TEMPLE DE WATERLOO

Dutzende bunte Fahnen sind auf dem Pier aufgestellt, allesamt Opfergaben der gläubigen Inder, die hier ihre Andachten abhalten. Hier werden sogar regelmäßig Einäscherungen durchgeführt. Dieser Tempel wurde von einem sehr frommen indischen Bauern namens Seeda Sadhu errichtet, der Ende der 1940er Jahre seine Götter mit einem Tempel oder "Mandir" ehren wollte und beschloss, ihn eigenhändig am Strand von Waterloo zu errichten. Das Land gehörte damals jedoch britischem Kapital, das in eine Zuckerrohrplantage investiert hatte, und als der Tempel bereits vollständig errichtet war, schickte die Leitung der Plantage einen Bulldozer, um ihn abzureißen. Da er keine Möglichkeit hatte, seinen Tempel auf dem Festland zu errichten, sollte er ihn auf dem Meer wieder aufbauen, das niemandem gehört. Dafür muss er jedoch erst einen Pier bauen. Über vierzig Jahre lang versuchte er, einen Pier über den Ozean zu ziehen, transportierte mit dem Fahrrad die benötigten Materialien, Kies und Steine, kämpfte gegen die Gezeiten und trug bei Ebbe den Zement auf, den das Meer einige Stunden später wieder wegspülte. Dieser Sisyphos von Waterloo hätte sich wahrscheinlich sein ganzes Leben lang daran gekettet, wenn nicht 1995, anlässlich des ¹⁵⁰. Jahrestags der Ankunft der ersten Bengali-Indianer in Trinidad, der Nationale Rat für indische Kultur beschlossen hätte, den Bau des Tempels zu unterstützen. Heute werden dort jeden Sonntag Gottesdienste abgehalten.