MAISON AGUTTE SEMBAT

Auf dem Weg zu den Impressionisten sollte man nicht vergessen, in Bonnières-sur-Seine anzuhalten und das Portal dieses typischen Gebäudes aus dem ¹⁹. Jahrhundert zu öffnen, das die verschmelzende Liebe von Georgette Agutte und Marcel Sembat beherbergte. Sie, eine moderne, geistig unabhängige und wagemutige Frau (sie nutzte ein neues, 1888 verabschiedetes Recht, um sich von einem Kunstkritiker scheiden zu lassen), ist eine Künstlerin, die sich leidenschaftlich für Malerei und neue Trends interessiert. Er, ein Anwalt, Journalist, engagierter Sozialist und bekannter Politiker der ^Dritten Republik, ist ebenfalls ein großer Kunstliebhaber. Aus ihrer gemeinsamen Leidenschaft entstand eine Beziehung, die das Paar zu einem der legendärsten der Belle Epoque machte. Sie waren stark von den Neoimpressionisten und den Fauvisten geprägt, förderten neue Talente und hatten insbesondere Henri Matisse zum Freund. Am 4. September 1922 erlag Marcel Sembat in Chamonix einer Gehirnblutung. Von Traurigkeit verzehrt, folgt ihm Georgette Agutte in den Tod, indem sie Selbstmord begeht und die folgende Grabinschrift hinterlässt: "Ich kann nicht ohne ihn leben, 12 Stunden ist er tot, ich bin spät dran." Von ihrer Liebe bleibt dieser Urlaubsort, den sie gerne fernab des Pariser Trubels aufsuchten und wo sie ihre Künstlerfreunde empfingen. Sie passten den Ort ihren Wünschen an, rissen Trennwände ein, um Licht hereinzulassen, schufen Bibliotheken und ein Atelier für Malerei und Skulpturen. Das Haus, das 2004 von der Stadtverwaltung gekauft wurde, wurde renoviert, um die Atmosphäre der damaligen Zeit wieder herzustellen.