Politik: ein stabiler Kontext
Im Amt des Premierministers ist der Liberale Luis Montenegro seit April 2024 der Nachfolger von Antonio Costa. Der zurückgetretene Ex-Minister profitierte vom Erfolg seiner Entscheidungen: einer nachfrageorientierten Konjunkturpolitik, die durch eine Sozialpolitik gestützt wird. Seit seinem Amtsantritt 2015 hatte er sich verpflichtet, einen Schlussstrich unter die Sparpolitik zu ziehen: Er hob den Mindestlohn an, überprüfte die Beamtengehälter sowie das Rentensystem. Der Konsum der Haushalte stieg an, was vor allem auf Programme zur Bekämpfung prekärer Lebensverhältnisse zurückzuführen ist. Die Erholung wurde durch die Wiederbelebung der Exportindustrie (Automobil-, Schuh- und Textilindustrie) unterstützt, während immer mehr ausländische Unternehmen bereit waren, in Portugal zu investieren. Chinesische Investmentgruppen wurden Teilhaber der größten portugiesischen Versicherungsgesellschaft, des Stromnetzes REN und der größten Privatbank des Landes. Der Dienstleistungssektor (68,3 % der Erwerbsbevölkerung) bestätigt seine dominierende Stellung in der portugiesischen Wirtschaft durch seinen wichtigsten Wirtschaftszweig, den Tourismus, der von 6,5 Millionen Besuchern im Jahr 2009 auf 32,5 Millionen im Jahr 2023 gestiegen ist. Eine spektakuläre Zahl, wenn man sie in Relation zur portugiesischen Bevölkerung (10,3 Millionen Einwohner) setzt.
Wirtschaft: eine schöne Dynamik
Portugal, das 2011 am Rande des Staatsbankrotts stand, hat es in wenigen Jahren und im Gegensatz zu anderen südeuropäischen Ländern geschafft, sein Haushaltsdefizit und die Arbeitslosigkeit (stabilisiert bei 6,5 % im Dezember 2023) zu senken, Investoren anzuziehen und zu einem nachhaltigen Wachstum zurückzukehren (1,8 % im Jahr 2023). Der boomende Tourismus wurde von der Gesundheitskrise hart getroffen und entwickelt darüber hinaus perverse Nebenwirkungen, allen voran die steigenden Immobilienpreise. Die sichtbare Folge: Die Bewohner, insbesondere aus der Mittelschicht, werden aus den Innenstädten vertrieben. Überraschenderweise ist das Land zu einem Paradies für Start-ups und digitale Nomaden geworden, die Lissabon als jährlichen Treffpunkt für den Web Summit gewählt haben. Der portugiesische Mindestlohn wurde zwar angehoben, ist aber mit 822 € im Vergleich zu einigen europäischen Nachbarn immer noch niedrig und überzeugt junge Akademiker - Geeks oder nicht - noch nicht davon, im Land zu arbeiten... Im Energiebereich ist Portugal immer noch stark von fossilen Energieimporten abhängig (74,2 % der Importe im Jahr 2019), entwickelt jedoch ein ehrgeiziges Programm für Solarkraftwerke und ist eines der ersten Länder der Welt, das bis 2050 CO2-neutral werden will! In Alentejo befindet sich eines der beiden größten Kraftwerke des Landes: Es steht in Amareleja (Bezirk Beja) und erstreckt sich über eine Fläche von 250 Hektar. Die 262.000 Solarmodule haben eine maximale Leistung von über 46 MW und versorgen 30.000 Haushalte mit Strom