Nationalpark von Guadeloupe
Guadeloupe gehört zu den "Hotspots" der weltweiten Biodiversität. Die Inselgruppe weist bemerkenswerte Ökosysteme auf, darunter endemische Arten von Pflanzen, Landmollusken, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fledermäusen. Auch die marine Biodiversität ist von großer Bedeutung. Die Gewässer des Territoriums beherbergen insbesondere Buckelwale, die zur Fortpflanzung hierher kommen. Der Nationalpark Guadeloupe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die verschiedenen natürlichen Lebensräume, die er beherbergt, zu schützen: Meeresgebiet, tropischer Regenwald, Berge von Basse-Terre. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Umwelt, die er durch Veranstaltungen, Bildungsprogramme und Animationen fördert.
Natürliche und anthropogene Risiken
Guadeloupe liegt im Antillenbogen am Schnittpunkt verschiedener tektonischer Platten und ist einer Reihe von Naturgefahren ausgesetzt: tropische Wirbelstürme, Erdbeben und Vulkanausbrüche. Auch menschliche Aktivitäten wirken sich auf das natürliche Gleichgewicht aus. So verstärkt der anthropogene Druck (Entwicklung der Landwirtschaft, künstliche Bodenbedeckung) die Bodenerosion, die Fragmentierung der natürlichen Lebensräume und die Umweltverschmutzung. Auch die Einführung invasiver Arten wie des Löwenfisches stellt eine Bedrohung für die biologische Vielfalt dar. Auch der Tourismus trägt zum Druck auf die Ressourcen (Wasser und Energie) und zur Abfallproduktion bei.
Abfallwirtschaft: ein drängendes Thema
Die Strukturierung der Abfallwirtschaft ist in Guadeloupe noch jung. Die Gebietskörperschaften haben Bewirtschaftungspläne für Hausmüll und Industrieabfälle eingeführt. Ziel war es, der Ablagerung in der "Schlucht" (d. h. in den Flüssen), am Straßenrand, der wilden Verbrennung oder illegalen Deponien ein Ende zu setzen. Der Saldo der historischen Altlasten ist eine der Herausforderungen des Gebiets. Alte Deponien wurden geschlossen und andere in Abfallbehandlungs- und -verwertungszentren umgewandelt. Im Jahr 2009 begann Guadeloupe mit der flächendeckenden Einführung der Mülltrennung. Die Region hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2035 ein "Null-Abfall-Archipel" zu werden, indem sie Ziele für die Vermeidung, die Verwertung und das Recycling von Abfällen festlegt. Die Zahl der Mülldeponien und Ressourcensammelstellen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen und die Kreislaufwirtschaft wird langsam eingeführt, um die Verschwendung von Ressourcen zu verringern. Zwar wird immer noch überwiegend deponiert, doch werden mittlerweile 43 % des Abfalls recycelt, die Hälfte davon auf lokaler Ebene.
Die ökologischen Herausforderungen der Landwirtschaft
Die Besiedlung des Gebiets basierte auf einer intensiven Landwirtschaft (Zuckerrohr- und Bananenanbau) und Urbanisierung, die zu Entwaldung, Bodendegradation und Umweltverschmutzung geführt haben. Das mit chemischen Inputs belastete Abflusswasser hat außerdem zur Eutrophierung der Küsten und zur Schwächung der marinen Ökosysteme beigetragen. Die Kontamination der Umwelt mit Chlordecon bleibt auch heute noch ein Thema, das Anlass zur Sorge um Umwelt und Gesundheit gibt. Dieses als persistent geltende chlororganische Insektizid wurde von 1972 bis 1993 zur Bekämpfung des Bananenrüsselkäfers in einer intensiven Monokultur eingesetzt. Durch seine Verwendung wurden nicht nur die Böden, sondern auch das Grundwasser und die gesamte Nahrungskette verseucht. Die Exposition gegenüber Chlordecon ist ebenfalls ein gesundheitlicher Risikofaktor. Die Stabilität des Moleküls hat zur Folge, dass es in den Böden verbleibt und eine Überwachung der kontaminierten Gebiete erforderlich macht. Eine Kartografie der belasteten Gebiete wird vom Staat zur Verfügung gestellt.
Die Landwirtschaft ist neben der Abwasserentsorgung und vor der Industrie nach wie vor die Aktivität, die die größte Verschmutzung der aquatischen Umwelt verursacht. Ein weiteres Phänomen, das vom Wasseramt Guadeloupe hervorgehoben wurde, ist die Versalzung bestimmter Süßwassergrundwasservorkommen und ihre Verschmutzung durch Pestizide. Angesichts dieser Problematik beginnen in der Region Initiativen im Bereich der Agrarökologie zu entstehen.
Die Sargasso-Invasion oder das Symbol der globalen Umweltverschmutzung
Seit 2011 werden in Guadeloupe immer wieder Algen - Sargassum fluitans und Sargassum natans- an den Küsten angespült. Die Ausbreitung dieser Braunalgen hat direkte wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region (Bade- und Fischereiaktivitäten), aber sie hat auch ökologische Auswirkungen und stört die lokale Biodiversität: Wenn die Algen im Wasser sind, bilden sie riesige Matten, die kein Licht mehr durchlassen und so Korallen und Fische beeinträchtigen. Diese Algenflöße sind auch während der Legesaison der Schildkröten problematisch, da sie nicht an die Strände gelangen können, um dort ihre Eier abzulegen. Wenn Sargasso an der Küste angespült wird, zersetzt es sich und produziert Schwefelwasserstoff, ein giftiges Gas, das übel riechende Gerüche verursacht. Dieses Gas kann in hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich werden, empfindliche Personen und Tiere belästigen und die Beschädigung von elektrischen Geräten beschleunigen.
Der Ursprung dieses Phänomens ist noch nicht geklärt. Einigen Studien zufolge soll es mit der intensiven Landwirtschaft im Amazonasgebiet zusammenhängen, deren Nährstoffe für ihre Entwicklung günstig zu sein scheinen. Mit anderen Worten: Die massive Entwaldung und der intensive Einsatz von Betriebsmitteln - Phosphate und Nitrate - erzeugen eine Auslaugung der Böden, deren Abwässer dann in den Fluss und schließlich in den Ozean gelangen, wo sie günstige Bedingungen für die Entwicklung von Sargassoseele schaffen. Die Strömungen treiben die Algen dann bis in die Karibik. Auch Sandnebel aus der Sahara sollen zur Verlagerung der Sargassomassen beitragen. Die globale Erwärmung könnte dazu führen, dass die Sanddünen häufiger auftreten.
Derzeit wird nur das maschinelle Einsammeln der Algen an den Stränden von den lokalen Behörden als Lösung in Betracht gezogen. Einige entscheiden sich für schwimmende Sperren, um die Algen vor dem Auflaufen zu blockieren.
Der nationale Plan zur Vermeidung und Bekämpfung von Sargasso 2022-2025 zielt darauf ab, Maßnahmen von der Vorhersage der Sargasso-Ankünfte über Sammeltechniken an der Küste und im Meer bis hin zu ihrer Verwertung umzusetzen. Trotz dieser Mittel ist es immer noch üblich, dass Sargassobänke an den Stränden des Archipels angespült werden.
Die energiepolitischen Herausforderungen der Region
Guadeloupe ist mit einem steigenden Energiebedarf und einer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern konfrontiert. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen der Energiewende, die auf eine Senkung des Verbrauchs und die "Dekarbonisierung" der Energie abzielen. Die Mobilität bleibt eine starke Herausforderung, da für die meisten Reisen ein Fahrzeug benötigt wird. Der Transport von Personen und Gütern ist der Sektor mit dem höchsten Energieverbrauch. Er ist für 52 % der Treibhausgasemissionen des Archipels verantwortlich, bei der Energieerzeugung sind es 7 %. Das Gebiet strebt bis 2030 Energieautonomie an, und zwar über die Kontrolle der Energienachfrage und die Entwicklung erneuerbarer Energien, für die Maßnahmen eingeführt wurden (Verpflichtung zu solaren Warmwasserbereitern für Neubauten, Entwicklung der Photovoltaik, Geothermie, Biomasse, Windkraft). Das geothermische Kraftwerk Bouillante (1996 in Betrieb genommen), das einzige in der Karibik und das erste in Frankreich, ist ein Beispiel für grüne Energie.
Guadeloupe im Angesicht des Klimawandels
Die fortschreitende globale Erwärmung könnte die Inselgruppe sehr stark beeinträchtigen, insbesondere durch die Zunahme von Extremereignissen (Hurrikane, Überschwemmungen). Der Anstieg des Meeresspiegels und die Küstenerosion könnten nicht nur die Infrastruktur, sondern alle menschlichen Aktivitäten sowie die Ressourcen (Wasser und Biodiversität) gefährden. Die Versauerung der Ozeane trägt ihrerseits zur Korallenbleiche bei.
Die Fehlfunktion der Wasserversorgung in Guadeloupe
Das Thema ist angesichts seines Ausmaßes heikel. Zwischen 65 und 85 % des Wassers, das über das öffentliche Wassernetz verteilt wird, geht zwischen der Entnahmestelle und dem Wasserhahn des Nutzers in der Natur verloren. Dies ist auf die veralteten Rohrleitungen zurückzuführen, die von Lecks zerfressen werden. Der geschätzte Betrag für die Erneuerung dieses Netzes beläuft sich auf 600 Millionen Euro. Im September 2021 wurde das Syndicat mixte unique de gestion de l'eau et de l'assainissement en Guadeloupe (SMGEAG) gegründet, um die verschiedenen lokalen Regiebetriebe abzulösen, die seit Jahren versagten. SMGEAG verfügt in den ersten drei Jahren über eine Investitionskapazität von 170 Millionen Euro. Abschnittsweise werden Instandsetzungsarbeiten durchgeführt.
Guadeloupe lebt seit Jahren im Rhythmus von Wassertouren und teilweisen Wasserabschaltungen, um Ressourcen zu sparen und den Druck aufrechtzuerhalten, der notwendig ist, um die Haushalte zu versorgen. Haushalte und Unternehmen, wie z. B. Touristenunterkünfte, organisieren sich, indem sie sich mit Puffertanks oder Regenwassersammlern ausstatten, um den punktuellen Wassermangel zu beheben.
Der Sturm Fiona vom 16. September 2022, der zahlreiche Schäden verursachte, beschädigte unter anderem das Trinkwassernetz, das bereits mit erheblichen strukturellen Problemen zu kämpfen hatte. Bei seinem Besuch in Guadeloupe hatte der damalige Minister für Überseegebiete, Jean-François Carenco, die Maßnahme "Orsec eau potable" ausgelöst, um die Wasserversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.