Mittelalterliche Macht
Der Dom von Trient ist ein großartiges Beispiel für die Kraft und Schlichtheit der lombardischen Romanik, die sich vor allem in der zinnenbewehrten Silhouette des Glockenturms zeigt. Ein Sinn für Schlichtheit findet sich auch in der Kirche von Zell am See, die durch die Ruhe beeindruckt, die ihre harmonischen Volumen ausstrahlen. Diese Schlichtheit wird später von einer Gotik abgelöst, die mystische und heraldische Motive in Fresken, Gemälden und Holzskulpturen mit wunderschöner Polychromie vereint. Kreuzgewölbe oder Sterngewölbe mit schönen Rippen, stilisierte Portal- und Fensterrahmen und Reliefverzierungen sind ebenfalls charakteristisch für die Tiroler Gotik. Die Pfarrkirche von Kötschach mit ihrem Gewölbe des Kirchenschiffs, dessen anmutige Linien an Blumenmotive erinnern; die Andreaskirche in Laas mit ihrem Rippengewölbe des Hauptschiffs, das im Chor in ein Sternschiff übergeht; die Pfarrkirche von Kötschach mit ihrem Gewölbe des Hauptschiffs, das im Chor in ein Sternschiff übergeht; die Pfarrkirche von Rattenberg mit ihrem prächtigen Blockverband aus rosa Marmor und den stilisierten Kapitellen; oder die Pfarrkirche von Schwaz mit ihren Kreuzganggalerien mit Kreuzgewölbe, die zu den Meisterwerken der Gotik zählen. Sie werden übrigens feststellen, dass die Anzahl der Schiffe in den Tiroler Kirchen immer gerade ist... mit Ausnahme der Franziskanerkirche in Schwaz, die mit ihren drei Schiffen eine strenge Interpretation der vom Orden auferlegten Bauregeln darstellt.
Das Schloss Bruck bewahrt sehr schöne Beispiele seines mittelalterlichen Ursprungs, insbesondere den Rittersaal mit seiner Balken- und Balkendecke, die noch immer die Spuren der herrlichen polychromen Verzierungen trägt. Die Festung Berneck mit ihrem gotischen Erkerportal und die Burg Landeck, die beide an der alten Römerstraße liegen, zeugen ebenfalls von einer regen Verteidigungsaktivität. In Italienisch-Tirol sollten Sie sich das legendäre Castello del Buonconsiglio in Trient nicht entgehen lassen, das vor allem aus dem Castel Vecchio aus dem 13. Jahrhundert besteht; die mächtige zinnenbewehrte Silhouette des Schlosses von Castelbello; oder auch das Schloss von Brunico. Im Schatten dieser Festungen und Mauern liegen die charmanten Dörfer mit ihrem mittelalterlichen Städtebau, der aus engen Gassen, Treppen und gewölbten Durchgängen besteht, die zu den Plätzen führen, die das Zentrum der Stadt bilden. Von allen Städten Tirols hat Hall in Tirol diesen Städtebau wahrscheinlich am besten bewahrt. Sehen Sie sich die Aufteilung in Ober- und Unterstadt an, die jeweils über einen großen Platz verfügen, der von hübschen Wappenhäusern mit Arkaden gesäumt wird. Die Stadt besitzt auch ein sehr schönes Beispiel für die bürgerliche Gotik: das Rathaus mit seinen Zinnengraten. Der schönste Vertreter dieser bürgerlichen Gotik ist jedoch in Innsbruck zu sehen. Es handelt sich um das Kleine Goldene Dach, ein wunderschöner Erker (geschlossener Balkon), der als Ehrenloge dient. Mit seinem mit Tausenden von vergoldeten Kupferschindeln gedeckten Dach und den Fresken und Basreliefs mit dem Bildnis von Maximilian I. ist es kaum zu übersehen!
Renaissance- und Barockpracht
Nach der Pracht der Gotik ließ Maximilian I. einen neuen Wind durch Tirol wehen: die Renaissance, die stark von italienischen Einflüssen geprägt war. Die großen Paläste erhielten elegante Fassaden mit Malereien oder Bossenwerk und waren um große, harmonische Arkadenhöfe angeordnet, während ihre Innenräume mit prächtigen Kassettendecken, Fresken und wunderschönen Intarsienarbeiten geschmückt waren. Trento wird auch als "die gemalte Stadt" bezeichnet und ist berühmt für seine farbenfrohen Paläste mit eleganten Zwillingserker. In Rattenberg beeindrucken die Häuser mit ihren hohen, farbenfrohen Fassaden, die mit Stuckelementen und Marmorrahmen verziert sind. Ihnen wird auffallen, dass sie hinter ihren horizontalen Stürzen Dächer mit mehreren Firsten beherbergen, die senkrecht zur Straße verlaufen. Diese sogenannten "Graben"-Dächer waren dazu gedacht, die Brandgefahr zu verringern. In Innsbruck beherbergt die Hofkirche mit ihrer Intarsienempore, dem sogenannten "Fürstenchor", eines der schönsten und berühmtesten Zeugnisse der Tiroler Renaissance: das Mausoleum von Maximilian I., dessen grandiose Pläne der Kaiser selbst entworfen hat. Der Kenotaph aus weißem Marmor, der von einem wunderschönen kunstvollen Gitter umgeben ist, wird von vier allegorischen Bronzefiguren, einer knienden Statue Maximilians, 28 Bronzestatuen (ursprünglich waren 40 geplant!) mit dem Spitznamen "Schwarze Männer" und 24 Basreliefs umrahmt. Die Schlösser wurden nun zu Palästen, wie das Schloss Tratzberg mit seinen illuminierten Fassaden, schönen Arkadenhöfen, freskengeschmückten Sälen und Decken mit erstaunlichen Holzverbindungen, die ohne einen einzigen Nagel hergestellt wurden! Das Schloss Ambras in Innsbruck ist ein weiteres prächtiges Beispiel für die Wiederbelebung der Renaissance. Der Spanische Saal ist mit Stuckarbeiten und Grotesken, einer Kassettendecke, Intarsientüren und eleganten Fresken geschmückt. Die Festung Kufstein hingegen zeigt, wie sich die Militärarchitektur an die Entwicklungen der Artillerie anpasst: Bastionen und Kasematten sind strukturelle Neuerungen. Die harmonische Renaissance wird dann vom üppigen Barock abgelöst. Der Barock ist eine Kunst der Inszenierung par excellence und wird von einer Fülle von Stuck, Vergoldungen und anderen Ornamenten in den unterschiedlichsten Formen begleitet, um erstaunliche Bewegungen zu schaffen. Die Karlskirche in Volders ist die erste große Barockkirche in Tirol. Sehen Sie sich ihren erstaunlichen kleeblattförmigen Grundriss, die sechs Kuppeln und die mit Türmchen geschmückten Zwiebeltürme an. Wilten besitzt zwei Meisterwerke des Barocks: die Abteikirche mit ihrer orangefarbenen Putzfassade, die sich zu einem Portal wölbt, das von zwei bemalten Holzriesen flankiert wird, und einem Innenraum mit schwarzen, goldverzierten Altaraufsätzen und eleganten Pflanzengittern; und die Basilika, deren Innendekor in rosa und weißen, goldverzierten Farben sowie Ranken und Blumen aus Stuck gehalten ist.DieAbtei Stams verlor ihre ursprüngliche zisterziensische Schlichtheit und wurde durch Fresken und Vergoldungen sowie zwei Zwiebeltürme ersetzt. Die "Barockisierung" mittelalterlicher Gebäude ist ein sehr häufiges Phänomen, wie der Dom zu St. Jakob in Innsbruck mit seiner konkaven, von zwei Türmen eingerahmten Fassade und seiner monumentalen Kuppel beweist. Sehen Sie sich auch die Malereien in ihrer Kuppel-Laterne an, deren perspektivische Effekte einen erstaunlichen Eindruck von Höhe vermitteln. Doch dieser Barock ist nicht nur religiös, sondern verwandelt auch Häuser und Paläste. Die Hofburg in Innsbruck ist das schönste Beispiel dafür. Seine lange, von Kuppeltürmen eingerahmte Fassade und seine reich verzierten Säle, darunter der Riesensaal mit seinen strahlenden, porzellanartig wirkenden Stuckverkleidungen, tragen das Zeichen dieses üppigen Barocks... Ebenso wie das Helblinghaus mit seinen stilisierten Einfassungen und den in erstaunlichen konvexen Vorbauten angeordneten Fenstern - ein geniales Mittel, um in einer engen und daher sehr sonnenarmen Straße möglichst viel Licht einzufangen!
Vom 19. Jahrhundert bis zum Modernismus
Entlang der Großen Dolomitenstraße, die zwischen 1895 und 1909 als Meisterwerk der Ingenieurskunst von Bozen nach Cortina gebaut wurde, gibt es viele Luxushotels. Der historisierende Eklektizismus und der Belle-Epoque-Stil, der auf den Quellen der Antike, der Gotik und der Renaissance basiert, waren damals sehr beliebt und schmückten die Fassaden all dieser neuen Touristenattraktionen. In Meran fügt das Kurhaus, das Flaggschiff der Stadt, all diesen Neo-Stilen eine neue Note hinzu: den Jugendstil, der in Italien Liberty genannt wird. Er mischte klassische Kolonnaden und Giebel mit Blumendekorationen und eleganten Glasfenstern und Kuppeln. Anfang der 1930er Jahre fiel die hübsche Stadt Bozen dem Duce ins Auge, der sie zu einem Beispiel für faschistische Architektur und Stadtplanung machen wollte. Statt barocker Linien wurde ein Monumentalismus bevorzugt, der mit Kolonnaden und Portiken zu den antiken Codes zurückkehrte. Das Monumento alla Vittoria und der Palace del Tribunale sind zwei Beispiele für diesen architektonischen Faschismus.
In den 1930er Jahren wurde auch die Großglockner-Hochalpenstraße gebaut. 870.000 m3 Erde und Stein wurden bewegt, 115.750 m3 Mauerwerk errichtet, 67 Brücken gebaut usw. - beeindruckende Zahlen für diese Straße, die sich über 48 km und 36 Kurven erstreckt und sich dank der Verwendung von traditionellem Stein perfekt in die Landschaft einfügt. Tirol öffnete sich dann der Moderne unter dem Einfluss von zwei großen lokalen Architekten: Clemens Holzmeister und Lois Welzenbacher. Ersterer wurde für seinen monumentalen Stil berühmt, der auf den Quellen der lokalen Traditionen aufbaut und zwischen Einfachheit und Expressivität schwankt. Zu seinen wichtigsten Werken zählen das Passionsspielhaus in Erl, eine Art Komma aus Beton auf Stelzen, und die Friedhofskapelle in Lienz, die zu Ehren von Kriegsteilnehmern des Ersten Weltkriegs errichtet wurde. Lois Welzenbacher baute Gebäude im Stil des aufkommenden internationalen Stils, die Funktionalität und Rationalität miteinander verbinden, wie sein kantiger weißer Turm in Hall in Tirol oder die Gebäude rund um den Bahnhof von Innsbruck. Lois Welzenbacher war übrigens der einzige österreichische Architekt, der 1932 zur Ausstellung "International Style" in New York eingeladen wurde! In den 1950er Jahren veränderte sich Tirol erneut, diesmal jedoch durch technische Meisterleistungen wie die Europabrücke, für die 70.000 m3 Beton und 3.150 Tonnen Asphalt verbaut wurden, oder durch die vielen Staudämme und Stauseen, die vor allem im Kapruner Tal errichtet wurden.
Zeitgenössische Efferveszenz
Die erste Station ist Innsbruck. Das Kaufhaus Tyrol, ein großes Einkaufszentrum, das von David Chipperfield entworfen wurde, ist ein elegantes Gebäude mit einer Fassade aus Glas und Beton, die mit einer Mischung aus Zement und weißem Marmor verputzt ist. Dominique Perrault und Daniel Buren haben das Rathaus mit hellen, luftigen Glasstrukturen neu gestaltet. Das Büro Stoll Wagner entwarf das Tyrol Panorama, ein langgestrecktes Gebäude, das wie ein Diamant glänzt und eine zarte Verbindung mit dem Historischen Museum der Kaiserjäger herstellt. Ein gelungener Dialog mit der Vergangenheit findet sich auch in der Touristeninformation, die in den ehemaligen kaiserlichen Stallungen untergebracht ist und deren dreischiffige Galerie und Renaissance-Gewölbe mit schlichten zeitgenössischen Volumen in Dialog treten. Auch das Maison de la Musique mit seinen großen Glasfenstern und der durch bewegliche Keramiklamellen belebten Fassade ist sehr beliebt. Nicht weit vom Zentrum entfernt entdeckt man die Marke von Zaha Hadid. Ihr verdanken wir die Bergisel-Schanze, eine erstaunliche Hybridinstallation aus Skirampe, Restaurant und Aussichtsplattform, deren geschwungene weiße Struktur beeindruckt. Zaha Hadid hat auch die Stationen der Hungerburgbahn neu gestaltet, insbesondere die Station Seegrube, deren Formen und Weiß direkt von den umliegenden schneebedeckten Bergen inspiriert sind. Im italienischen Tirol hat die Architektin eine weitere architektonische Meisterleistung vollbracht: das Messner Mountain Museum in Kronplatz, dessen Struktur sich buchstäblich in den Felsen schmiegt, um die Harmonie der Landschaft nicht zu zerstören. Das Hochgebirge ist ein ideales Terrain für alle Experimente und Kühnheiten. Die Plattformen sind spektakulär, wie der Stubaier Gletscher, eine Konstruktion aus Metall und Holz, die über dem Stubaier Gletscher schwebt, oder der von Peter Schluck entworfene Pavillon aus Stahl, Glas und Lärchenholz im Hochgurgl-Gebiet. Auch die Seilbahnlinien und -stationen sind nicht zu verachten. Sehen Sie sich die organischen Skulpturen an, die mit gebogenen Aluminiumblechpaneelen an den Stationen der Wildspitzbahn bedeckt sind, oder die mit einer transparenten Membran überzogenen Stahlkonstruktionen der Gaislachkogelbahn. Letztere wurden von dem Tiroler Architekten Johann Obermoser entworfen, der auch das erstaunliche Restaurant Ice Q mit seiner an Eisblöcke erinnernden Glasstruktur entworfen hat. Der elegante Kongresspark in Igls, der als transparenter Klimaraum konzipiert wurde, das Festspielhaus in Erl, das von den umliegenden Bergen inspiriert wurde, und nicht zuletzt das unglaubliche Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Rovereto, das von Mario Botta als "Pantheon ohne Fassade" entworfen wurde und dessen drei Stockwerke sich um eine große Agora gruppieren, die von einer großen Glaskuppel überragt wird...: Dies sind nur einige weitere großartige Beispiele für die zeitgenössische Bewegung, die Tirol immer wieder verändert!
Vernakuläre Reichtümer
In sehr großen Höhen sind die Gebäude fast immer aus Stein, aber auf den grüneren Almen findet man eine erstaunliche Architektur: die der Holzbauernhöfe und -chalets. Diese rustikalen Häuser, die fest auf einem Steinsockel verankert sind, um die Isolierung des Hauses zu verstärken, erkennt man an ihren steilen Dächern, deren Überhang die mit schönen Malereien verzierte und mit Erkern und Holzgalerien geschmückte Fassade schützt. Lambrequins und Friese, die wie Spitzen gemeißelt sind, fügen sich zu dieser einzigartigen Dekorationskunst hinzu, die man auch in den holzgetäfelten Innenräumen findet, in denen die Möbel in leuchtenden Farben bemalt und mit Schablonenmotiven (Blumen, Sterne, Herzen) verziert sind. Fichte, Lärche, Tanne, Esche, Haselnuss...: Die verschiedensten Holzarten werden entsprechend ihrer Eigenschaften verwendet, um in den Schnitzereien und Einlegearbeiten eine einzigartige Raffinesse zu erreichen. Das Glockentürmchen an der Fassade dient dazu, den Rhythmus des täglichen Lebens zu bestimmen. Das schönste Dorf, in dem Sie diese Architektur und die Chalets entdecken können, ist zweifellos Alpbach. Sie können auch zahlreiche Ökomuseen besuchen. Zu den bekanntesten gehören: das Museum der Tiroler Bauernhöfe in Rattenberg, das Ötztaler Regionalmuseum und Ökomuseum und natürlich das Museum für Tiroler Volkskunst und Traditionen in Innsbruck. In Trentino-Südtirol werden Sie häufiger große weiße Bauernhäuser sehen, die ein- oder zweistöckig gemauert sind und ein Giebeldach aus Holz haben. Das Erdgeschoss ist für die Tiere, dererste Stock für den Wohnbereich und der Dachboden für die Lagerung von Heu. An der Fassade finden sich häufig Holztreppen und -balkone. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam diese ländliche Architektur wieder in Mode, da die Skiorte das Chaletmodell für ihre Hotels nutzten und missbrauchten. Gleichzeitig entstanden überall moderne Chalets, die das rustikale Holz mit immer originelleren Formen verbanden und dabei auf Einfachheit und Nachhaltigkeit setzten!