moschee in Banjarmasin sind schöne Beispiele für diese religiöse Architektur, die sich immer wieder erneuert. Heute blühen auf der Insel neue zeitgenössische Bauten. Balikpapan hat seinen Business District, eine große Plaza, die von modernistischen Gebäuden gesäumt ist. Doch weit entfernt von diesen "hochtrabenden" Aspekten gibt es auch Menschen, die sich für mehr Schlichtheit und Harmonie entscheiden, wie die zahlreichen Öko-Lodges und Ökotourismusprojekte auf der Insel, das Singkawang Cultural Center, das die Tradition der großen offenen Räume aufgreift und ihr durch Ziegel und Metall einen modernen Touch verleiht, oder auch die Gebäude aus recyceltem Holz zeigen. Der Grund, warum heute alle Augen auf Borneo gerichtet sind, ist jedoch ein Projekt, das ebenso faszinierend wie beängstigend ist. Um die von Überbauung und Umweltverschmutzung geplagte Hauptstadt Jakarta zu entlasten, hat der indonesische Präsident Joko Widodo beschlossen, im indonesischen Teil von Borneo, Kalimantan, eine neue Hauptstadt zu errichten. Unter dem Deckmantel der Förderung erneuerbarer Energien und sanfter Mobilität entpuppt sich dieses Projekt als ökologisches Desaster, das die Abholzung von Hunderttausenden Hektar Wald und die Betonierung von Schutzgebieten erfordert. Als Symbol dieser Überschwänglichkeit soll der Präsidentenpalast, der im August 2024 eingeweiht werden soll, eine Ode an Garuda, den mythischen indonesischen Adler, und eine Referenz an die Unabhängigkeit des Landes sein. Eine Stahlkonstruktion, die derzeit noch auf riesigen Bojen schwimmt und darauf wartet, das Festland erreichen zu können..
Zwischenstopp in Kuala Lumpur
Schon sein Name ist ein Symbol für seine Herkunft. Kuala Lumpur bedeutet nämlich "schlammige Mündung"! Ursprünglich war die Stadt eine unsichere Siedlung aus Bambushütten, die von den Chinesen errichtet wurden, die in der Region Zinn abbauten. Doch schon bald waren es die Engländer, die der Stadt ihren Stempel aufdrückten. Sie kanalisierten die ursprünglichen Wasserläufe, führten große Bauprojekte durch, ersetzten überall Holz durch Ziegel und Dachziegel und legten großen Wert auf Grünflächen. In ästhetischer Hinsicht entwickelten sie einen typisch viktorianischen Eklektizismus, der mittelalterliche Einflüsse mit dem Tudorstil, hinduistische Einflüsse mit dem Spiel der Kurven und Farben sowie maurische Einflüsse mit Arkaden, Kuppeln und kalligraphischen Mustern verband. Der Selangor Club mit seiner Silhouette eines Fachwerkhäuschens, der Bahnhof, der wie der Palast eines Maharadschas aussieht, oder auch das Sultan Abdul Samad Building mit seinen Kupferkuppeln, dem 41 m hohen Turm, der Big Ben nachempfunden ist, und seinen Bogenfenstern gehören zu den schönsten eklektischen Verrücktheiten Großbritanniens! Wie ganz Malaysia zeugt auch die Hauptstadt von einem brodelnden Multikulturalismus, der sich in der religiösen Architektur widerspiegelt. Die Hindutempel sind wahre Explosionen an Farben und Ornamenten und beeindrucken vor allem durch ihre Gopuras, große, mehrstöckige Tortürme, die sich unter dem Gewicht der Tausenden von Skulpturen zu beugen scheinen, mit denen sie geschmückt sind. Der Sri Mahamariaman-Tempel ist ein großartiges Beispiel dafür. Die Sikhs brachten eine Architektur mit nüchternen und rationalen Linien mit, die direkt von der Mogulkunst inspiriert wurde, wofür der Sikh Gurdwara Temple ein schönes Beispiel ist. Die islamische Architektur wird auch durch die wunderschönen Moscheen der Stadt aus Vergangenheit und Gegenwart repräsentiert, wie die Masjid Jamek mit ihren Kuppeln und Minaretten, die von der Mogultradition inspiriert sind, und die Masjid Negara, die vollständig aus Beton besteht und deren Kuppel aus 18-zackigen Sternen die fünf Säulen des Islam und die 13 Staaten Malaysias symbolisiert. Angesichts des exponentiellen Wachstums der Stadt beschloss die Regierung, ein neues administratives und politisches Zentrum im Bundesstaat Selangor zu errichten. So entstand 1995 Putrajaya. Es handelt sich hierbei um ein erstaunliches Beispiel für eine vollständig geplante Hauptstadt. Der damalige Premierminister wollte Putrajaya zum Symbol seiner Macht machen. Er ließ sich vom Paris Napoleons III. und Haussmanns inspirieren und entschied sich unter anderem für lange, breite Boulevards, die von einer einheitlichen Architektur mit klassischen Akzenten gesäumt wurden. Trotz der Existenz von Putrajaya wuchs Kuala Lumpur weiter, und zwar mit Hochhäusern aus Glas und Stahl, die heute eine der berühmtesten Skylines der Welt bilden. Zu den beeindruckendsten Wolkenkratzern der Stadt gehören die Petronas Towers von Cesar Pelli, die im 88. Stockwerk durch eine Brücke verbunden sind und eine Höhe von 452 m erreichen, der Exchange Tower 106 mit 492 m und die beeindruckende Mederka 118 ("Erbe der Unabhängigkeit") mit einer Höhe von fast 680 m. Die meisten Wolkenkratzer sind in der Nähe des Stadtzentrums zu finden Weitere erstaunliche Bauwerke, die die Skyline der Stadt beleben, sind die KLLC-Türme von Jean Nouvel, deren 180 und 200 Meter hohe Silhouetten vollständig begrünt sind, sowie der Arté Mont Kiara im Herzen des neuen, pulsierenden Stadtviertels, dessen drei Türme dank der Aluminiumkurven, mit denen sie verkleidet sind und die immer wieder neue Muster schaffen, ein wunderbares Farben- und Lichtspiel bieten. Gleichzeitig entstehen in Kuala Lumpur auch Projekte, die auf Sparsamkeit und Nachhaltigkeit setzen, wie die Idea Houses von Jason Pomeray, Passivhäuser, die keinen CO2-Fußabdruck hinterlassen und deren erstes in Shah Alam gebaut wurde. Im Herzen von Kuala Lumpur befürwortet der Architekt eine vertikale Stadtplanung mit zahlreichen Skygardens, wie sein Projekt Windows on the Park im Stadtteil Cheras zeigt. Jason Pomeray ist auch am Projekt Malaysia Vision Valley beteiligt, das die Expansion des Großraums Kuala Lumpur plant und dabei vor allem auf neue Technologien und Kommunikationswege im Dienste der nachhaltigen Entwicklung setzt. Ein pharaonisches Projekt, dessen Bau bis zum Jahr 2045 dauern soll!