In der Zeit der ersten Siedlungen
Das Megalithgrab von Ca na Costa (2000 v. Chr.) ist das älteste Relikt auf Formentera (und den Balearen!). Es befindet sich in der Nähe von Estany Pudent und zeugt von einem ausgeklügelten Begräbnisritual. Seine zentrale, kreisförmige Kammer wird von mächtigen vertikalen Steinplatten eingerahmt, die von drei konzentrischen Kreisen und 22 gepflasterten Strahlen umgeben sind... ein geheimnisvolles Muster, dessen Symbolik noch nicht vollständig enthüllt wurde!
Eine weitere faszinierende Stätte sind die Lagerstätten von Cap de Barbaria, die zwischen 1600 und 1000 v. Chr. besiedelt waren. Ihr Grundriss besteht aus verschiedenen aneinandergefügten Einfriedungen mit kreisförmigen, elliptischen oder hufeisenförmigen Formen. Diese Anlage verdeutlicht eine geschickte Beherrschung des Raums, der je nach Funktion der einzelnen Parzellen (Wohnbereich, Arbeitsbereich ...) klug aufgeteilt wurde.
Das alte Fromentaria, die Getreideinsel der Römer, beherbergt einen wertvollen Zeugen ihrer Zeit: das Castellum de Can Blai, ein quadratisches Gebäude aus dem 3. und 4. Jahrhundert mit vier Türmen an den Ecken. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es nie fertiggestellt wurde, da es keinerlei Hinweise auf eine Besiedlung gibt.
Eine defensive und religiöse Architektur
Im 18. Jahrhundert war Formentera regelmäßig Ziel von Freibeutern. Um sich gegen die Piraten aus Nordafrika zu verteidigen, richtete die Insel eine defensive Architektur ein und errichtete an ihren Küsten vier runde Verteidigungstürme, zusätzlich zum Turm Sa Guardiola (1749) auf der nördlichen Insel s'Espalmador. Zu diesen steinernen Wächtern kommen noch die Festungskirchen hinzu, deren schönstes Beispiel die Kirche Sant Francesc Xavier sein dürfte, die sowohl religiöse als auch militärische Funktionen in sich vereint. Ihre Struktur ist von großer Einfachheit: ein rechteckiger Grundriss, ein einziges Kirchenschiff und ein Tonnengewölbe. Der defensive Aspekt zeigt sich in der Dicke der Mauern (2 Meter!), aber auch in den soliden Eisentoren.
Die Entwicklung von Stadtkernen
Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs, als die ersten Ortskerne um die Kirchen Sant Francesc, Sant Ferran und La Mola entstanden, während die Siedlungen bis dahin weit verstreut waren. Formentera übernahm zunächst die traditionellen Wohnformen von Ibiza: Häuser, die aus aneinandergereihten kubischen Volumen bestehen, mit flachen Dächern, die mit einer Lehmmischung abgedichtet sind, und mit Rinnen für die Ableitung des Regenwassers. Die Öffnungen dieser Häuser sind in der Regel klein und schmal. Nach und nach weichen die Flachdächer ziegelgedeckten Satteldächern und die Fenster werden erheblich größer - das zeigt, dass die Bedrohung von außen abnimmt!
Einige Beispiele für das kleine Kulturerbe
Zu den stolzen Vertretern des kleinen Kulturerbes der Insel gehört die Mühle von La Mola (1778). Sie ist die älteste und eine der am besten erhaltenen Mühlen mit einem hölzernen Mechanismus und einer kleinen, mit Kalkfarbe bemalten Treppe.
Erwähnenswert sind auch die Trockensteinmauern. Sie werden ohne Mörtel durch ein ausgeklügeltes Verbindungssystem errichtet, das ihre Stabilität gewährleistet. Ihr oberer Teil ist mit Steinplatten gekrönt, die auf einer Seite vorspringen und so verhindern, dass Tiere von einer Parzelle zur anderen springen können. In den Fels gehauene Kreuze, Zinnen aus Stein und Mörtel oder eine Reihe kleiner Platten, die senkrecht im Boden vergraben sind - ihre Formen sind vielfältig.
Wasser-Architektur
Da Formentera weder Quellen noch Flüsse besitzt, musste es sich anpassen und eine Architektur entwerfen, die es ihm ermöglichte, die Wasserversorgung sicherzustellen. Dies ist die Aufgabe der Zisternen und Wasserspeicher. Die Zisternen sind in den Boden gegraben und haben eine runde Form, während die Wasserspeicher rechteckig sind und von einem Tonnengewölbe bedeckt werden. In beiden Fällen werden ihre Öffnungen durch eine Kapelle geschützt. Schöne Beispiele sind in La Mola zu entdecken.
Brunnen sind weitere wichtige Zeugen dieser Wasserarchitektur. Einige haben sehr ausgeklügelte Strukturen mit einem hohen Geländer, das den oberen Teil des Brunnens vollständig bedeckt und eine Art Kapelle schafft, die denen von Zisternen und Wasserspeichern ähnelt. Die Wasserräder, mit denen das Wasser aus den Becken geholt wird, sowie die Kanalisationssysteme, mit denen das Land bewässert wird, sind weitere Zeugen dieser genialen Architektur, von der es in der Umgebung von Ses Clotades und Es Carnatge zahlreiche Beispiele zu bewundern gibt.
Schließlich haben Sie bei Ihren Spaziergängen entlang der Küste wahrscheinlich auch kleine Holzschuppen gesehen. Dabei handelt es sich um die sogenannten Escars oder Treidelkeile, ein System aus schrägen hölzernen Führungsstangen, über die die Boote geschoben werden. Um diese vor Regen und Sonne zu schützen, wird im oberen Bereich meist ein hölzernes Vordach errichtet. Viele dieser kleinen Bootshäuser sind in Cala Saona, Es Calo oder Ses Illetes zu sehen.
Fortgeführte Traditionen
Während einige Orte für den wachsenden Tourismus urbanisiert wurden (z. B. Es Pujols), hat Formentera seine wunderschöne Küstenlandschaft dank strenger städtebaulicher Vorschriften, die das Bauen in einer Entfernung von weniger als 100 Metern von den Stränden verbieten, erhalten können. Zeitgenössische Architekten wie Marià Castelló haben sich moderne, klare Strukturen ausgedacht, die sich an die natürlichen Panoramen anschmiegen und gleichzeitig traditionelle Materialien verwenden. Die weiß getünchten Villen nehmen die Tradition kubischer Volumen auf und verfügen über große Fenster, die sich zum Mittelmeer hin öffnen. Auch die Chiringuitos oder Strandbars (heute mit Sonnenkollektoren!), die direkt in den Sand gesetzt werden, haben sich gehalten. Sie sind sogar ein Muss, wenn man die Insel besucht!