Baseball, der große Volkssport
Baseball wurde 1872 von einem Amerikaner, Horace Wilson, einem Englischlehrer in Tōkyō, nach Japan gebracht. Baseball verbreitete sich langsam und 1934 wurde die erste Profimannschaft gegründet. Heute ist es der beliebteste Sport der Japaner. Und die Wettkämpfe konkurrieren um die Sendeplätze im Fernsehen und füllen die Stadien. Die Saison für Profispiele dauert von April bis Oktober und Reisende, die Japan besuchen, müssen sich unbedingt ein Spiel ansehen, um die elektrisierende Atmosphäre im Stadion zu spüren.
Das Land der Kampfkünste
In Japan entwickelten sich die Kampfkünste während der Heian-Zeit zwischen dem 9 . und 12. Jahrhundert. In dieser Periode der Geschichte taucht der Samurai mit dem bushidō auf, der sowohl die kriegerische Lebensweise und den Verhaltenskodex des Samurai als auch seine besondere Art der Bewegungsgestaltung darstellt. Dann tauchen die berühmten Kampftechniken, die jutsu, auf, wie das Bogenschießen(kyū-jutsu), jū-jutsu oder das Schwert(ken-jutsu). Die Begriffe dō (oder Weg) sind dagegen viel jünger und beinhalten einen viel spirituelleren Aspekt.
Judo. Im judo(jūdō) beruht die Technik auf den Bewegungen des jū-jutsu, aber auch auf den moralischen Prinzipien, die von den bushi (denn im Japanischen wird eher der Begriff bushi als der Begriff samurai verwendet) praktiziert wurden. Die Bewegungen zielen dann eher darauf ab, die Kraft des Gegners zu nutzen, um einen Vorteil über ihn zu erlangen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihn schließlich und vor allem bewegungsunfähig zu machen. Die Ausübung des Judo wird mit Graden(kyū) belohnt, die durch die berühmten Gürtel (vom weißen bis zum schwarzen Gürtel) symbolisiert werden, und dann mit Meisterschaften(dan), die von der zweiten bis zur zehnten Stufe reichen.
Karate. Beim Karate werden Kata (typische Bewegungsabläufe) geübt. Die Kunst des Karate besteht darin, keinen Kontakt mit dem Gegner zu haben. Stattdessen muss man den Kampf simulieren und den Schlag kurz vor dem Ausführen stoppen.
Kyūdō. Im Land der aufgehenden Sonne lernt man das Bogenschießen schon in den ersten Schuljahren. Der dō-Weg trat nämlich während der Edo-Zeit an die Stelle der Jutsu-Technik. Doch dann verlor der Bogen angesichts der Verbreitung von Feuerwaffen an Bedeutung. So ist es heute eher zu einer mentalen Disziplin als zu einer Präzisionskunst geworden.
Kendo. Kendo(kendō) ist der Weg des Schwertes. Auch wenn heute das Bambusrohr, das Shinai, an die Stelle des Schwertes getreten ist. Ken-Jutsu (also die Technik des Schwertes) wurde während der Meiji-Zeit verboten, um die Samurai zu entwaffnen. Es entwickelte sich zu einem Kampfsport. Um das Jahr 1900 wurde schließlich eine Kunst unter dem Namen Kendō entwickelt. Sie erfordert Selbstbeherrschung und Geduld, aber auch Energie, Geschicklichkeit und Schnelligkeit.
Aikidō. Dies ist eine der jüngsten japanischen Kampfkünste und eine Kampfkunst mit bloßen Händen.
Dieser Kampfsport, der auf über 500 Kata und Bewegungen beruht, wurde 1931 in Tōkyō gegründet. Das Prinzip besteht darin, die Kraft des Gegners gegen sich selbst zu wenden.
Sumo, der uralte Kampf
Sumo(sumō) ist ein ritueller Kampf mit Shintō-Ursprung. Die Arena ist kreisförmig und hat einen Durchmesser von etwa 4,50 Metern. Sie symbolisiert den Himmel. Sie wird von einem Strohseil begrenzt, das einen heiligen Kreis definiert, der die Erde repräsentiert. Beim Ringen geht es darum, den Gegner aus dem Kreis zu stoßen oder ihn auf den Boden zu werfen. Die meisten professionellen Ringer sind zwei Meter groß und wiegen zwischen 130 und 150 kg. Das Ringen der sumōtori oder rikishi geht wahrscheinlich auf die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung zurück und soll den Kampf zwischen zwei verfeindeten Clans symbolisieren. Das Quadrat(dohyō) hat eine Seitenlänge von 7 Metern und stützt die etwa 50 Zentimeter über dem Boden liegende Arena aus Lehm. Zwei Linien im Abstand von 1,20 Metern sind in der Mitte des Kreises eingezeichnet und stellen die Grenzen der beiden Ringer dar. Über der Arena hängt ein Dach(yakata), das dem Dach eines Shintō-Schreins nachempfunden ist. An den Ecken dieses Daches hängen Fusa, die die vier Jahreszeiten symbolisieren. Frauen dürfen die Kampffläche nicht betreten.
Die Rolle des Aufsehers(yodibashi) besteht darin, die Ringer aufzurufen und die korrekte Anwendung der Kampfregeln zu überprüfen, aber auch den Aufbau des dohyō zu kontrollieren und für seine Instandhaltung zu sorgen. Er ist derjenige, der das Signal zum Beginn des Kampfes gibt. Die Ringer betreten den dohyō und widmen sich den für den sumō konstitutiven Riten. Jeder Ringer wäscht sich Hände und Mund, trocknet sich mit einem Stück Papier ab und wirft mit Salz, um sich zu reinigen und mit kami in Einklang zu bringen. Wenn das Ritual vollzogen ist, stehen sich die beiden sumōtori wieder gegenüber und strecken die Arme aus, um ihre Loyalität und Waffenlosigkeit zu demonstrieren. Dann kann das Shikiri beginnen: Sie hocken sich auf ihre Fäuste und versuchen wahrzunehmen, wie sie im ma, dem Intervall von Raum und Zeit, das ihnen in Form ihres Gegners gegenübersteht, Stellung beziehen können. Sie stehen wieder auf, stoßen Salz aus und reinigen den Raum erneut. Sie sind gezwungen, den Kampf beim dritten Ritual aufzunehmen, aber früher konnte dieses Ritual so oft wie nötig wiederholt werden. Der Einsatz erfolgt im Vergleich zur rituellen Vorbereitungszeit extrem schnell. Die sumōtoris befolgen einen sehr strengen Kodex, wonach sie nur 48 ordnungsgemäß aufgelistete Griffe(kimarite) verwenden dürfen.
Zahlreiche Wanderwege
Entgegen der landläufigen Meinung ist Japan, abgesehen von den Ballungsräumen, ein sehr grünes Land. Dies ist größtenteils auf den Respekt der Japaner vor der Natur zurückzuführen. Es gibt insbesondere etwa 30 Nationalparks(Kokuritsu kōen), die mit Wanderwegen gespickt sind und Wanderer aller Niveaus begeistern. Die berühmteste, aber auch eine der schwierigsten Wanderungen ist die Besteigung des Berges Fuji (Fuji-San). Im Süden der Kii-Halbinsel kann man sich auch auf den Kumano Kodo begeben, ein komplexes Netz aus alten Pilgerwegen, die alle in Kumano Hongu Taisha, dem historischen Shinto-Schrein, zusammenlaufen. Erwähnenswert sind auch die 88-Tempel-Pilgerfahrt auf Shikoku, die zahlreichen Wege durch die japanischen Alpen (vor allem um Kamikōchi), der Nationalpark Daisetsuzan, der Berg Daisen, der Berg Bandai... Aber das sind nur einige Beispiele, da es so viele Wanderwege gibt.
Japan mit dem Fahrrad
Die Shimanami-Kaido-Straße ist das japanische Mekka für Radfahrer. Sie überspannt die Seto-Inlandsee auf einer Länge von etwa 70 km von der Stadt Onomichi bis zur Stadt Imabari und schlängelt sich zwischen den Inseln Mukaishima, Innoshima, Ikuchijima, Omishima, Hatakajima und Oshima hindurch. Der Weg besitzt auf einigen Inseln einige Varianten mit "mittleren" und "schwierigen" Wegen. Ansonsten kann man die japanischen Alpen in Angriff nehmen und schöne Wanderungen in Shikoku, Hokkaido und auf der Halbinsel Noto finden.
Wassersportliche Aktivitäten
Segeln. Das Seto-Inlandmeer ist etwa 500 Kilometer lang, flach und umfasst mehr als 1000 Inseln und Inselchen. Es ist ein Meer voller Legenden über die Zeiten hinweg, voller Geschichten von Piraten und Helden, wie es das Mittelmeer ist. An manchen Stellen ruhig, an anderen nervös wie in Naruto, finden Segelfans ein ideales Revier, um von einer Insel zur anderen zu gelangen. Sie können sich aber auch dafür entscheiden, auf dem Japanischen Meer zu segeln, von Tottori aus oder auf der Seite von Kyushu, einem weiteren außergewöhnlichen Spot.
Rafting. Im Sommer ist eine Rafting- oder Kanufahrt auf dem Yoshino-Fluss in der Oboke-Schlucht im Westen der Präfektur Tokushima eine der beliebtesten Aktivitäten auf der Insel Shikoku. Ein außergewöhnlicher Spot, der weltweit bekannt ist.
Tauchen unter Wasser. Die Inseln von Okinawa sind wie geschaffen für die Erkundung des Meeresbodens. Sie sind wahre Paradiese für alle Tauch- und Schnorchelfans. Das Korallenriff ist hier geschützt und die Tierwelt ist außergewöhnlich, vor allem für eine Begegnung mit Mantarochen, Walhaien, Delfinen, Meeresschildkröten und tropischen Fischen. Insbesondere kann man auch zum Izu-Archipel südlich von Tōkyō tauchen.
Ein Skiziel
Japan war zweimal Gastgeber der Olympischen Winterspiele, 1972 in Sapporo und 1998 in Nagano. Es gibt über 500 Skigebiete im ganzen Land. Die beliebtesten Regionen für Skifahrer und Snowboarder sind Hokkaido mit den Skigebieten Furano, Rusutsu oder Niseko, Kanto, Kansai (in Hachi Kita Kogen, Biwako Valley, Ojiro oder Oku Ibuki), Tohoku, Chūbu (insbesondere die Präfektur Nagano und die Ferienorte Nozawa Onsen und HakubaValley, die Präfektur Gifu oder die Präfektur Niigata) und Chūgoku. Die Saison dauert von November bis April. Um sich schließlich von einem anstrengenden Tag zu erholen, kann man sich, wie überall im Land, auf den Weg zu einemOnsen machen. Dabei handelt es sich um heiße Bäder, deren Wasser in der Regel aus vulkanischen Quellen stammt, die manchmal für ihre therapeutischen Eigenschaften bekannt sind. Die Japaner lieben es, sich stundenlang darin zu aalen.
Pachinko oder Videospiele, echte nationale Denkmäler
Pachinko. Pachinko ist ein "Stehflipper", der sich in einem meist sehr lauten Raum befindet. Das Prinzip besteht darin, eine Stahlkugel zu werfen, die dann an Nägeln nach unten zu einem Futternapf stößt. Wenn die Kugel dort ankommt, setzt sie einen Strom von Murmeln frei, die man an der Theke gegen Zigaretten, Stifte oder sogar Mangas eintauschen kann. Ganze Räume klappern in einer rauchigen Atmosphäre. Manche sind Meister darin, einen Impuls zu setzen, der die Murmeln genau in das befreiende Loch zurückfallen lässt. In der Nacht ändert die Einrichtung den Abstand der Nägel. Jede freie Minute wird oft für einen Besuch in einer Pachinko-Halle genutzt, die eine echte nationale Institution ist.
Videospiele und E-Sport. Natürlich ist Japan auch und vor allem die Wiege der Videospiele. Das erste Spiel wurde in den USA entwickelt, aber auch die ersten weltweit erfolgreichen Arcade-Automaten wurden in Japan gebaut: Space Invaders (1978) und Pac-Man (1980). Seitdem gibt es unzählige legendäre Namen für Konsolen und Spiele aus dem Land der aufgehenden Sonne: Nintendo oder Sony für die Konsolen, Mario Bros, Pokémon, Final Fantasy, Sega, Zelda, Metal Gear Solid, Sonic, Street Fighter... für die Spiele
In Tokio treffen sich die Gamer in den Stadtteilen Akihabara, NakanoBroadway undOdaiba.
Doch überraschenderweise sind Videospiele zwar ein fester Bestandteil der japanischen Kultur, doch auf der internationalen Bühne des E-Sports kann das Land nur wenig glänzen. Es leidet unter dem Vergleich mit seinen Nachbarn China und Südkorea und den westlichen Nationen. Gründe dafür sind die Dominanz von PC-Spielen bei Turnieren, während die Japaner vor allem auf Smartphones, Arcade- und Handheld-Konsolen spielen, sowie die eher strengen nationalen Regeln für Glücksspiele.