Das Klima nach Regionen
Die wärmste Region Deutschlands liegt an der Grenze zu Frankreich, im westlichen Schwarzwald, in Baden-Württemberg. In diesem Bundesland gibt es auch die meisten Sonnenstunden, mit über 1700 Stunden jährlich in Freiburg im Breisgau. Wenn man die hohen Berggipfel ausklammert, liegt der kälteste Teil des Landes im Osten zwischen Dresden (Sachsen) und Berlin. Die bayerischen Gipfel bieten jedoch noch viel kältere Bedingungen, und so wurde die kälteste Temperatur, die jemals in Bayern gemessen wurde, am 24. Dezember 2001 im Nationalpark Berchtesgaden mit -45,9 °C gemessen. Die wärmste Temperatur wurde hingegen im niedersächsischen Lingen gemessen, wo das Thermometer im Juli 2019 42,6 °C anzeigte. Es gibt also sowohl eine West-Ost-Achse, die durch den Einfluss des Ozeans auf den Westen des Landes bedingt ist, als auch eine Nord-Süd-Achse, die durch den Unterschied im Relief zwischen den Ebenen im Norden und den hohen Gipfeln im Süden erklärt wird.
Der Nordwesten ist niederschlagsreicher, was dem Klima in dieser Region den liebevollen Spitznamen der Deutschen eingebracht hat: Schmuddelwetter. Der Begriff "Schmuddelwetter" bezeichnet die lang anhaltenden Regenfälle und den ständig bedeckten Himmel, die in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Hamburg auftreten. Nordrhein-Westfalen hält übrigens den Landesregenrekord, der von der Stadt Remscheid zwischen Köln, Düsseldorf und Dortmund aufgestellt wurde, die im ganzen Land als eine der regenreichsten Städte Deutschlands bekannt ist. Die Stadt Hamburg wiederum hat ein Anrecht auf ein kleines Sprichwort: " Das Wetter war in der einen Hälfte des Jahres schlecht, während es in der anderen Zeit regnete ". Das heißt, in Hamburg ist es die Hälfte des Jahres schlecht und in der anderen Hälfte regnet es. Glücklicherweise ist der Nordwesten nicht in jeder Hinsicht ein Verlierer, da der Einfluss des Ozeans die Temperaturen regulieren kann. Die Winter sind daher eher mild, aber im Gegenzug sind die Sommer lauwarm.
Der Osten Deutschlands ist durch ein kontinentales Klima geprägt und weist daher eine viel größere Temperaturamplitude auf. Die Winter sind daher oft sehr hart und die Sommer heiß. Der Nordosten liegt zwar an der Ostseeküste, ist aber nicht von einem ozeanischen, sondern von einem kontinentalen Klima betroffen, einfach weil die Ostsee geschlossen ist und daher nicht von den Strömungen des Atlantiks beeinflusst wird. Die Ostseeküste profitiert sogar von einer für den Osten des Landes außergewöhnlich hohen Sonnenscheindauer, wie zum Beispiel in Rostock. Die Hafenstadt in Mecklenburg-Vorpommern ist berühmt für ihr Mikroklima, das dafür sorgt, dass sie oft von der Sonne verwöhnt wird, wo Ostdeutschland im landesweiten Vergleich eine eher durchschnittliche Sonnenscheindauer aufweist. Die Niederschläge in Ostdeutschland sind weniger großzügig als im Westen und konzentrieren sich hauptsächlich auf den Sommer. Das Oderbruch, d. h. das Odertal, in dem Berlin und Brandenburg liegen, ist mit 500 bis 550 mm Niederschlag pro Jahr die trockenste Region Deutschlands, während in einigen Regionen des Nordwestens mehr als 1.000 mm pro Jahr erreicht werden können.
Der Süden schließlich wird vom alpinen Klima beeinflusst. So ist München die schneereichste Großstadt Deutschlands. Es gibt viel Niederschlag, allerdings vor allem in Form von kurzen, aber intensiven Bergschauern. Die Sommer sind heiß und trocken, werden aber von Gewittern unterbrochen, und die Winter sind sehr kalt. Aufgrund der Höhenunterschiede kann das Klima sehr wechselhaft sein. Der Süden ist auch vom Föhn betroffen, einem warmen und trockenen Wind, der für die Nordseite der Alpenkette charakteristisch ist. Der Föhn entsteht, wenn kalte und feuchte Winde, hier aus dem Mittelmeerraum, auf Erhebungen treffen. Die Luft, die über den Berg strömt, kühlt sich mit zunehmender Höhe ab und erwärmt sich dann plötzlich, wenn sie die andere Seite wieder hinunterfließt. In Bayern neigt der Föhn dazu, das Ende des Winters zu mildern und die Schneeschmelze zu beschleunigen, die dann besonders plötzlich einsetzt.
Die globale Erwärmung
Auch Deutschland bleibt von den Auswirkungen des Klimawandels nicht verschont, und so werden immer höhere Temperaturen beobachtet. Das Jahr 2018 war mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10,5 °C das wärmste Jahr, das hierzulande je gemessen wurde.
Der Klimawandel führt jedoch nicht nur zu höheren Temperaturen, sondern auch zu einer Polarisierung des Klimas. So treten extreme Wetterereignisse immer häufiger auf und werden immer intensiver. Es kommt vermehrt zu schweren Überschwemmungen, wie es im Dezember 2023 im Nordwesten des Landes, insbesondere in Niedersachsen, der Fall war. In dem Bundesland fielen damals 160 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, mehr als doppelt so viel wie im saisonalen Durchschnitt. Im Juli 2021 war es im Nordwesten Nordrhein-Westfalens bereits zu Überschwemmungen gekommen, die 10 000 Häuser verschlangen und 136 Menschen das Leben kosteten. Dies war Anlass für eine Studie der World Weather Attribution. Das Team aus 39 internationalen Klimaforschern führte diese extremen Überschwemmungen direkt auf die globale Erwärmung und den Menschen zurück. Die Studie ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wird, bis zu neunmal höher ist und dass die globale Erwärmung das Risiko von Regenfällen in Deutschland um 20 % erhöht hat.
Diese früher seltenen Überschwemmungen wiederholen sich nun fast jedes Jahr, während das Land paradoxerweise gleichzeitig von Dürren heimgesucht wird. So erreichte der Rhein 2018 seinen niedrigsten je gemessenen Wasserstand mit einer Tiefe von nur 77 cm in Köln und 25 cm in Kaub. Dieser Wasserstand hatte zudem zu seltsamen Entdeckungen in dem leergepumpten Flussbett geführt, wie z. B. einer 50 kg schweren Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Rhein trocknet im Sommer aufgrund von Hitzewellen und mangelnden Niederschlägen immer häufiger aus, was sich auch 2022 wiederholte. Der Fluss ist jedoch einer der wichtigsten Handelswege Deutschlands, weshalb das Phänomen die Wirtschaft des Landes stark beeinträchtigt und zu Engpässen geführt hat, ganz zu schweigen von den dramatischen Auswirkungen auf die Lebewesen, die den Fluss bewohnen.
Die wiederholten Dürreperioden haben auch zur Folge, dass es immer häufiger zu großen Waldbränden kommt. Dies wird auch durch den hohen Anteil an Waldmonokulturen in Deutschland begünstigt, die dazu führen, dass ganze Wälder mit Nadelbäumen bepflanzt werden, die wegen ihres schnellen Wachstums geschätzt werden. Nur sind diese sehr artenarmen Wälder viel empfindlicher und aufgrund des Harzes der Nadelbäume oft leichter entflammbar.
Die Küste im Norden des Landes wird von häufigen Stürmen heimgesucht. Im März 2023 gab die Bundesregierung eine Studie in Auftrag, die ermittelte, dass extreme Wetterereignisse aller Art Deutschland bis zum Jahr 2050 fast 1 Billion Euro kosten könnten. Allein die Überschwemmungen im Jahr 2021 verursachten Schäden in Höhe von 40 Milliarden Euro.
Angesichts dieser Klimakrise gibt das Land eine halbherzige politische Antwort. Auf der einen Seite nehmen sich die Deutschen den Umweltschutz zu Herzen. Auf der anderen Seite ist Deutschland nach wie vor einer der führenden Industriestandorte Europas. Als solches ist es mit Abstand das europäische Land mit dem höchstenCO2-Ausstoß, mit etwa 746 Millionen Tonnen im Jahr 2022, mehr als doppelt so viel wie Italien, das auf dem zweiten Platz steht. Die Regierung will diesem traurigen Rekord jedoch ein Ende setzen und hat sich mit dem neuen Klimaschutzgesetz dazu verpflichtet, die Emissionen bis 2030 um 65 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Das Land beschränkt sich nicht nur auf dieses Versprechen, sondern ergreift auch konkrete Maßnahmen, um es einzuhalten, insbesondere durch die Beendigung der starken Abhängigkeit von Kohle und die Förderung einer stärkeren Nutzung erneuerbarer Energien. Diese machten dann im Jahr 2023 zum ersten Mal mehr als die Hälfte des jährlichen Energieverbrauchs des Landes aus. Die Treibhausgasemissionen auf der anderen Seite des Rheins gingen in diesem Jahr um 10 % zurück. Bis heute befinden sie sich auf dem niedrigsten Stand seit den 1950er Jahren. In einem Anfang 2024 veröffentlichten Prognosebericht schätzt das Umweltbundesamt, dass die Emissionen bis 2030 um 64 % gesunken sein werden, was 1 % unter dem angestrebten Ziel liegt. Auch das Klimaschutzgesetz strebt bis 2045 die Kohlenstoffneutralität an. Kohlenstoffneutralität bedeutet, dass dieCO2-Emissionen geringer oder gleich hoch sind wie dieCO2-Aufnahmen. Es geht also nicht nur darum, die Emissionen zu senken, sondern auch die Kohlenstoffsenken zu stärken. Das sind natürliche Gebiete wie Wälder oder Moore, die auf natürliche Weise Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen.
Trotz dieser Maßnahmen bleibt Deutschland eines der Länder, die am stärksten zur globalen Erwärmung in Europa beitragen, und wird regelmäßig von Umweltaktivisten zur Ordnung gerufen. Im Jahr 2021 hatte das deutsche Verfassungsgericht die Regierung von Angela Merkel ermahnt, ihre Klimapolitik zu verbessern. Zwei Jahre später hatte der Verein Bund die Bundesregierung erneut angegriffen. Obwohl die Bemühungen vorhanden sind, ist es also noch ein langer Weg, bis Deutschland wirklich ein guter Klimaschüler ist.