LILY WANG

Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2011 zieht diese Adresse, deren Dekoration von Jacques Garcia stammt, eine oftmals schicke Klientel an, die sich auf eine Küche mit einem breiten Spektrum einlässt. Neo-Chinesisch ? Asiatisch ? Fusion? Das spielt im Grunde keine Rolle, denn der Erfolg von Jean-Louis Costes beruht eher auf einem umfassenden Kundenerlebnis als auf einem echten gastronomischen Angebot. Aber wer ist diese Lily Wang? Der Legende nach handelt es sich bei dieser Frau um eine Tänzerin und Sängerin eines Kabaretts im Shanghai der 1950er Jahre, "eine Frau von perfekter Schönheit", die von einem Tag auf den anderen verschwunden sein soll, wahrscheinlich wegen ihrer Verbindungen zur Mafia, für die sie als Spionin tätig gewesen sein soll... Mehr wird in der Geschichte nicht verraten. Aber kommen wir zurück zu dem, was bei Lily auf dem Teller liegt, denn das ist es, was uns letztendlich am meisten interessiert... Auch wenn die Speisekarte auf den ersten Blick mit Frühlingsrollen aus Rindfleisch, Minze und Basilikum, Shanghai Jian Jiao, geschmortem Schweinefleisch mit Kokosnuss-Karamell oder gegrilltem Hühnchen mit Zitronengras-Chili und Curry unter anderem in den Farben des Orients zu leuchten scheint, werden wir bei der Ankunft der Teller sehr schnell wieder auf das sehr markierte Terrain des Costes zurückgeworfen und Asien scheint nur noch ein vager Vorwand oder eine ferne Reiseerinnerung zu sein. Trotz der hohen Rechnung ist Lily Wang wegen seines gepflegten Ambientes und seiner Terrasse mit herrlichem Blick auf den Invalidendom trotz allem einen Besuch wert. Erwähnenswert ist die kurze glutenfreie Speisekarte, die in Zeiten, in denen diese Unverträglichkeit immer häufiger auftritt, willkommen ist.