Punta und traditionelle Musik der Garifunas
Sehr schematisch könnte man sagen, dass die musikalischen Traditionen des Landes vor allem die der drei größten Volksgruppen sind: Garifunas, Maya-Métis und Kreolen. Bei ersteren findet man die Tradition, die im ganzen Land am weitesten verbreitet ist: die Punta.
Die Punta. Dieser Stil, der eine Säule der Garifuna-Kultur ist, verbindet westafrikanische und einheimische Rhythmen und berichtet durch Gesänge, die von Perkussion, Xylophonen und Blasinstrumenten begleitet werden, von den Alltagsproblemen der Gemeinschaft. Im Laufe der Zeit nahm diese traditionelle Musik modernere Einflüsse auf - und neue Instrumente wie E-Gitarre, Synthesizer und Bass - und so entstand in den 1980er Jahren der Punta Rock.
Einer der bekanntesten Künstler des Landes, Andy Palacio (1960-2008), wird für seine breite ästhetische Bandbreite geschätzt, die von traditionellen Garifuna-Stilen bis hin zu Punta Rock reicht. Der in einem kleinen Dorf im Toledo District namens Barranco geborene Palacio zeichnete sich schon früh durch seine Praxis der Garifuna-Musik aus, der er gerne verschiedene Klänge hinzufügte, die er sich oft bei den Nachbarn - Honduras, Mexiko, Guatemala oder Jamaika und Kuba - abguckte. Er ist neben der Musik auch für sein politisches Engagement bekannt und hat sich als Botschafter des Landes in der ganzen Welt und als Held des Garifuna-Erbes etabliert. Vom verstorbenen Andy Palacio mitgegründet, dürfen wir auf keinen Fall The Garifuna Collective vergessen, eine Band, die die pulsierenden musikalischen Traditionen der Garifuna mit denen der afrikanischen Diaspora vermischt.
Der andere große Name der Punta und der Garifuna-Kultur ist Chico Ramos. Er ist im Land für seinen Hit Sopa de Caracol berühmt, hat weltweit Erfolg und jede seiner Veröffentlichungen wird von Punta-Liebhabern erwartet. Er wird übrigens als Pate dieses Genres im Land angesehen. Zwei weitere Namen, die man kennen sollte: Pen Cayetano, der als einer der Pioniere des Punta Rock gilt, und Lova Boy, der erst seit kurzem erfolgreich ist und ein moderneres Konzept verfolgt.
Punta wird sowohl gehört als auch getanzt. Dieser Tanz, der in Paaren getanzt wird, setzt auf Hüftbewegungen und zarte Beinarbeit. Bei bestimmten Feiern kann der Punta-Tanz als Wettkampf zwischen Paaren ausgetragen werden. Er ist vor allem bei Feiern wie Karneval zu hören, aber auch bei beliebten Veranstaltungen wie dem Cashew Festival, das Mitte Mai im Dorf Crooked Tree stattfindet, werden oft Punta-Tänze aufgeführt.
Die Paranda. Ähnlich wie die Punta, aber langsamer und stark von lateinamerikanischer Musik beeinflusst, ist die Paranda sowohl ein Rhythmus als auch eine Musikrichtung der Garifuna. Die Texte, die auf Melodien gelegt sind, die von Klageliedern auf der akustischen Gitarre durchtränkt sind, enthalten in der Regel einen offenen sozialen Kommentar. Paul Nabor (1928-2014) gilt weithin als der Künstler, der das Genre populär gemacht hat, und wird oft als sein talentiertester Musiker bezeichnet.
Weniger bekannt, aber in der Garifuna-Kultur sehr präsent sind Chumba und Hunguhun, Kreistänze und polyrhythmische Musik (mit Ruf- und Antwortgesängen bei Letzterem) sowie Arbeitslieder wieEremwu Eu oder Laremuna Wadauman.
In Punta Gorda findet jedes Jahr ein "Battle of Drums" statt, ein Wettbewerb zu Ehren der Garifuna-Musik. Ansonsten kann man die Garifuna-Musik in Dangriga in der Pen Cayetano Gallery hautnah erleben, wo oft Konzerte stattfinden, oder in San Antonio in der Warasa Garifuna Drum School, wo oft Live-Auftritte stattfinden.
Andere traditionelle Musik und Tänze
Beim Volk maya-Mestizoeiner ethnischen Gruppe mit Maya-Vorfahren und/oder mestizisch-spanischen Wurzeln, die fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes ausmacht, wird die Marimba gespielt, ein echtes Maya-Instrument, das allerdings auf das westafrikanische Xylophon zurückgeht, sowie die Maya-Harfe. Um das Instrument zu genießen, empfiehlt es sich, die Werke des bekannten Maya-Harfenisten Florencio Mes anzuhören.
Innerhalb der kreolischen Gemeinschaft ist die wichtigste musikalische Praxis derBrukdown. Diese Musik, die dem Calypso ähnelt und auf die Zeit der Sklaverei zurückgeht, enthält oft satirische Texte, die mit Eselskiefer(Quijada), Trommeln und Banjo begleitet werden. Während Brad Pattico einer der populärsten Musiker auf diesem Gebiet ist, gilt Wilfred Peters (1931-2010) als Pionier und König des Genres. Der Titel "Königin des Brukdown" wird von Leela Vernon (1950-2017) gehalten.
Populäre und aktuelle Musik
In Belize gibt es mehr als nur Punta. Die Belizianer lieben einige Namen wie Dan Man (Rap), Melonie Gillette (Pop-R&B), Leroy Young (Spoken Word) oder Gerald Rhaburn, die lokale Ikone des Calypso und der Soca (der auch den Brukdown ins Ausland exportiert hat). Weiter entfernt vom ästhetischen Kanon der Insel ist auch Verge of Umbra, eine Band, die Elemente von Hip Hop und Reggae mit Rock und Heavy Metal verschmilzt.
Die bekanntesten Musiker aus Belize sind wohl die Diaspora-Musiker wie die in Belize geborene, aber in London aufgewachsene Komponistin und Pianistin Errollyn Wallen, die sich sowohl für klassische Avantgarde- als auch für Popmusik interessiert. Allerdings erhält sie Aufträge von großen Institutionen der gehobenen Musik wie dem Gewandhaus und dem Ballett in Leipzig, der Welsh National Opera oder dem Museum of Modern Art in New York.
Der andere große Künstler aus der Diaspora ist Shyne. Geboren (Moses Michael Levi Barrow) in Belize, zog er als Kind nach Brooklyn und begann schon als Teenager zu rappen. Schon früh wurde man auf ihn aufmerksam und er arbeitete mit vielen großen Künstlern des Fachs zusammen, oft auf kommerziell sehr erfolgreichen Alben wie Confessions von Usher, Carter IV von Lil Wayne, Born Again von Notorious B.I.G. oder Forever von Puff Daddy.
In Belize City ist das Bliss Centre For The Performing Arts ein typischer Ort, um sich dem jungen belizianischen Musikschaffen zu nähern.