Traditionelle Musik
Wie im gesamten südostasiatischen Raum wird auch in Thailand die musikalische Tradition von verschiedenen Ensembles mit unterschiedlichen Funktionen verkörpert: Theaterbegleitung, Begleitung von Gottesdiensten und offiziellen Anlässen. Das klassischste Ensemble ist das Piphat, ein Hoforchester, das auch häufig im Theater und bei Tanzaufführungen zu finden ist. Es besteht immer aus Blasinstrumenten wie Pi oder Khlui, rhythmischer und melodischer Perkussion - Xylophonen, Gongs, Ching-Becken und einer großen Taphon-Trommel. Die Khrueang Sai ist ein populäreres Ensemble, das hauptsächlich aus Saiteninstrumenten (Gamben, Zithern) besteht. Die Musik wird von einem feierlichen Gesang getragen und ist regelmäßig bei Hochzeiten und Verlobungen zu hören. Das Mahori ist ein Frauenorchester, das traditionell aus thailändischen Kurtisanen besteht. Man findet die Instrumente der Ensembles piphat und khrueang sai mit einer eher sanften Spielweise, um Tanz und Theater zu begleiten. Zwei Namen, die man sich anhören sollte: Montri Tramote und Luang Pradit Pairoh, an denen man nicht vorbeikommt, wenn man sich ein Bild von der traditionellen thailändischen Musik machen will. Eine Bühne: Das Nationaltheater in Bangkok(The National Theatre) hat ein gutes Programm mit thailändischer Folklore.
Mor lam und luk thung: Volksmusik
Obwohl seit den 1950er Jahren westliche Volksmusik in die lokale Kultur einfließt, hat das Land einige besonders thailändische Genres bewahrt. Darunter waren zwei Strömungen grundlegend: Luk Thung und Mor Lam. Ersteres ist eine Art thailändischer Country. Ursprünglich (in den 1920er Jahren) hießen seine ersten Stars Ponsri Woranut oder Suraphon Sombatjalern und erzählten mit Melodien, die von Lateinamerika oder der amerikanischen Filmmusik beeinflusst waren, vom Landleben. In jüngerer Zeit, in den 1980er Jahren, wurde das Genre unter der Führung der letzten Gigantin des Genres, Pumpuang Duangjan, "elektronisiert". Sie wurde in den 1990er Jahren von einer jungen Krankheit dahingerafft. Ihr Erfolg war so groß, dass sich zu ihrer Beerdigung Hunderttausende Fans versammelten, darunter auch mehrere Mitglieder der königlichen Familie. Mor Lam hingegen ist in gewisser Weise eine Weiterentwicklung des Luk Thung. Dieses Genre aus dem Isan (Nordosten) handelt ebenfalls vom Landleben oder von sozialen Themen, zeichnet sich aber durch einen lebhaften Rhythmus und die stimmlichen Fähigkeiten (Schreie oder Lautmalerei) seiner Interpreten aus. Im Laufe der Zeit hat sich das Genre gewandelt und ist heute ein fabelhafter psychedelischer Rock mit oft epischen Stücken. Auf der Orchesterseite findet man im Mor Lam fast immer einen Khên-Spieler (eine Mundorgel, die aus etwa vierzehn Bambusrohren besteht) und einen Nimp, die dreisaitige Laute. Angkanang Kunchai war eine Priesterin des Genres und ist auf hervorragenden Mor-Lam-Kompilationen wie Sound of Siam bei Soundway Records zu finden.
Witzigerweise erlebt die Mor Lam derzeit einen zweiten Frühling. Vielleicht sogar ein internationaler Erfolg. Der Mor Lam war einst verpönt, galt als kitschig und zu "populär", ist aber ironischerweise bei der hippen Jugend von Bangkok immer beliebter geworden. Mehr noch: Seine betörenden und hypnotisierenden Rhythmen sprechen das Publikum auf der ganzen Welt an und Bands wie die Paradise Bangkok Molam International Band mischen die Clubs in Frankreich, Belgien, Deutschland, Großbritannien oder den Niederlanden auf.
In Thailand sieht man auch häufig Ramwong, was wörtlich übersetzt "Kreistanz" bedeutet und in den 1940er Jahren dazu diente, dem westlichen Einfluss innerhalb der Elite (die Gesellschaftstänze wie den Foxtrott sehr liebte) entgegenzuwirken. Weitere Beispiele sind Kantrum, die wilde Volksmusik der Khmer in Thailand, und Saw, die rituelle und oft improvisierte Musik des Nordens. Karaoke ist zwar kein Musikgenre, aber eine der beliebtesten Arten, Musik zu erleben.
Klassische Musik
Seit ihrem Einzug in das Land ist die klassische Musik das Vorrecht der wohlhabenden Schichten in Thailand. Jahrhundert auf Betreiben der Königsfamilie, die die westliche klassische Musik sehr schätzte, in das Land eingeführt. Prinzessin Maha Chakri Siridorn spielt selbst mehrere Instrumente und führt bei vielen Veranstaltungen den Vorsitz. Der Pianist Phra Chen Duriyang, der die Nationalhymne geschrieben hat, hat viel dazu beigetragen, die großen europäischen Komponisten (Bach, Mozart, Beethoven) in seinem Land bekannt zu machen. Er war es auch, der Anfang des 20. Jahrhunderts das erste thailändische Symphonieorchester gründete. Er bildete viele Musiker aus, darunter auch Bhumibol Adulyadej, den ehemaligen König. Das erste größere Orchester entstand jedoch erst in den 1980er Jahren mit dem Bangkok Symphony Orchestra. Das staatliche Ensemble, das unter der Schirmherrschaft der königlichen Familie steht, hatte früher ein konservatives Repertoire, öffnete sich aber zunehmend mit dem Ziel, das bedeutendste in Südostasien zu werden. Das renommierteste und international gefeierte Orchester ist jedoch das Thailand Philharmonic Orchestra. Unter der Leitung des isländischen Dirigenten Gudni Emilsson, der in seinem Repertoire abenteuerlustiger ist - die Modernität eines Mahler passt gut zu ihm -, spielt das TPO regelmäßig bei nationalen Veranstaltungen oder im Auftrag der Regierung. Man kann es in der beeindruckenden Prince Mahidol Hall erleben, Thailands größtem Konzertsaal, der sich an der Mahidol Universität in Nakhon Pathom befindet. Das letzte wichtige Ensemble ist das Siam Philharmonic Orchestra. Das Orchester, das 2002 als kleines Kammerensemble gegründet wurde, das sich der thailändischen Klassik und Werken von Mozart und Haydn widmete, hat sich inzwischen als Residenzorchester des Opernhauses von Bangkok etabliert. Es wird von Trisdee na Patalung geleitet, dem wohl besten thailändischen Dirigenten der Gegenwart. Es ist im Thailand Cultural Center zu sehen. Das Opernhaus von Bangkok ist übrigens ein interessantes Experiment. Sie wurde von dem Autor S. P. Somtow gegründet und geleitet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, thailändische Texte in einem westlichen Stil zu inszenieren oder thailändische Variationen europäischer Klassiker aufzuführen.
Es wäre unangebracht, über klassische Musik in Thailand zu sprechen, ohne auf ihren Star einzugehen: Narong Prangcharoen. Als anerkannter und mehrfach ausgezeichneter Komponist der Gegenwart wird er auf der ganzen Welt (besonders in den USA) gespielt und regelmäßig für seine fesselnden Melodien und genialen Orchestrierungen gelobt.
Jazz
Um es gleich vorweg zu nehmen: In Thailand gibt es zwar eine echte Jazzszene, aber die einheimischen Künstler haben es schwer, über die Landesgrenzen hinaus Anerkennung zu finden. Wenn man den berühmtesten Jazz-Künstler des Landes nennen müsste, wäre es wohl der verstorbene thailändische König Bhumibol Adulyadej Ja, er war ein erfolgreicher Jazzmusiker und -komponist, der zu seinen Lebzeiten 50 Stücke komponierte und dessen Stil sogar als "Phleng Phra Ratcha Nipon" ("königliche Komposition") bezeichnet wurde. Eua Suntornsanan war der erste, der westliche und thailändische Musik miteinander verband, und gründete die erste einheimische Jazzband: Suntaraporn. Thailand ist ein Land, das den Jazz liebt, und die vielen Orte im Land, an denen man Jazz hören kann, sind der beste Beweis dafür. Den Anfang macht Bangkok. Und hier ist die Institution mit Abstand der Saxophone Pub Jazz & Blues. Ein Muss in der Hauptstadt, um Jazz und Blues zu hören, mit einem internationalen Programm und einer etwas trendigen, aber sehr gemütlichen Atmosphäre. Der andere große Favorit der Einheimischen ist das Brown Sugar. Als Taschenlokal ist es schnell überfüllt, aber die Qualität der Konzerte und die gute Stimmung lassen den erstickenden Raum schnell vergessen. Das etwas spießigere The Living Room ist ein ausgezeichneter Jazzraum, aber seine Lage im ersten Stock eines Luxushotels macht ihn etwas kälter als die anderen. Die Qualität ist jedoch hoch, und hier treten oft internationale Top-Acts auf. Die Bamboo Bar ist ebenfalls etwas spießig, aber dennoch legendär. Die Bar befindet sich ebenfalls in einem renommierten Hotel in Bangkok und ist besonders stilvoll, die Atmosphäre anspruchsvoll und die Bühne oft gut besetzt.
Thai-Rock und Phleng Phuea Chiwit
Die Rockmusik erblühte in Thailand in den 1970er Jahren, was natürlich mit der amerikanischen Präsenz im Krieg gegen den vietnamesischen Nachbarn zusammenhing. Künstler wie Jimi Hendrix oder The Doors hatten einen wahnsinnigen Einfluss auf das Schaffen in Bangkok und brachten Musiker wie Chuckie Thanyarat oder Lam Morrison, den "guitar hero" des Landes, hervor. Sehr schnell wird das Land zwischen den 1970er und 1980er Jahren eine besonders aktive Heavy-Metal- und Hard-Rock-Szene mit Ikonen wie Meat and Leather oder The Olan Project erleben. Aber nichts repräsentiert den thailändischen Rock besser als die Phleng Phuea Chiwit. Diese engagierte Rockmusik des Landes ist von marxistischen Theorien geprägt und erlebte mit den Aufständen von 1973 (gegen die herrschende Diktatur) einen wahren Aufschwung. Caravan ist zwar der Pate des Genres, aber Carabao wurden zur Legende, als sie 1984 mit ihrem fünften Album Made in Thailand vier Millionen Exemplare verkauften. Seitdem werden sie als die "Rolling Stones Asiens" bezeichnet und auch so gesehen. Manchmal ist der Phleng Phuea Chiwit eher folkig und wird auch mit thailändischen Instrumenten wie Phin, Wut, Khluay und Saw gespielt.
String-Musik
String-Musik ist weniger ein Stil als vielmehr eine Kalibrierung des Thai-Pop, um ihn an die große Mehrheit der Radiowellen und Fernsehkanäle des Landes anzupassen. In sehr verkürzter Form ist es ein Synonym für "Mainstream". Der Begriff umfasst alle Genres (Rock, Dance, Hip-Hop, Pop) und bezeichnet nur Künstler, die stark vermarktet werden. Die String-Musik kam in den 1970er Jahren auf und startete zwei Jahrzehnte später mit dem weltweiten Siegeszug der Boygroups richtig durch. Auch heute noch ist die Stringmusik eine Art "Bubblegum-Pop" (Musik, die für Teenager entwickelt und vermarktet wird), mit oft wiederverwendeten Klängen und Rhythmen, kitschigen Texten und romantisierenden Musikvideos. Eine der populärsten Figuren der thailändischen String-Musik ist Tata Young, eine junge thailändisch-amerikanische Frau, die mittlerweile in ganz Südostasien berühmt ist und wegen ihres sperrigen Charakters oft mit Madonna verglichen wird. Ein weiterer Name, der für das Genre steht, ist Thongchai McIntyre. Der Thailänder mit schottischen Wurzeln ist das Idol der jungen (und älteren) Leute, ein bisschen wie unser nationaler Johnny... Sie haben den Weg für eine neue Generation von Sternchen geebnet, wie Bodyslam (und ihr verehrter Anführer: Toon) im Rock, ein großer nationaler Erfolg, oder Palmy, eine belgisch-thailändische Dpop-Sängerin. Diese String-Bands sind zwar poliert, uniformiert und für den Verkauf formatiert, bauen aber dennoch viele spezifisch thailändische Elemente ein, um den Markt zu begeistern.
Theater und Tanz
Theater und Tanz sind zwei besonders beliebte und traditionelle Ausdrucksformen in Thailand, die als Postkartenmotive des Landes gelten. Das Theater ist stark von dem der Mon und Khmer sowie von Indien beeinflusst und lässt sich in vier große Familien unterteilen. Khone ist ein dramatisches Tanztheater mit Masken, das in die UNESCO-Liste aufgenommen wurde. Diese klassische Form, die aus alten Ritualen in Tempeln hervorgegangen ist, wird von stummen Tänzern aufgeführt, während die Geschichte von einem Chor an der Seite der Bühne gesungen wird. Es sind die detailreichen Masken und Kostüme, die die Rollen auf der Bühne unterscheiden. Das vom Khone abgeleitete Lakhone ähnelt dem Khone in den Kostümen, bietet aber ausdrucksstärkere Darstellungen, bei denen der Körper in graziösen Choreografien ständig in Aktion ist. Likay hingegen ist ein sehr leichtes, volkstümliches Tanztheater, das von komischen Einlagen, gewagten Witzen und Liedern durchsetzt ist. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Aufführungen noch auf behelfsmäßigen Freilichtbühnen stattfinden. Das Nang ist ein chinesisches Schattentheater, das bereits seit fünf Jahrhunderten existiert. Es bringt anthropomorphe Puppen auf die Bühne, die im Profil im Gegenlicht zwischen einer Leinwand und einer Beleuchtung präsentiert werden. Ein beliebter Ort, um traditionelles Theater in Bangkok zu sehen, ist das Sala Chalermkrung Royal Theatre. Der Ort ist schön, die Aufführungen haben englische Übertitel (der Ort ist einer der touristischsten der Stadt) und die Eintrittskarten sind im Preis des Großen Palastes inbegriffen (ein Shuttlebus bringt Sie vom Großen Palast dorthin). Auch im National Theatre in Bangkok kann man Theater- und Tanzaufführungen von außergewöhnlicher Qualität sehen. Es grenzt an das Nationalmuseum und bietet traditionelle Tänze und thailändische Musik - eine Reise in die Reise.
In Thailand werden Tanzaufführungen und Theater oft miteinander verwechselt, da der Tanz ein wiederkehrendes Instrument der Theaterdramaturgie ist. Allerdings können Tänze in rituellen oder folkloristischen Aufführungen auch unabhängig voneinander existieren. Obwohl sie alle sehr unterschiedlich sind, haben sie eines gemeinsam: Sie sind geschmeidige und anmutige Schätze, bei denen jede Geste eine bestimmte Bedeutung hat. Die bekanntesten Volkstänze sind die Fone Thai, zu denen der Fone Tian (Kerzentanz), der Fone Ngiou (Kopftuch-Tanz), der Fone Leb (Fingernagel-Tanz), der FoneMahn Goum Ber (Schmetterlings-Tanz) und der FoneMahn Mong Kol (Tanz der Freude) gehören. Ein weiterer sehr berühmter Tanz ist der ram muay, ein Ritual, das vor jedem Boxkampf ausgeführt wird, wie im Fall des muay thai. Die Kämpfer können auch den Wai Khrou aufführen, einen Tanz, mit dem sie ihren Meister ehren wollen. Der Wai ist eine jährliche Zeremonie, die von Ballettgruppen durchgeführt wird, um ihre Vorfahren und künstlerischen Vorläufer zu ehren.
Wenn Sie westliches Ballett sehen möchten, werden Sie es bei Veranstaltungen wie dem Internationalen Tanz- und Musikfestival in Bangkok von ausländischen Ensembles angeboten bekommen. Auch ausländische Kulturinstitute wie das Goehte Institut oder die Alliance Française bieten das ganze Jahr über Ballett an. Für zeitgenössisches Kunstschaffen ist das Bangkok Art and Culture Centre die perfekte Adresse. Dieses makellos weißé hochmoderne Gebäude, das zwischen dem MBK und dem Siam Center liegt, ist ein Tor zur zeitgenössischen Kunst sowohl auf der Ebene der Kunst als auch der Musik, des Theaters oder auch des Tanzes. Es ist sehr dynamisch und die Adresse in Bangkok, die man sich merken sollte, wenn es um zeitgenössische Kunst geht!