Charakteristische Produkte
Mit fast 12 Millionen Rindern bei weniger als 3,5 Millionen Einwohnern ist es überflüssig zu erwähnen, dass Rindfleisch in der lokalen Küche eine zentrale Rolle spielt. Die Uruguayer verzehren nicht weniger als 45 kg Rindfleisch pro Jahr und Einwohner. Es gibt auch gute Käsesorten: Cuartirolo, Colonia und Dambo, Emmentaler, Gruyère, Parmesan, Provolone und Sardo (eine Art Pecorino). Fisch und Meeresfrüchte sind dagegen seltener zu finden. Am häufigsten findet man Meeresfrüchte in Colonia del Sacramento, Punta del Este und Punta del Diablo. Fisch wird in den meisten Fällen auf der Plancha zubereitet oder paniert. Zu den häufigsten Wildarten gehören Rebhühner, Wildente, Fasane und Tauben als Federwild und Kaninchen, Hasen, Wasserschweine (große Nagetiere), Hirsche und Wildschweine als Haarwild.
Bei Gemüse gibt es Kartoffeln in allen Variationen, aber auch Tomaten, Paprika, Karotten, Kürbis, Kohl, Zwiebeln, Mais und andere. Reis wird recht häufig gegessen, aber vor allem Weizen ist wichtig, der in Nudeln und Pizza, aber auch in einer Vielzahl von Brotsorten, Gebäck und Kuchen vorkommt. Die uruguayische Küche ist nicht sehr scharf, verwendet aber großzügig Knoblauch, Lorbeer, Petersilie, Oregano, Paprika und Chili ( ají ).
In Uruguay wird ab 7-8 Uhr gefrühstückt(desayuno), meist mit Milchkaffee, Fladenbrot oder Brot mit Butter, Marmelade und oft auch Mate. Mittags, beim Mittagessen(almuerzo), isst man Fleisch, dazu eine guarnición: Kartoffel, Reis oder Salat. Das Mittagessen wird relativ spät eingenommen, etwa zwischen 13:30 und 14:00 Uhr. Viele Uruguayer halten an der Tradition der Meriendia fest, die etwa um 17 Uhr stattfindet. Früher wurde dieser Snack von den Arbeitern in der Pampa um 11 Uhr eingenommen. Heute ist es eine Art Zwischenmahlzeit mit heißen Getränken und Gebäck. Das Abendessen(cena) wird selten vor 20:30 Uhr eingenommen. Im Restaurant füllt sich der Saal ab 21:30 Uhr.
Die Klassiker der uruguayischen Küche
Als Aperitif bestellt man die picada, ein großes Brett mit Salami, Käse, Oliven, Chips und gesalzenen Erdnüssen, das mit Brot serviert wird. Als Vorspeise wird oft Matambre relleno serviert, das aus dünnen Rindfleischscheiben zubereitet wird, die um eine Füllung aus hartgekochten Eiern, Käse und kleinem Gemüse gerollt werden. Das Ganze wird verschnürt, gekocht und dann in Scheiben geschnitten kalt verzehrt. Zunge mit Vinaigrette(lengua a la vinagreta) ist eine typische Vorspeise auf der Speisekarte uruguayischer Restaurants: Die kalte Rinderzunge wird mit einer leichten Vinaigrette aus Petersilie, Zwiebeln und gehackten hart gekochten Eiern serviert. Das aus Spanien stammende pescado en escabeche ist eine Konservierungsmethode, bei der Fisch gebraten und dann in einer Mischung aus Essig und Öl mit Zwiebeln, Karotten, Knoblauch und Pfeffer konserviert wird.
Gegrilltes steht in Uruguay im Mittelpunkt des Essens. Die Begriffe asado und parrillada wird man ziemlich undifferenziert wiederfinden.Asado ist eine recht allgemeine Technik, bei der über der Glut gegrillt wird. Die häufigste Methode ist das Grillen, aber man kann das Fleisch auch senkrecht über der Glut anordnen, mit einem Gerüst(asador), das die Form eines Kreuzes hat(asado a la cruz). Es gibt auch dasAsado mit Leder(asado con cuero), bei dem das Rindfleischstück mit der Haut gegrillt wird, was ihm einen ganz besonderen Geschmack verleiht. In Uruguay spricht man manchmal von einemAsado aus dem Ofen (asado al horno) und meint damit Fleisch, das in einem mit Holz befeuerten Lehmofen(horno de campo) gegart wurde.
Parrillada bezeichnet eher das Garen auf dem Grill(parrilla), vor allem in Restaurants. Man wird eine Vielzahl von Fleischsorten finden (Rindfleisch, Innereien und Würste wie Chorizo und Blutwurst). Innereien sind beliebt, z. B. Chinchulines (gefüllte Eingeweide) und Riñones (Nieren). Es gibt zwei Arten von Wurst: Chorizo - anders als die spanische Chorizo -, die einer scharfen Wurst ähnelt und eine Mischung aus Kuh- und Schweinefleisch ist, und Morcilla, eine schwarze Blutwurst aus Schweineblut, mit Zwiebeln und Gewürzen. In manchen Parrilladas wird auch Ternerofleisch (Kalbfleisch) verwendet. Im Gegensatz zu Argentinien ist Cordero (Lamm) in Uruguay aufgrund des allgegenwärtigen Rindfleischs selten. Hühnchen findet man vor allem in Form von Pamplonas, gefüllten Hühnerbrüsten mit einer Mischung aus Schinken, Käse, Oliven etc. Wild ist ebenfalls üblich.
Zum Grillen werden viele verschiedene Soßen serviert, die häufigste ist Chimichurri, die aus Petersilie, gehacktem Knoblauch, Oregano, roten Chiliflocken, Paprika, Öl und Essig hergestellt wird. Ebenfalls sehr beliebt ist die Salsa criolla, die aus gehackten Tomaten mit Zwiebeln und Öl besteht. Picantina wird eher zu Hamburgern und Hotdogs serviert und ist eine würzige Sauce, die einer Mayonnaise ähnelt.
Der Chivito ist die lokale Version des Hamburgers, den man an jedem Straßenstand und in kleinen Restaurants für Einheimische findet. Er besteht aus einem gegrillten Rindersteak (kein Hackfleisch), das zwischen zwei Brotscheiben, Salat und Tomaten geschoben wird. Gewürzt wird das Ganze mit Senf, Ketchup oder Mayonnaise. Das Chivito kann auch ohne Brot gegessen werden, dann nennt man es al plato. Die beliebteste Version ist das Chivito canadiense, mit Käse und Speck. Es wird oft mit Pommes frites serviert. Choripán ist ein Kofferwort aus "chorizo" und " pan " (Brot) in Form eines Sandwichs aus gegrillter Chorizo mit Mayonnaise, Ketchup, Tomate, Salat und Zwiebeln. Der Pancho ist der lokale Hotdog, der von deutschen Einwanderern eingeführt wurde.
Der Einfluss der italienischen Küche ist in Uruguay sehr groß und fast 40 % der Bevölkerung haben italienische Wurzeln. So ist es nicht verwunderlich, dass die Einheimischen Capelletti, Tortellini, Lasagne, Cannelloni, Ravioli und Spaghetti lieben. Der dia del gnocchi (manchmal auch ñocchi geschrieben) wird sogar am 29. eines jeden Monats gefeiert. Der Brauch besagt, dass man einen Geldschein unter den Teller schiebt, um Glück und Wohlstand zu erlangen. Außerdem liebt man hier die Pizza und Sie werden in allen Regionen die Gelegenheit haben, sie zu probieren. Polenta ist ebenfalls sehr verbreitet, nicht zu vergessen die Fainá, eine Art dichte Polenta aus Kichererbsenmehl, die in Scheiben geschnitten wird.
Salsa caruso ist eine Sauce aus Crème fraîche, Pilzen, gekochtem Schinken und Käse - manchmal mit Nüssen -, die zu den aus der italienischen Emilia-Romagna stammenden Cappelletti, auch bekannt als Caplèt, gereicht wird. Das sind Eiernudeln, die mit Fleisch oder Käse gefüllt und zu "Hütchen" gefaltet sind, wie der italienische Name schon sagt. In Uruguay schließlich darf das Mailänder Schnitzel, auch Milanesa genannt, nicht fehlen. Es ist immer eines der preisgünstigsten Gerichte auf der Speisekarte und wird regelmäßig als Tagesmenü angeboten. Die Milanesa a la napolitana (die nicht aus Neapel kommt) wird mit Tomatensoße, Schinkenscheiben und Mozzarella belegt. Die Milanesa a caballo wird mit einem Ei auf dem Fleisch gekrönt.
Empanadas sind spanischen Ursprungs und werden im gesamten Südkegel des Kontinents hergestellt. Sie sind eine Art Teigtaschen, die mit Fleisch, Käse, Paprika usw. gefüllt sind. Sie werden für einen geringen Preis pro Stück verkauft und warm oder kalt gegessen. Ein weiteres iberisches Gericht ist der Puchero, ein sehr kompletter Eintopf mit verschiedenen Fleischstücken (Lende, Markknochen, Speck), Kohl, Mais, Raps, Zwiebeln, Sellerie, Karotten, Süßkartoffeln, Kürbis und Kartoffeln. Möglicherweise aus Argentinien stammend, ist Guiso Carrero ein Schmorgericht mit Kartoffeln, Süßkartoffeln, Nudeln, Kürbis, Zwiebeln, Tomaten, Bohnen und verschiedenen Fleischstücken. Die torta pascualina ist einePastete aus Weizenmehl, die mit Spinat und/oder Mangold mit Ei gefüllt ist und traditionell zu Ostern zubereitet wird.
Aus Congrio (Meeraal) wird Caldillo, eine Suppe aus Kartoffeln und Zwiebeln, zubereitet. Weitere Fischgerichte sind Seebarsch(corvina), Thunfisch (atún) und Seezunge(lenguado). Im Landesinneren, in den Städten, die an Flüsse angrenzen - vor allem in der Nähe des Río Negro und des Río Yí - kann man Forellen und Lachse probieren. Besonders erwähnenswert sind der beliebte Pescado a la marinera, eine Art lokale Fish & Chips, und der Kabeljau(Bacalao), der normalerweise mit Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Kräutern geschmort wird.
Desserts und Getränke
Die Uruguayer lieben Gebäck, vor allem als Zwischenmahlzeit, und man wird verschiedene Kuchen und Gebäckstücke finden. Wie in Argentinien darf Dulce de leche nicht fehlen. Dabei handelt es sich um eine "Marmelade" aus Milch, die durch Einkochen und Karamellisieren von gesüßter Kondensmilch gewonnen wird. Die Uruguayer essen es sehr häufig, zum Frühstück, als Snack oder zum Nachtisch. Zu den Süßspeisen gehört der beliebte Chajá, ein saftiger Kuchen mit Pfirsich, Baisersplittern und Dulce de leche. Erwähnenswert sind auch der bizcocho borracho, ein saftiger Kuchen, der mit einem alkoholischen Sirup getränkt ist, oder der massini, der aus zwei Schichten Biskuit besteht, mit Schlagsahne gefüllt und mit einer Schicht karamellisiertem Sabayon gekrönt ist. Tortas fritas sind flache, scheibenförmige Krapfen, sie werden zum Kaffee serviert.
Der Reiskuchen(arroz con leche), ein weiteres Dessert, das die Einheimischen lieben, wird meist mit Vanille aromatisiert.Alfajor ist ein in der Region übliches Gebäck, das aus zwei Fladen aus Weizenmehl und Maizena besteht und mit einer Füllung entweder aus Dulce de leche oder Schokoladenganache gefüllt wird. Sie können auch mit Schokolade oder Puderzucker überzogen sein. Dulces de frutas sind Fruchtpasten: Die am weitesten verbreitete ist Dulce de frutilla (Erdbeere), aber auch Dulce de naranja (Orange), Dulce de membrillo (Quitte) und Dulce de zapallo (Kalebasse). Damasquito ist die Bezeichnung für Aprikosenpaste. Garrapinadas sind mit Schokolade überzogene Erdnüsse.
Obwohl Tee und vor allem Kaffee in Uruguay üblich sind - was angesichts der riesigen italienischen Diaspora nicht weiter verwunderlich ist -, bleibt das Nationalgetränk der Mate. Der Aufguss aus einem Kraut namens Yerba Mate ist in Uruguay, aber auch in Argentinien, Paraguay und Südbrasilien vor allem eine Lebenskunst. Man schlürft seinen Mate aus einer kleinen Kalebasse mit Hilfe einer Bombilla, einer Art Metallstrohhalm mit einem Mundstück, das als Sieb dient (damit das Kraut nicht verschluckt wird). Das Ritual ist sehr genau: Man gibt Wasser auf den Boden der Mate, dann fügt man die Yerba Mate hinzu und gießt heißes Wasser darüber, aber nicht zu viel, damit das Kraut nicht verbrennt. Anschließend wird die Bombilla aufgesetzt. Die Dosierung und die Ziehzeit hängen vom individuellen Geschmack ab. Manche geben sogar noch Minzblätter oder andere Kräuter oder Gewürze hinzu.
Die Weinrebe wurde im 17. Jahrhundert von spanischen Siedlern in Uruguay eingeführt und der Weinanbau entwickelte sich in der Region unter dem Einfluss der Jesuiten. Ihre Produktion stagnierte jedoch, als sie Ende des 18. Jahrhunderts vertrieben wurden. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte der Weinbau einen Aufschwung, auch dank der Ankunft europäischer Einwanderer, insbesondere aus dem Baskenland und Italien. Während Chile und Argentinien außerhalb ihrer Grenzen bereits für ihre Qualitätsweinproduktion bekannt sind, muss man zugeben, dass der uruguayische Wein kaum oder gar nicht bekannt ist. Dabei gibt es in dem Land rund 270 Bodegas (Weinberge). 60 % der nationalen Produktion stammen aus dem Departement Canelones, nördlich von Montevideo, und 20 % der Gesamtproduktion sind für den Export bestimmt. Tannat ist die am weitesten verbreitete Rebsorte. Sie ist schwarz, kräftig und liebt sandige Böden und stammt aus der Region Madiran. Es gibt Bodegas, die Besichtigungen und Verkostungen anbieten. Der von italienischen Einwanderern eingeführte Grappa - ein Traubenschnaps - ist beliebt. Grappamiel ist eine Mischung aus Grappa, Kornbranntwein, Honig und Wasser mit einem Alkoholgehalt von 20-25 %. Zu den beliebtesten Bieren gehören Norteña, Patricia, Zillertal, Pilsener und Mastra.