Entdecken Sie Malaysia : Musik und Szenen (Tanz / Theater)

Es ist wenig bekannt, aber Malaysia ist ein Land, das man genauso gut hören, sehen oder schmecken kann. Hier bietet die Mischung der Klangtraditionen eine bemerkenswerte Palette an Tonarten, Stilen und Eigenheiten. In Malaysia, wie auch anderswo, bedeutet die Musik zu erzählen, die Zivilisation und die Geschichte des Landes zu erzählen. Denn wie in ganz Südostasien existieren auch hier die verschiedenen Musikrichtungen nicht isoliert voneinander. Von der Folklore bis zum modernen Pop haben sie Einflüsse, Ideen und Kulturen der Nachbarn, Kolonialherren und Länder, mit denen Malaysia Handel trieb, in sich aufgenommen. Was man auf dieser Seite hört, ist oft ein Echo dessen, was man über den Indischen Ozean hinweg hört, manchmal sogar bis zu den Ufern der ostafrikanischen Küsten oder sogar des Roten Meeres. Wer also in Malaysia Musik hört, erfasst all die Zivilisationen, die hier einst ihre Koffer abgestellt und auf ihrem Weg kulturelle DNA-Fragmente hinterlassen haben.

Klassische Musik

Da es in Malaysia nur wenige oder gar keine international anerkannten Komponisten gibt, wird die klassische Musik vor allem dank ihrer Starpianistin Valerie Ross (geborene Ooi Sooi Beng) in die Welt exportiert. Wer in Malaysia eine pulsierende Szene für gelehrte Musik sucht, muss sich allerdings eher in der zeitgenössischen Musik umsehen, zum Beispiel bei den Avantgardisten Chong Kee Yong und Tazul Tajuddin, die in Europa und Japan mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft wurden. Oder zu dem Pianisten und Komponisten Ng Chong Lim, der eine faszinierende Arbeit rund um die Atonalität produziert. Das gilt auch für die Komponistin Saidah Rastam, allerdings mit einer eher jazzigen und malaysischen Färbung. Die lyrischeren Johan Othman und Ahmad Muriz Che Rose arbeiten jeweils auf ihre eigene Weise zwischen der Erneuerung der zeitgenössischen gelehrten Grammatik und malaysischer Ästhetik. Dass die zeitgenössische Musikszene so zahlreich und lebendig ist, verdankt sie zum Teil einer Einheit und einem Ort, die als lokale Sprungbretter fungieren: dem Malaysian Philharmonic Orchestra (MPO) und seiner Heimat, der Petronas Philharmonic Hall in den Petronas Towers. Das MPO ist das renommierteste Orchester des Landes, wurde von namhaften Dirigenten geleitet - Claus Peter Flor oder seit 2018 Gérard Salonga - und arbeitet rund um ein Repertoire aus Kammermusik und zeitgenössischer Musik. Mit einem sehr modernen Blick und von Exzellenz geprägten Interpretationen arbeitet das MPO daran, seinen Namen an die Spitze der Welt zu bringen. Auch in den Staaten Penang und Selangor gibt es Philharmonien. Sie sind zwar nicht so gut wie das MPO, aber sie können durchaus für Überraschungen sorgen. Die Kuala Lumpur City Opera führt in jeder Spielzeit ein oder zwei Klassiker des Repertoires auf.

Traditionelle und synkretistische Musik

Wenn man einen Überblick über die Multikulturalität Malaysias sucht, muss man sich nur die Volksmusik des Landes anschauen. Bei einer solchen Fülle an Einflüssen und Ursprüngen - einer Mischung aus islamischer, hinduistischer und buddhistischer Kultur, China und Portugal - ist man schneller im Land als in seiner musikalischen Tradition! Die malaysische Musik ist besonders vielseitig und wird gemeinhin in zwei Familien eingeteilt: traditionelle Orchester und synkretistische Musik - also Musik, die aus der Vermischung verschiedener Kulturen und Stile entsteht. Das Gamelan ist zweifellos das symbolträchtigste traditionelle Instrumentalensemble des Landes. Es wird bei königlichen Zeremonien und anderen Feierlichkeiten gespielt und bietet die typisch malaysischen Klänge wie Saron (Metallophon), Gambang (Xylophon) und Gendang (ikonische Trommeln). Mit seinen erstaunlichen Klangfarben und betörenden Rhythmen hat das Gamelan westliche Komponisten stark inspiriert: Satie, Debussy oder Poulenc bei uns, Steve Reich und Philip Glass auf der anderen Seite des Atlantiks. Das andere traditionelle malaysische Orchester ist das Nobat, ein königliches Ensemble aus sechs Musikern, das feierliche Hofmusik spielt und Blasinstrumente wie Nafiri oder Serunai verwendet. Ein weiterer Bestandteil der Folklore ist die synkretistische Musik, die ein pluralistisches Malaysia enthüllt. Am bekanntesten ist wohl der Joget, ein schneller Musik- und Tanzstil mit portugiesischen Wurzeln, der von Paaren ausgeführt wird. Ebenfalls portugiesischen Ursprungs ist der Keroncong, ein Musikinstrument (ähnlich der Ukulele), das sich zu einem eigenständigen Genre entwickelt hat, bei dem das Hauptinstrument manchmal von Gamelan begleitet wird. Eine der bekanntesten Gruppen ist die Orkes Keroncong Fajar Baru Kajang, die 1952 gegründet wurde und immer noch sehr aktiv im Land und auch im staatlichen Fernsehen ist. Der melancholische, manchmal dramatische Ghazal ist mit regionalen Varianten in ganz Asien zu finden. Als Liebesgedicht persischen Ursprungs wird es hier mit Violine und Gambus (malaysische Version der arabischen Oud) gespielt. Kamariah Noor ist der große Name des Genres. Um Liebe geht es auch oft im Dondang Sayang, diesen sehr langsamen Balladen, die von portugiesischer Folklore inspiriert sind und mit Geige und Kompang - dem allgegenwärtigen malaiischen Tamburin - gespielt werden. Populärer und dem Ghazal ähnlicher ist derAsli mit seiner Mischung aus westlichen und orientalischen Instrumenten. Rosiah Chik war eine der Diven auf diesem Gebiet. Um traditionelle malaysische Musik auf der Bühne zu genießen, ist das Istana Budaya eine gute Adresse. Das in der Hauptstadt beheimatete Nationaltheater ist die wichtigste Bühne für darstellende Kunst in Malaysia. Hier kann man Aufführungen des Nationalen Symphonieorchesters, die größten malaysischen Produktionen sowie Musicals auf internationaler Tournee sehen. Vor allem aber ist der Ort Sitz des Traditionellen Orchesters von Malaysia, einer Gründung des Kulturministeriums, die darauf abzielt, die traditionelle malaysische Musik aufzuwerten und zu bewahren. Im sehr konservativen Bundesstaat Kelantan bietet das regionale Kulturzentrum regelmäßig (und kostenlos) qualitativ hochwertige Folkloreaufführungen an. Das Rainforest Music Festival in Kuching hat sich zu einem beliebten Treffpunkt für traditionelle Musik entwickelt, da es jedes Jahr ein umfangreiches Programm mit Künstlern aus diesem Genre anbietet. Am besten lange im Voraus buchen!

Pop und populäre Musik

Wenn man zwischen Pop (im englischsprachigen Sinne) und Volkslied (der lokalen Vielfalt) unterscheidet, stammt einer der ersten populären Hits Malaysias aus den 1930er Jahren mit Tudung Periok von Momo Latiff. Der erste echte Star des malaysischen Liedes war jedoch zweifellos P. Ramlee, der einheimische Charles Trenet. Er hat über tausend Lieder geschrieben und ist auch 50 Jahre nach seinem Tod noch immer der beliebteste (und produktivste!) Sänger des Landes. Obwohl die Musik damals noch in den Farben Lateinamerikas, Hawaiis und Indiens erstrahlte, war der westliche Einfluss bereits deutlich spürbar. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es malaiische Lieder, die auf angloamerikanischer Musik basierten. Aber erst in den 1960er Jahren nimmt der westliche Einfluss richtig Fahrt auf. In dieser Zeit taucht der Begriff "Kugiran" auf, der lokale Bands bezeichnet, die sich vom "Yeh-Yeh-Pop", den Beatles und generell der gesamten englischsprachigen Musik der damaligen Zeit inspirieren ließen. Der erste malaysische "Yeh-Yeh-Pop"-Song erschien 1964 mit Suzanna von M. Osman und ist auch heute noch ein Muss. In den 1970er Jahren entwickelte sich die malaysische Musik zu einer Industrie. Von da an wird sie die großen Genres der Zeit an den lokalen Markt anpassen (von Hard Rock bis R&B) und Popstars wie Sheila Majid, Jamal Abdillah (der Bad Boy des malaysischen Pop) oder Zainal Abidin, der asiatische Tradition und Rock synthetisierte, hervorbringen. Ein riesiger Star.

Aktuelle Musik

Mit einem dynamischen Musikmarkt und einer großen malaysischen Diaspora gelangen die neuesten Trends aus dem Westen immer schnell in das Land. Und obwohl die aktuellen Musikszenen recht lebendig sind, wacht, kontrolliert und zensiert die malaysische Regierung jeden Künstler oder Song, der "gegen den guten Geschmack und den Anstand verstößt". So ist es Radiosendern verboten, Lieder zu spielen, die "die Öffentlichkeit beleidigen", jeglicher Bezug auf LGBT-Themen ist untersagt, Rap wird oft kritisiert, Heavy Metal klar eingeschränkt und ausländische Bands müssen ihre weiße Weste zeigen, bevor sie in Malaysia auftreten können. Trotz dieses feindseligen Kontexts bleibt die lokale Kreativität erhalten und die Hip-Hop- und Rockszene ist besonders produktiv. Die Geschichte des Rap in Malaysia reicht bis in die späten 1980er Jahre zurück und verdankt der Gruppe Krash Kozz, die sich stark von RUN DMC inspirieren ließ, viel. Die heute riesige - aber im Ausland aufgrund der Sprache kaum bekannte - malaysische Rapindustrie wird von Stars wie dem einflussreichen Joe Flizzow oder SonaOne getragen. Rockmusik ist seit ihrer Einführung in den 1960/70er Jahren eines der meistgehörten und beliebtesten Genres des Landes. Die Szene ist sehr groß und viele Bands produzieren Werke von internationalem Format in allen Subgenres - Indie, Psychedelic, Garage, Punk und Hardcore. Wenn es nur eine malaysische Rockband gäbe, dann wäre es Hujan, die Ikonen des lokalen Alternative Rock mit einer besonders treuen Fangemeinde aller Altersgruppen. Hinter der sehr Pop-R&B-orientierten Yuna - einer malaysischen Künstlerin mit internationaler Karriere - verbirgt sich eine besonders lebendige lokale Szene. Um sie vor Ort zu entdecken, ist das Gaslight einer der besten Orte. Hier hört man Folk, Jazz und Rock in einer etwas "beatnikartigen" Atmosphäre. Das Kyo ist ein labyrinthischer, industrieller Club mit japanischem Flair, der eher im europäischen Underground angesiedelt ist. Hier werden Hip-Hop, House, Techno und Disco aus der lokalen und internationalen Szene gespielt. Die lokale Jazzszene ist zwar noch etwas zaghaft, hat aber einige Nuggets zu bieten. Musiker wie Lewis Pragasam (einer der einflussreichsten Jazzmusiker Asiens), Michael Veerapan und Zailan Razak, die am Berklee College of Music in Boston oder an der renommierten Juilliard School of Music in New York studiert haben, haben Malaysia zu einem der führenden Jazzländer gemacht. Der beste Jazzclub der Hauptstadt (oder sogar des Landes) ist das No Black Tie. Das Ambiente der 1920er Jahre ist raffiniert und das Programm entspricht den Anforderungen.

Theater und Tanz

Traditionelle Tänze sind wichtige Säulen der kulturellen Identität Malaysias und ihre Aufführungen sind beliebte Spektakel. Jeder dieser Tänze erzählt von einem bestimmten Aspekt der Kultur des Landes. Zu den beliebtesten Tänzen gehört der Kuda Kepang javanischen Ursprungs mit hypnotischen Rhythmen und begleitet von einem Percussion-Ensemble. Der Menora ist ein Männertanz thailändischen Ursprungs, der an seinen Masken zu erkennen ist. Ebenso theatralisch ist der javanische Ronggeng, bei dem Paare poetische Verse austauschen, während sie zu den Klängen von Rebabs (einer Art Geige) und Gongs tanzen. Der spirituellereUlek Mayang ist ein klassischer malaiischer Tanz, der zur Besänftigung oder zur Anrufung der Meeresgeister getanzt wird. Natürlich gibt es auch chinesische Tänze, wie den Löwentanz, der am Neujahrsfest aufgeführt wird, oder den Drachentanz, bei dem die Bewegungen des Drachen nachgeahmt werden. In Malaysia gibt es nicht nur die chinesische Oper, die durch ganz Asien gereist ist und sich in den verschiedenen Kulturen wiederfindet, sondern auch zahlreiche Theaterformen. Am beliebtesten ist vielleicht das Wayang Kulit Kelantan, ein Schattentheater, das mit Gelenkpuppen gespielt wird. Die andere große Theaterform ist das Mak Yong. Als Hybrid aus Tanz, Oper und Komödie werden die (oft betörenden) Aufführungen von einem Orchester aus Gongs, Trommeln und Rebabs begleitet und erfreuen das goldene Zeitalter der malaiischen Königreiche. Etwas näher an der westlichen Vision der Oper ist das Bangsawan (auch Mendu genannt), ein traditionelles Gesangstheater mit Chören, einem Percussion-Ensemble und manchmal Tänzern. Erwähnenswert ist auch das ausgezeichnete Kuala Lumpur Performing Arts Centre, eine gute Adresse, um zeitgenössischen Tanz, Ballett und Theater zu finden.

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