Die wichtigsten Ressourcen
Die Land- und Forstwirtschaft beschäftigt 3,1 % der Erwerbsbevölkerung und erwirtschaftet 0,6 % des BIP der Schweizer Wirtschaft im Jahr 2021. Dieser Anteil kann jedoch nur dank des Schutzes und der Subventionen des Bundesstaates aufrechterhalten werden. Die Landwirtschaft leistet ihren Beitrag zum Umweltschutz, indem sie direkt in das ländliche Leben und die Landschaft sowie in die Tourismuswirtschaft integriert ist. Die Viehzucht, hauptsächlich Rinder (und sogar hochgradig symbolisch für die Schweiz!), macht drei Viertel der landwirtschaftlichen Produktion aus. Ein großer Teil der Milch wird verwertet und zu Nebenprodukten verarbeitet und hauptsächlich exportiert - Milchpulver (Nestlé), Schokolade (Suchard, Lindt, Cailler) oder Käse (Greyerzer, Emmentaler). Im Jahr 2022 gibt es 48.344 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Begeisterung für den ökologischen Landbau (16,2 % der Gesamtzahl).
Der Industriesektor erwirtschaftet 22 % des BIP und beschäftigt rund 23 % der Bevölkerung. Die chemisch-pharmazeutische und mechanische Industrie, die Mikrotechnik sowie die Uhrenindustrie sind neben der Nahrungsmittelindustrie (Nestlé) die wichtigsten industriellen Zentren der Schweiz. Das Industriegebiet von La Chaux-de-Fonds ist besonders dafür bekannt, dass es die Marken und Zulieferer der Automobil- und Uhrenindustrie beherbergt. Die Uhrmacherei und die Beherrschung von Hochpräzisionstechnologien können im internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds besichtigt werden. Zu nennen sind hier die Luxusmarken Breitling, Chopard, Patek Philippe, Rolex, Swatch oder Vacheron Constantin, die dem Land viele Devisen einbringen.
Eine führende Pharmaindustrie
Die Schweiz gehört zu den größten Produzenten von pharmazeutischen Produkten. Biotech und andere Medizintechnologien sind bahnbrechend und bringen das Land auf dem internationalen Markt an die Spitze. In fast zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Beschäftigten mehr als verdoppelt (47 000 im Jahr 2020). Der Sektor erwirtschaftet 5 % des BIP des Landes und ist in dieser Hinsicht der zweitgrößte des Landes, direkt hinter der Maschinenindustrie, zu der er aufzuschließen versucht. Als Zugpferd der Schweizer Wirtschaft ist die Pharmaindustrie für mehr als ein Drittel des Schweizer BIP-Wachstums zwischen 2010 und 2020 verantwortlich. Mit diesem rasanten Wachstum hat sich die Pharmaindustrie als einer der wichtigsten Motoren des Schweizer Exportsektors etabliert. Die Region Basel ist mit den Konzernen Roche, Novartis und Syngenta der bedeutendste Chemie- und Pharmastandort des Landes. Aber auch in der ganzen Schweiz wird Innovation groß geschrieben. 2021, ein Beispiel von vielen, hat ein Neuenburger Unternehmen ein vernetztes Armband entwickelt, das den Blutdruck kontinuierlich misst.
Ein stark entwickelter tertiärer Sektor
Die meisten Beschäftigten arbeiten für den Dienstleistungssektor. 70 % des Bruttoinlandsprodukts werden im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Der Anstieg in diesem Bereich ist vor allem auf die Effizienz des Bildungssystems, des Gesundheitssystems, des Finanz- und Versicherungswesens, des Transportwesens sowie der sogenannten Beratungsunternehmen zurückzuführen. Im Dienstleistungssektor sind 75 % der Erwerbstätigen beschäftigt und 74 % des BIP erwirtschaftet. Neben den multinationalen Unternehmen, die 10 % der Erwerbsbevölkerung beschäftigen, schafft es der Dienstleistungssektor, mehr als 4,3 Millionen Arbeitsplätze zu erhalten (Stand April 2023).
Ein außergewöhnlicher Bankensektor
Der Bankensektor stellt einen wesentlichen Zweig der Wirtschaft des Landes dar. Nach einem bedeutenden Wachstum in den 1980er und 1990er Jahren erlebt er jedoch einen schwierigen Einstieg ins 21.Jahrhundert und muss sich ab Mitte 2008 mit der globalen Krise auseinandersetzen.
Im Jahr 2021 ist die Schweiz mit einer Auswahl von 239 verschiedenen Banken immer noch eines der wichtigsten Finanzziele der Welt. Auch in Bezug auf die Verwaltung von Vermögen ist sie vorbildlich. Das Transparenzgesetz zum Bankgeheimnis, das Bern anlässlich des OECD-Übereinkommens 2016 unterzeichnet hat, ist auf die Amtshilfe in Steuerangelegenheiten anwendbar. Es setzte dem Bankgeheimnis teilweise ein Ende. Seit 2018 müssen Banken die Steuerbehörden der Herkunftsländer ausländischer Kunden automatisch über die Existenz von Konten in der Schweiz informieren, um Steuerhinterziehung abzuschrecken - ein Schritt, der es dem Land ermöglichte, die von der Europäischen Union erstellte Liste der Steuerparadiese zu verlassen. Im März 2023 wurde die fast bankrotte Credit Suisse, die zweitgrößte Bank des Landes, in letzter Minute von ihrer Erzrivalin UBS gerettet, nachdem die Behörden intensiven Druck ausgeübt hatten. Die Übernahme wurde einige Wochen später abgeschlossen. Der neue Bankriese ist nun 1,5 Milliarden Schweizer Franken schwer - das Doppelte des helvetischen BIP! Die Raiffeisenbanken verfügen über das dichteste Filialnetz, haben aber einen Sonderstatus, da sie als Genossenschaften funktionieren. Danach folgen die ausländischen Banken und die Kantonalbanken sowie die Regionalbanken und die Sparkassen. Die Privatbankiers schließlich gehören zu den ältesten Instituten der Schweiz und sind auf die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden spezialisiert. Da wir uns im Land der Banken befinden, erscheint es fast logisch, dass auch Kaufhäuser wie Migros oder Coop ihren Kunden Bankdienstleistungen anbieten.
Innovation, eine blühende Leidenschaft
Auf der Suche nach neuen wirtschaftlichen Herausforderungen ist die Innovation in der Schweiz in vollem Gange. Im Jahr 2022 steht sie zum zwölften Mal an der Spitze der Weltrangliste des Global Innovation Index. Der Staat, das öffentliche Bildungs- und Forschungsangebot und private Investitionen fördern die Entwicklung und das Entstehen neuer Technologien und neuen Know-hows. Viele kleine Funken entstehen in Start-up-Unternehmen oder Entwicklungspolen wie dem Campus Biotech in Genf, dem EPFL Innovation Park in Lausanne, dem BioArk in Visp und Monthey, dem Bio-Technopark in Zürich, dem Biopôle in Lausanne sowie dem Technologiepark in Basel. Zu den vielversprechenden Beispielen gehören: ein Unterwasser-Wifi für Drohnen und die Zucht von Fliegen zur Abfallbeseitigung. Die Schweizer Biotechnologie-Start-ups vermehren jedes Jahr ihre Kreationen, die den Gesundheitsbereich revolutionieren. So hat Cutiss, ein an die Universität Zürich angelehntes Biotech-Unternehmen, die erste Maschine entwickelt, die aus einer Probe eines Patienten Haut in großen Mengen generieren kann.
Ein exportorientiertes Land
Die Schweiz glänzt auch bei den Exporten und bewahrt so ihren Ruf als Akteurin auf internationaler Ebene. Der Außenhandel ist der wichtigste Faktor für das BIP des Landes. In einigen Sektoren werden über 90 % der Waren und Dienstleistungen exportiert. Die Schweiz exportiert ihre Produkte am besten nach Europa, vor allem Uhren, Schokolade und Käse, sowie Chemie und Pharmazeutika, die 60 % der Gesamtexporte ausmachen.
Menschliche Ressourcen
Als neuer aktiver Sektor in der Schweizer Wirtschaft wird das Management von Humanressourcen sehr wettbewerbsfähig. Mangels natürlicher Ressourcen - mit Ausnahme der Wasserkraft - hängt der wirtschaftliche Reichtum der Schweiz in erster Linie von ihren Humanressourcen ab, die auf dem Ruf ihrer qualifizierten Arbeitskräfte beruhen, vom Beitrag ausländischer Arbeiter, die bis zu einem Viertel der Arbeitsplätze besetzen, von den sozialen Bedingungen, die seit 1937 durch den "Arbeitsfrieden" gekennzeichnet sind, der Streiks verhindert, vom finanziellen Umfeld (Bankgeheimnis) und von der politischen Neutralität. Viele internationale Unternehmen haben ihre Personalabteilungen in Genf angesiedelt. Dieser Wandel ist darauf zurückzuführen, dass die Schweiz ein stabiles soziales Umfeld und eine moderate Steuerquote bietet. Auch Arbeitgebern aus der Europäischen Union mag das Schweizer Arbeitsrecht flexibler erscheinen.
Der Stellenwert des Tourismus
Die Schweiz ist einer der Pioniere des Tourismus. Im Herzen Europas gelegen, ist sie ein jahrtausendealtes Durchgangsland mit einem offensichtlichen Naturpotenzial. Darüber hinaus hat sie mit all den romantischen Autoren, die sich vor allem im 18. und 19. Jahrhundert von ihren Seen- und Berglandschaften einlullen ließen, hervorragende "Werbeträger" gehabt. Da die Schweizer sehr gut im Organisieren sind, brauchte es nicht viel, um den Tourismus zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige zu machen, was Arbeitsplätze, Einnahmen und Devisen betrifft. Heute ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftssektor des Landes. Dennoch befindet sich der Sektor aufgrund des sehr starken Frankens und der überhöhten Preise für Nicht-Schweizer in einer schweren Krise. Infolgedessen sind 45 % der Touristen... Schweizer! Fast 40 % sind Europäer: vor allem Deutsche, aber auch Engländer und Franzosen, aber auch Amerikaner, Chinesen und Japaner.
Die Schweiz heute
Heute gehört die Schweizerische Eidgenossenschaft zu den erfolgreichsten Ländern der Welt. Das Wirtschaftswachstum der helvetischen Macht hält an, der Franken wird stärker. Angesichts dieser unglaublichen wirtschaftlichen Gesundheit zieht die Schweiz viele Einwanderungswillige an, die davon träumen, einen Job zu bekommen, insbesondere die immer zahlreicher werdenden französischen Grenzgänger. Im Jahr 2023 werden die ansässigen Ausländer ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, und die Arbeitslosenquote ist mit 2 % immer noch sehr niedrig. Trotz des Bedarfs an Arbeitskräften für die weitere Entwicklung ist die Zeit für Protektionismus und sogar Konservatismus gekommen. Die Schweiz hat in den letzten Jahren eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, die darauf abzielen, die Einwanderung an ihren Grenzen zu reduzieren. Im Februar 2017 wurde die Initiative "gegen Masseneinwanderung" verabschiedet.
In allen Wirtschaftssektoren setzt das Land verstärkt auf "Nachhaltigkeit" und der Staat schafft Anreize für Initiativen. Im Jahr 2021 hat der Bundesrat die Strategie für nachhaltige Entwicklung 2030 verabschiedet. Die drei Schwerpunktthemen sind "nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion", Klima, "Energie und Biodiversität" sowie "Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt". Dieser Aktionsplan wird sich auf die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz auswirken.
Nach der Covid-19-Pandemie, die die Weltwirtschaft geschwächt hat, ist die Schweiz nicht zu beklagen. Der Bankensektor ist nach wie vor ein Faktor für den Erfolg auf dem globalen Finanzplatz. Vielleicht wird sich der Klimawandel auf die Zukunft des Alpenlandes auswirken, da die Möglichkeiten für klimabedingte Schäden zunehmen werden und das Verlustrisiko erheblich sein kann.
Während bei den Bundestagswahlen 2019 die "grüne Welle" den grünen Parteien mit 28 Sitzen bzw. 13,2 % der Stimmen zu historischen Ergebnissen verholfen hatte, war die Wahl am 22. Oktober 2023 von einem starken Comeback der Schweizerischen Volkspartei geprägt. Die SVP, die für ihre einwanderungs- und europafeindliche Rhetorik bekannt ist, erhielt 28 % der Stimmen im Nationalrat. Die SP behielt dank der Stimmen aus den großen Städten mit 18,3 % der Stimmen ihren Platz als zweitstärkste politische Kraft des Landes. Die Grünen sind mit 9,8 % deutlich zurückgefallen.
Direkte Demokratie
Die Besonderheit des politischen Systems der Schweiz ist die direkte Demokratie. So werden die Bürger alle drei Monate dazu aufgerufen, über bestimmte Themen abzustimmen, z. B. über ein neues Einwanderungsgesetz, ein Gesetz über Sozialleistungen etc. Die Dekrete werden in der Regel von den gewählten Volksvertretern erlassen, aber jeder hat das Recht, diesen Entscheidungen zu widersprechen und ein Volksreferendum einzuleiten. In der Schweiz stehen den Bürgern nämlich zwei Instrumente zur Verfügung, mit denen sie auf einen vom Staat beschlossenen Akt einwirken können: das fakultative oder das obligatorische Referendum. Mit dem fakultativen Referendum kann ein von der Bundesversammlung verabschiedetes Gesetz zur Diskussion gestellt werden. Hierfür müssen innerhalb von 100 Tagen 50.000 Unterschriften gesammelt werden. Das obligatorische Referendum erfordert in den von der Bundesverfassung vorgesehenen Fällen eine Volksbefragung. Es setzt eine doppelte Mehrheit der Bevölkerung und der Kantone voraus. Die Volksinitiative ist das Recht eines Teils der Stimmberechtigten, ein Verfahren auszulösen, das die Annahme, Revision oder Aufhebung einer Verfassungsbestimmung ermöglicht, sofern 100 000 Unterschriften gesammelt werden.