Die Katastrophe der Entwaldung
Der drittgrößte Regenwald der Welt ist weitgehend von der Abholzung bedroht. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex, doch Palmöl gehört zu den verheerendsten. Indonesien ist der größte Produzent und stellt allein 60 % der Weltproduktion her. Diese katastrophale Landwirtschaft führt jeden Tag zum Verlust von Primärwald. Es wird geschätzt, dass zwischen 1990 und 2010 in der Region Indonesien, Malaysia und Papua-Neuguinea 3,5 Millionen Hektar Wald in Ölpalmenfelder umgewandelt wurden. Mit anderen Worten: Eine Fläche, die größer ist als Belgien, wurde in Ölpalmen-Monokulturen umgewandelt.
Auf der Anklagebank steht auch die Kohle, für die Indonesien der zweitgrößte Produzent der Welt ist. Nur: Für ihren Abbau zerstören die Tagebaue große Flächen des Regenwaldes. Andere Gründe, wie die Urbanisierung und die Nutzung von Tropenholz für den Handel, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei dieser Umweltkatastrophe.
Schließlich haben auch Brände verheerende Folgen. Sie werden durch den Brandrodungsanbau verursacht, eine landwirtschaftliche Methode, bei der ein Feld schnell durch Feuer gerodet wird. Nur verlieren die Landwirte regelmäßig die Kontrolle über das Feuer, das sich dann zu großen Waldbränden ausweitet. Auch die durch die globale Erwärmung verursachten Dürren bieten einen idealen Nährboden für solche Umweltkatastrophen. So kam es 2015 vor allem in Kalimantan (dem indonesischen Teil der Insel Borneo) und auf der Insel Sumatra zu großflächigen Waldbränden.
Die Folgen der Entwaldung sind verheerend, sowohl für die Menschen als auch für die Artenvielfalt. Viele Pflanzen- und Tierarten sehen sich durch den Verlust ihres Lebensraums bedroht, wie z. B. der Sumatra-Orang-Utan(Pongo abelii), der mittlerweile kritisch vom Aussterben bedroht ist. Auf der menschlichen Seite sehen indigene Völker wie die Dayak auf Borneo ihre Lebensweise ebenfalls bedroht.
Aufgrund von NGO-Kampagnen, Markenboykotten und den bereits vorhandenen Auswirkungen der Abholzung auf die Umwelt zeigt Indonesien nun jedoch echte Anstrengungen, um das Sterben der Tiere zu stoppen. Seit 2016 verlangsamt sich das Tempo der Entwaldung stetig. Mehrere große Unternehmen des Privatsektors, insbesondere Palmöl- und Zellstoffhersteller, haben sich bereits zur Einhaltung einer Null-Entwaldungs-Charta verpflichtet. Es wurden sogar gute Praktiken für den Anbau von Palmöl sowie ein Siegel für nachhaltiges Palmöl geschaffen. In Bezug auf Waldbrände erhielt ein Team von Wissenschaftlern eine Million Dollar von der Regierung für ihr Satellitenkartierungssystem, das Waldbrände sehr frühzeitig erkennen kann. Parallel dazu werden im ganzen Land Wiederherstellungsmaßnahmen durchgeführt, wie z. B. ein Projekt zur Wiederaufforstung von 600.000 ha Mangrovenwald bis 2024. Das Ergebnis: Seit 2016 hat sich die Entwaldung um den Faktor 4 verringert.
Nach der Kohle die Sonne
Eine weitere Folge der Entwaldung ist, dass dieCO2-Emissionen in Indonesien besonders hoch sind. Der Archipel steht sogar an zehnter Stelle der Länder mit dem höchsten Kohlendioxidausstoß der Welt. Der Regenwald ist nämlich eine wichtige Kohlenstoffsenke. Er speichert Kohlendioxid und setzt es frei, wenn er abgeholzt wird. Gleichzeitig trägt die starke Abhängigkeit des Landes von Kohle deutlich zu diesen Emissionen bei, da 62% der Stromerzeugung des Landes aus Kohleerz stammt.
Die Regierung leitet bereits Maßnahmen ein, um diese Problematik zu lösen. Neben der Reduzierung der Entwaldung beginnt sie eine Politik des Übergangs zu erneuerbaren Energien. Im Rahmen der COP27 erhielt er von den Industrieländern die gigantische Summe von 20 Milliarden US-Dollar, um seine Abhängigkeit von der Kohle zu überwinden. Derzeit arbeitet der Staat an mehreren Projekten für Wasser- und Solarkraftwerke. Die Ergebnisse lassen jedoch noch auf sich warten. So ist Indonesien beispielsweise trotz fast konstanter Sonneneinstrahlung das Land mit der geringsten Solarenergieproduktion aller G20-Staaten.
Gehört Abfall bald der Vergangenheit an?
Indonesien produziert jedes Jahr fast 7 Millionen Tonnen Plastikmüll. Diese ohnehin schon gigantische Zahl steigt jährlich um 5 % an. Zusätzlich zu dieser massiven Produktion fehlt es an einer angemessenen Infrastruktur für die Abfallentsorgung, sodass das Recycling noch nicht weit fortgeschritten ist. Umgekehrt landet der Müll oft auf offenen Mülldeponien oder in Flüssen. Der Citarum, der längste Fluss Javas, gilt als der am stärksten verschmutzte Fluss der Welt. Plastikmüll ist in den paradiesischen Landschaften Indonesiens allgegenwärtig, und die Strände Balis sind regelmäßig mit Müll übersät.
Die Regierung ist jedoch fest entschlossen, dieses Problem einzudämmen. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Abfall bis 2025 um 30 % zu reduzieren und eine Recyclingquote von 70 % zu erreichen. Das Verbot von Einwegplastik ist für 2029 geplant. Dank dieser Bemühungen hatte das Land bis 2021 die Menge an Plastik, die seine Ozeane erreichte, im Vergleich zu 2018 bereits um fast ein Viertel reduziert. Neben den Maßnahmen der Regierung blühen auch zahlreiche Vereinsinitiativen. Der Verein Sungai Watch, der von einem in Indonesien lebenden französischen Geschwisterpaar gegründet wurde, hat 90 Mitglieder, die entschlossen sind, die Flüsse mithilfe von 180 Müllbarrieren von Plastikmüll zu säubern, damit dieser nicht im Ozean landet. Die französische NGO The Sea Cleaners arbeitet ebenfalls aktiv daran, die Plastikverschmutzung in der Javasee zu verhindern.
Die Hauptstadt im Umzug
Das Stadtgebiet von Jakarta hat mittlerweile mehr als 35 Millionen Einwohner. Die indonesische Hauptstadt ist so schnell und unkontrolliert gewachsen, dass sie heute unbewohnbar ist. So war sie laut IQAir im Jahr 2022 die sechstgrößte Großstadt mit der weltweit schmutzigsten Luft. Der Wasserbedarf dieser großen Bevölkerung übt einen extrem hohen Druck auf das Grundwasser aus, das weitgehend übernutzt ist. Schließlich belastet das Gewicht dieser riesigen Stadt den Boden, der durch die Übernutzung des Wassers bereits geschädigt ist, so dass die Stadt jährlich um 6 cm absinkt und mittlerweile unter dem Meeresspiegel liegt. Bis zum Jahr 2050 könnte die Stadt im Wasser versinken.
Um dieses große Problem in den Griff zu bekommen, setzt die Regierung auf eine ausgewogenere Verteilung der Bevölkerung. Denn obwohl das Land aus 17.000 Inseln besteht und damit der größte Archipel der Welt ist, leben 56 % der 270 Millionen Einwohner auf der Insel Java. Die nächste Hauptstadt, Nusantara, befindet sich bereits auf der Insel Borneo im Bau. Die neue Stadt wird jedoch von vielen Seiten kritisiert, insbesondere hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen.
Nationalparks
In Indonesien gibt es 54 Nationalparks, die etwa 12 % der Landesfläche bedecken. Dieser Anteil liegt zwar unter dem weltweiten Durchschnitt, wird aber regelmäßig um neue Schutzgebiete erweitert. Darunter befinden sich sechs Parks, die aufgrund ihrer ganz besonderen ökologischen Bedeutung zum UNESCO-Weltnaturerbe gehören. Der Ujung-Kulon-Nationalpark auf der Insel Java war der erste, dem diese Ehre zuteil wurde. Er ist in der Tat von besonderem Interesse, da er nicht nur den größten verbliebenen Regenwald auf der Insel Java beherbergt, sondern auch den Vulkan Krakatau. Der Vulkan hat eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Java-Nashorns(Rhinoceros sondaicus) gespielt. Sein dramatischer Ausbruch im Jahr 1883 (auch bekannt als Verursacher des lautesten Lärms, der je auf der Erde zu hören war) tötete Zehntausende von Menschen, die die Insel bevölkerten. Das Java-Nashorn besiedelte daraufhin die entvölkerte Insel und findet dort noch heute sein letztes Refugium. Die Art gehört zu den 100 am stärksten bedrohten Arten der Welt.
Der Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark umfasst ebenfalls einen Vulkan auf der Insel Java. Der Semeru stellt mit einer Höhe von 3.657 m den höchsten Berg Javas dar. In diesem botanisch sehr reichen Naturgebiet sind unter anderem über 200 Orchideenarten beheimatet.
Die Trophäe für den höchsten Gipfel des Landes geht jedoch an den Lorentz-Nationalpark, der ebenfalls von der UNESCO anerkannt ist. Dieses Schutzgebiet in Papua ist der größte Nationalpark Südostasiens und sicherlich einer der ökologisch wertvollsten der Welt. Neben seinem Gipfel, dem 4.884 m hohen Puncak Jaya, bietet Lorentz ein Mosaik aus außergewöhnlich vielfältigen Landschaften, die von Gletschern bis zu Mangroven reichen und sogar unerforschte Gebiete umfassen.
Der Komodo-Nationalpark auf den Sunda-Inseln ist ebenfalls außergewöhnlich. Ursprünglich sollte er denKomodowaran (Varanus komodoensis), eine bedrohte endemische Art, schützen, doch in Wirklichkeit profitiert er von einer sehr reichen Biodiversität, die aus Mantarochen, Walhaien, Korallen, Dugongs, Krabbenmakis und Schwefelkakadus besteht.