SIEGA VERDE

Siega Verde und Côa, die auf der anderen Seite der Grenze in Portugal liegen, bilden zusammen die größte Ansammlung von Felsgravuren im Freien auf der Iberischen Halbinsel. Zwar waren das Vorhandensein und die Lage der Gravuren der örtlichen Bevölkerung, insbesondere den Hirten, seit langem bekannt, doch niemand ahnte, wie alt sie waren. Erst 1988 wurden bei einer Ausgrabungskampagne die Gravuren in ihrer Gesamtheit freigelegt, indem die Moose und Lychen, die sie bedeckten, entfernt wurden. Dadurch wurde man sich ihres Alters und ihrer Bedeutung bewusst. Bevor die Stätte 2010 zum Weltkulturerbe erklärt wurde, war sie leider viele Jahre lang frei zugänglich und war zahlreichen Beschädigungen und Vandalismus ausgesetzt. Die Führungen sind dementsprechend auf 5 verzierte Felsen bei einer normalen Besichtigung oder 14 Felsen bei einer langen Besichtigung beschränkt. Die gesamte Stätte umfasst insgesamt 646 Gravuren.

Der Besuch beginnt mit demBesuch des Interpretationszentrums. Der erste Raum ist auf den Felsen gestützt, der aufgrund seines hohen Eisenoxidgehalts eine sehr rote Färbung aufweist, und bietet jedem Besucher mehrere Themenbereiche: das Gesicht Europas vor 20 000 Jahren, die wichtigsten Funde von Felskunst in Europa, die für die Gravuren verwendeten Werkzeuge, die Datierungsmethoden usw. Ein Dokumentarfilm lässt uns in den Alltag der Menschen eintauchen, die die Felsblöcke an den Ufern des Río Águeda über Jahrhunderte hinweg verziert haben.

Anschließend geht es hinunter zum Ufer des Flusses, wo sich die Gravuren auf einer Länge von etwas mehr als einem Kilometer konzentrieren. Die Dichte der Gravuren ist außergewöhnlich hoch: Es gibt hier mehr Gravuren als in Côa, wo sie sich über eine Fläche von 20.000 km2 erstrecken. Insgesamt gibt es fünf Felsen auf dem Rundgang, aber viele weitere sind in der Umgebung verstreut und aus Gründen des Naturschutzes abseits des Rundgangs zu finden. insgesamt wurden 91 mit Gravuren verzierte Felsen gezählt. Die sichtbare Auswahl gibt jedoch sehr gut wieder, was die Stätte zu bieten hat: eine große Gruppe von Tierdarstellungen, die auf verstreuten Schieferaufschlüssen am linken Ufer des Flusses Águeda mit den Techniken des Einritzens oder Einstechens hergestellt wurden. Die Figuren werden in der Regel in kleinen Gruppen von 2 bis 6 Verbänden in Form von mittelgroßen bis großen Tafeln präsentiert, es gibt jedoch auch zahlreiche Einzelfiguren, die auf kleinen Felsaufschlüssen dargestellt sind. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich eher um ein Durchgangsgebiet als um ein Siedlungsgebiet. Der natürliche Korridor, der durch den Río Águeda entstand, wurde von den Tieren begangen, die ihrerseits von den Jägern verfolgt wurden.

In den Darstellungen von Siega Verde ist das Pferd das dominierende Tier. Der erste Satz von Gravuren, der an der Stätte zu sehen ist, zeigt eine 90 cm große Zeichnung eines Pferdes, die von vier kleineren umgeben ist. Die Führung wird Ihnen helfen, die Figuren voneinander zu unterscheiden und sie sogar ausfindig zu machen, da einige von ihnen wirklich schwer zu erkennen sind.

Wenn Sie bis zum Fuß der Brücke vorstoßen, werden Sie feststellen, dass einer der Pfeiler auf einem gravierten Felsen errichtet wurde, auf dem der Körper eines Pferdes zu sehen ist, dessen Kopf durch das Bauwerk abgetrennt wurde. Die Arbeiter hatten damals nicht einmal bemerkt, was sie angerichtet hatten Ihre Tat war jedoch gar nicht so schädlich: Der intakte Teil wurde bei Hochwasser durch den Pfeiler vor der Strömung geschützt und ist sehr gut erhalten.

Das Team des Interpretationszentrums organisiert Nachtführungen (max. 8 Pers.), bei denen die Gravuren dank der Fackeln besser zur Geltung kommen. Auf Voranmeldung (max. 10 Pers.) ist auch ein ausführlicherer Besuch der Stätte mit 14 statt 5 Felsen möglich, für den Sie einen ganzen Tag einplanen sollten. Die Führungen werden auf Englisch und Französisch angeboten.