Entdecken Sie Deutschland : Aktuelle Herausforderungen

Auch nach der Wiedervereinigung bestehen die Unterschiede zwischen Ost und West fort. Obwohl Deutschland seine Position als europäische Macht beibehält, ist es mit einer hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert, die in den östlichen Bundesländern noch stärker ausgeprägt ist. Nach der schweren Krise von 2008 konnte sich die Wirtschaft teilweise erholen. Dennoch gibt es weiterhin Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, Bevölkerungsrückgang und eine sinkende Zahl von Arbeitskräften. Angela Merkel, die von 2005 bis 2021 als Bundeskanzlerin amtierte, konnte mit ihrer Sparpolitik relativ gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielen, verlor jedoch aufgrund ihrer Migrationspolitik inmitten einer Explosion der Asylanträge an Popularität. Eine Reihe von islamistischen Anschlägen, darunter der Anschlag mit einem Bock-LKW auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016, ließen seine Popularität weiter schwinden und waren am Ende seiner politischen Karriere im Jahr 2021 beteiligt. Sein Nachfolger wird Olaf Scholz.

Die schwierige Anstrengung des Wiederaufbaus

Mehrere Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung von 1990 ist die Kluft zwischen Ost und West immer noch deutlich spürbar. Die Regierung veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht über den Stand der deutschen Einheit, um Bilanz zu ziehen. Daraus geht hervor, dass die Kluft zwischen der ehemaligen DDR und der ehemaligen Bundesrepublik zwar kleiner wird, aber nicht verschwindet. Einer der Hauptunterschiede betrifft den Lohn. Der Durchschnittslohn im Osten beträgt nur 86% des Westlohns. Das Pro-Kopf-BIP hingegen erreicht nur 79 % des Westniveaus. Es überrascht nicht, dass die Bundesländer mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP in der ehemaligen BRD liegen, mit Nordrhein-Westfalen an der Spitze, wo sich der größte Teil des hochindustriellen Ruhrgebiets befindet, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Umgekehrt befinden sich die Bundesländer mit dem niedrigsten Pro-Kopf-BIP, wenn man die Kleinststaaten ausklammert, im Osten, mit Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Doch dieser Abstand verringert sich, und der Osten beherbergt immer mehr Investoren, Industrie und große Unternehmen, wie Tesla in Brandenburg oder Intel in Sachsen-Anhalt.

Ein weiteres Problem, mit dem sich Ostdeutschland konfrontiert sieht, ist demografischer Natur. Vom Fall der Mauer bis heute sind vier Millionen vor allem junge Ostdeutsche in den Westen gezogen, während es in die andere Richtung 2,8 Millionen waren. Die Zahl der Kinder pro Frau, die in der DDR dank der kommunistischen Geburtenpolitik viel höher war, lag sofort nach dem Fall der Mauer unter der in der Bundesrepublik. Während also ganz Deutschland mit einer alternden Bevölkerung konfrontiert ist, wird das Problem im Osten noch verstärkt, wo die Erwerbsbevölkerung nicht nur durch den Geburtenrückgang, sondern auch durch Umsiedlungen schrumpft. In der ehemaligen DDR machen die über 65-Jährigen mittlerweile 22% der Bevölkerung aus. So haben viele ostdeutsche Staaten trotz der Zuwanderung Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

Aber abgesehen von wirtschaftlichen und demografischen Fragen schneiden die östlichen Staaten manchmal auch in sozialen Fragen besser ab: Die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind weniger groß, Immobilien sind erschwinglicher, es gibt mehr familienfreundliche Einrichtungen wie Kinderkrippen usw. Kurz gesagt, die Lebensqualität wird im Osten oft als besser bewertet.

Insgesamt zeigen alle Statistiken trotz dieser durchaus bemerkenswerten Unterschiede, dass sich die östlichen und westlichen Bundesländer einander annähern. Die Arbeitslosenquoten in einigen Staaten der ehemaligen DDR sind heute in jeder Hinsicht mit denen der ehemaligen Bundesrepublik vergleichbar. Dennoch fühlen sich viele Menschen im Osten im Vergleich zu ihren westlichen Mitbürgern vernachlässigt. Junge Menschen zeigen in Umfragen die größte Unzufriedenheit, demoralisiert durch die weniger wettbewerbsfähigen Löhne und die Tatsache, dass die Menschen im Osten statistisch gesehen seltener in hohe Positionen aufsteigen. Dies erklärt zum Teil den Erfolg rechtsextremer Parteien in diesen Regionen. Die AfD ( Alternative für Deutschland), eine rechtsextreme Partei, zieht mit ihren populistischen Versprechungen immer mehr Menschen in ihren Bann. Ihr Erfolg beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Osten, so dass einige befürchten, dass sie bei den Bundestagswahlen gewinnen könnte. So kam es im Januar 2024 in Deutschland zu Massenprotesten gegen das Erstarken der extremen Rechten. In diesem Monat, nach einem x-ten politischen Skandal der Partei, ausgelöst durch Medienenthüllungen über eine Verschwörung der Partei, die die Remigration von Millionen von Ausländern organisierte, zogen über eine Million Menschen über die Pflaster Deutschlands und skandierten "Lasst die Geschichte sich nicht wiederholen".

Die größte Volkswirtschaft Europas

Ende 2023 ist Deutschland vor Japan zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen. Innerhalb Europas ist es mit einem BIP von 4,121 Billionen Euro im Jahr 2023 die größte Macht. Damit ist sein BIP 1,2-mal so hoch wie der Durchschnitt der Europäischen Union. Diese starke Wirtschaft wurde um die starke Industrie des Landes herum aufgebaut, die immer noch 20 % des BIP und 16 % der Erwerbsbevölkerung ausmacht. Deutschland ist heute auf die Automobilindustrie, die chemische Industrie und die Herstellung von Maschinen und IT- oder technischen Produkten spezialisiert. Die Mittelstände spielen auch eine Schlüsselrolle in der heutigen deutschen Gesellschaft, so dass sie fast schon eine Besonderheit der deutschen Wirtschaft sind. Mit diesem Begriff bezeichnen unsere Nachbarn auf der anderen Seite des Rheins stabile, nachhaltige Familienunternehmen, die stark in ihrer Region verwurzelt sind. Dabei kann es sich sowohl um einen etablierten Handwerker als auch um ein solides Unternehmen handeln, das mehr als tausend Mitarbeiter vor Ort beschäftigt. Sie spielten eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau Deutschlands nach dem Krieg, als viele der großen Industrieunternehmen in den Ruin getrieben wurden. Die Mittelstände haben sich in einer Zeit, in der die Großindustrie aufgrund des Kalten Krieges nicht voll funktionsfähig war, niedergelassen und verankert. Heute gilt die überwiegende Mehrheit der deutschen Unternehmen als Mittelstände und sie tragen zu etwa der Hälfte der Wirtschaft des Landes bei, so dass sie als dessen Rückgrat angesehen werden.

Trotz ihrer starken Industrie ist die deutsche Wirtschaft heute stärker auf den Dienstleistungssektor ausgerichtet, in dem 75% der Erwerbsbevölkerung beschäftigt sind. Heutzutage ist sie auch durch eine starke Internationalisierung gekennzeichnet. Der Import und Export macht etwa die Hälfte des BIP aus.

Trotz ihrer Stärke steht die deutsche Wirtschaft jedoch vor großen Schwierigkeiten. Die Mittelstände werden durch steigende Zinssätze und sinkende Nachfrage geschwächt. Die Industrie wiederum wird von den steigenden Energiekosten getroffen, die auf die starke Abhängigkeit von russischen Gasimporten seit dem Ausstieg aus der Kernenergie unter Merkel zurückzuführen sind. Schließlich verringert der landesweite Rückgang der Geburtenrate das Arbeitskräfteangebot drastisch. Im Februar 2024 erklärte der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sogar: "Der deutschen Wirtschaft geht es dramatisch schlecht".

Deutschland in der Migrationskrise

Das Land ist besonders stark von der Migrationskrise betroffen, die Europa seit 2015 erfasst hat und die zum Teil durch den Bürgerkrieg in Syrien ausgelöst wurde. Laut Eurostat war Deutschland im Jahr 2015 das Land in Europa, das die meisten Asylanträge erhielt. Merkel vertrat früh einen humanistischen Ansatz bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Am 31. August 2015 verkündete die Kanzlerin ein " Wir schaffen das! ", das mittlerweile in die deutsche Geschichte eingegangen ist. Mit diesem "Wir schaffen das" verkündete sie offiziell ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen. Allein im August 2015 kamen 100.000 Migranten ins Land und seitdem etwa 2 Millionen, hauptsächlich aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, dem Iran und Eritrea. Zwar ging die Zahl nach 2015 zunächst zurück, doch nun erlebt sie einen erneuten Aufschwung: 2023 werden 300.000 Asylanträge gestellt, die höchste Zahl seit 2015.

Deutschland hat, unterstützt von zahlreichen Wohlfahrtsverbänden, große Anstrengungen zur Integration dieser neuen Bevölkerungsgruppen unternommen. Im Jahr 2016 gründeten 36 Unternehmen, denen sich mittlerweile über 200 weitere wie die Deutsche Telekom, die Deutsche Bank oder die Lufthansa angeschlossen haben, die Initiative " Wir zusammen ", um die Einstellung von Migranten zu fördern. Allein die Deutsche Post, die einen wachsenden Markt für Lieferdienste hat, hat fast 5.000 Flüchtlinge eingestellt. Andere, wie z. B. Volkswagen, haben Programme für Deutschkurse organisiert und Integrationsbegleitung angeboten. Ein weiterer Grund für diese Initiativen ist der Arbeitskräftemangel, der sich aus der Alterung der deutschen Bevölkerung ergibt. So hatte bis 2021 etwa die Hälfte der Migranten im erwerbsfähigen Alter einen Arbeitsplatz gefunden.

Die Migrationspolitik bleibt jedoch eine heikle Debatte im Land. Die Unzufriedenheit eines Teils der Bevölkerung erklärt zum Teil den durchschlagenden Erfolg der AfD, der wichtigsten rechtsextremen Partei, die sich gegen Einwanderung und die Europäische Union wendet. Angesichts dieser Kritik und der zunehmenden illegalen Einwanderung hat Bundeskanzler Olaf Scholz zum ersten Mal seit 2015 der deutschen Willkommenskultur den Rücken gekehrt. Ende 2023 begann er mit der Ausweisung illegaler Einwanderer und führte sogar vorübergehende Grenzkontrollen ein.

Der Energiewandel

Eine der größten Herausforderungen für das heutige Deutschland ist dieEnergiewende, auch bekannt unter dem BegriffEnergiewende. Diese Anfang der 2000er Jahre eingeleitete und nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 intensivierte Politik zielt darauf ab, die Abhängigkeit von fossilen und nuklearen Energieträgern zu verringern und stattdessen erneuerbare Energien zu nutzen. Die deutsche Regierung hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen 80 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen und bis 2045 soll die CO2-Neutralität erreicht werden. Um diese Wende einzuleiten, stützt sich Deutschland hauptsächlich auf Biomasse sowie Wind- und Sonnenenergie. Bisher war die Wette ein Erfolg: 2023 stammten mehr als 50 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Schließlich ließ das Land im April desselben Jahres seine letzten drei Atomkraftwerke abschalten.

Nur hat der Krieg in der Ukraine die starke Abhängigkeit Deutschlands von russischen Gaslieferungen ans Licht gebracht und einen deutlichen Anstieg der Energiepreise verursacht. Abgesehen von den Auswirkungen auf die Energieversorgung steht der Ausstieg aus der Kernenergie auf der anderen Seite des Rheins auch wegen seiner sozialen Auswirkungen im Mittelpunkt der Debatten. Die Anlagen, die sich häufig in ländlichen Gebieten konzentrieren, werden zu einem Streitpunkt zwischen Landbewohnern, die den Umbau ablehnen, und Stadtbewohnern, die ihn aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen befürworten.

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