Nationalparks und Biodiversität
In Polen gibt es 23 Nationalparks, die sich der Erhaltung bemerkenswerter Ökosysteme verschrieben haben. Zu nennen sind hier:
Narew-Nationalpark: Er liegt im Nordosten des Landes und besteht zum größten Teil aus Sumpfgebieten. Er wurde im Rahmen der Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete unter Schutz gestellt und beherbergt eine außergewöhnliche Artenvielfalt und insbesondere eine bedeutende Vogelwelt.
Słowiński-Nationalpark : An der Nordküste des Landes gelegen und von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt, schützt er Dünenökosysteme.
Biebrza-Nationalpark : Im Nordosten des Landes gelegen und als bemerkenswertes Feuchtgebiet (Ramsar) eingestuft, schützt er alle Ökosysteme des gleichnamigen Flusses und insbesondere Torfmoore.
Tatra-Nationalpark: Ein grenzüberschreitendes Biosphärenreservat (mit der Slowakei) im Süden des Landes, das die Ökosysteme des Tatra-Gebirges bewahrt. Er zeichnet sich durch seine Berglandschaften und seine große Vielfalt an Fauna und Flora aus.
Nationalpark von Białowieźa: Im Osten des Landes gelegen, schützt er einen Teil des gleichnamigen Waldes und seine außergewöhnliche Artenvielfalt, die an lebende Bäume, aber auch an Totholz gebunden ist. In diesem Park, der zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört, gibt es über 12 000 Tierarten.
Der zwischen Polen und Weißrussland gelegene Wald von Białowieźa gilt als einer der letzten Urwälder Europas. Er ist ein Reservoir an biologischer Vielfalt und fungiert auch als Kohlenstoffsenke oder Wasserfilter. Dennoch ist er bedroht. Im Jahr 2017 verabschiedete die Regierung einen umfassenden Abholzungsplan und begründete dies mit einem Befall durch holzzerstörende Insekten. Die Notwendigkeit dieser Fällung wurde jedoch von Wissenschaftlern widerlegt und die Europäische Kommission rief den Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) an, der die sofortige Einstellung aller Fällungen anordnete. Im Jahr 2021 kam neue Besorgnis auf, als die Regierung ankündigte, weitere Kürzungen vorzunehmen. Angesichts der Situation wachen Anwohner und NGOs. Der Wald von Białowieźa ist auch die Speerspitze des Kampfes, um den Primärwäldern einen europäischen Rechtsstatus zu verleihen. Ein weiterer Punkt ist, dass der derzeit stattfindende Bau einer Mauer zwischen Weißrussland und Polen eine Fragmentierung des Waldes zur Folge haben würde. Dieses über 5 m hohe und 180 m lange Stahlbauwerk, das die Migration von Menschen behindern soll, hätte somit nicht nur schädliche Auswirkungen auf Menschen, sondern auch auf Nicht-Menschen. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt erfordert die Aufrechterhaltung ökologischer Kontinuen. Die zwischenstaatliche wissenschaftliche und politische Plattform über Biodiversität und Ökosystemleistungen (IPBES) hat Veränderungen in der Landnutzung, die Ausbeutung von Ressourcen, den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und invasive gebietsfremde Arten als Faktoren für den Rückgang der Biodiversität hervorgehoben. IPBES warnt in seinem 2019 veröffentlichten Bericht deutlich: "Die Natur geht global in einem Tempo zurück, das in der Geschichte der Menschheit beispiellos ist - und die Rate des Artensterbens beschleunigt sich, was schon jetzt zu schwerwiegenden Auswirkungen auf die menschlichen Bevölkerungen weltweit führt" ( ipbes.net/de).
Ein noch immer sehr kohlenstoffhaltiger Energiemix
Polen ist immer noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig. Kohle machte 2019 43,3 % des Energiemixes des Landes aus (und 73,7 % der Stromerzeugung), wobei die Produktion weltweit an neunter Stelle steht (Steinkohle und Braunkohle). Diese Energie ist besonders treibhausgasintensiv und umweltschädlich (Schwefeldioxidemissionen). Im Jahr 2013 soll die Luftverschmutzung durch den Kohleabbau in Polen zum vorzeitigen Tod von fast 23 000 Menschen geführt haben. Der Bergbau (Kohle und andere Mineralien) ist auch mit der Chemie- und Stahlindustrie verbunden, die in der Region Katowice stark vertreten ist. Das Land wurde im September 2021 vom EuGH zu einer Geldstrafe von 500 000 € pro Tag verurteilt, solange es den Braunkohletagebau Turów nicht stillgelegt hat. Die Tschechische Republik hatte nämlich den EuGH angerufen, nachdem die Betriebsgenehmigung für den Tagebau bis 2020 verlängert worden war, und zwar im Zusammenhang mit den Umweltauswirkungen des Tagebaus im Land.
Polen, das - gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen - bis 2050 CO2-neutral werden soll, hat im Februar 2021 eine neue Energiepolitik verabschiedet. Diese zielt darauf ab, den Anteil der Kohle zu verringern und erneuerbare Energien (insbesondere Offshore-Windkraft und Biomasse), aber auch die Kernenergie mit dem angekündigten Bau von sechs Atomkraftwerken auszubauen. Das Ziel, die Treibhausgase zu reduzieren, reicht jedoch nicht aus, um die CO2-Neutralität zu erreichen. Insbesondere mangelt es dem Programm an Ehrgeiz bei der Energieeffizienz von Gebäuden und der Schließung der Kohleminen auf seinem Territorium. Der im April 2022 erschienene IPCC-Bericht ist eindeutig: Fossile Brennstoffe müssen drastisch reduziert werden, wenn der Temperaturanstieg auf +1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden soll. Es geht um die Aufrechterhaltung der Bedingungen für eine lebenswerte Welt für die Menschheit. Der Bericht hebt auch die Notwendigkeit hervor, alternative Energien, Energieeffizienz, aber auch Sparsamkeit zu entwickeln. Polen ist auch dem Klimawandel ausgesetzt, der sich in einer höheren Intensität von Extremereignissen äußert: Überschwemmungen, Erdrutsche, Dürren und Brände.
Herausforderungen in der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft spielt auch eine Rolle beim Klimawandel und beim Rückgang der Artenvielfalt. Die intensive Landwirtschaft, wie sie im Land überwiegend betrieben wird, erfordert den Einsatz von chemischen Inputs (Getreidemonokulturen und Apfelproduktion), die zu Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung führen. Unzureichende Wasseraufbereitungsanlagen tragen zusätzlich zur Verschmutzung des Oberflächenwassers und der Ostsee bei. Die Methanemissionen aus der Intensivtierhaltung tragen ebenfalls zur globalen Erwärmung bei.