QASR ECH-CHAB (PALAIS DU PEUPLE)

Die große goldene Kuppel des Palastes des Volkes taucht hinter einem mit Palmen bepflanzten Garten am Ende der Rue M'Garief auf. König Idriss machte ihn nach der Unabhängigkeit zu seinem Palast in Tripolis. Heute dient er als allgemeine Bibliothek für Studenten, die von der "Akademie des jamahiriyischen Denkens" verwaltet wird. Man kann die Lesesäle im ersten Teil des alten Palastes besichtigen, wo man Ihnen vielleicht ein Exemplar des Grünen Buches anbietet!

Ursprünglich sollte der Palast als Residenz für italienische Gouverneure dienen. Er war Teil eines großen Projekts zur Erweiterung der italienischen Stadt nach Südosten, das den Bau der Kathedrale an der heutigen Place d'Algérie, großer Hotels am Meer wie das Hotel El-Waddan und eines gehobenen Viertels umfasste. Der Palast wurde von dem venezianischen Finanzier Giuseppe Volpi in Auftrag gegeben, der Libyen von 1921 bis 1925 regierte. Die Architektur sollte sowohl dem Stolz der Person als auch dem damals im kolonialen Italien vorherrschenden architektonischen Kanon entsprechen und eine Synthese aus italienischen und mediterranen Stilen darstellen, die auf dem Modell des Markusdoms in Venedig basierte und mit maurischen architektonischen Einflüssen vermischt wurde.

Aufgrund der Immobilienkrise, die Tripolis ab 1925 heimsuchte, konnte der Palast erst in den frühen 1930er Jahren fertiggestellt werden. Diese Verspätung führte dazu, dass der Palast von seinen neuen Kritikern angefeindet wurde. So war das harte Urteil, das der neue Gouverneur Emilio De Bono 1927 über den Palast fällte, nichts anderes als eine scharfe Kritik an seinem Vorgänger Giuseppe Volpi. Er beschrieb das Gebäude als "wie eines dieser großartigen Gebäude, die von einem Größenwahnsinnigen geplant wurden, der dann, wenn ihm das Geld ausgeht und er keinen Kredit mehr hat, seinen Traum Gott übergibt". Dies ist jedoch nicht gerade vorteilhaft für den Sitz desjenigen, der (wenn auch unwürdig) in der Kolonie die Regierung und den König vertritt". Außerdem war zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Palastes in den italienischen Kolonien die rationalistische Architektur in aller Munde, die dem Bild, das der Faschismus von sich selbst vermitteln wollte, besser entsprach. Der Palast wurde daher ab 1929 von den Anhängern der rationalistischen Kolonialarchitektur heftig verunglimpft. Viele von ihnen waren der Ansicht, dass die italienische Architektur die Größe des imperialen Roms widerspiegeln sollte, während die Nachahmung des maurischen Stils ungeschickt war und den Kolonisierten ein schlechtes Bild der Kolonialmacht vermittelte. Die ursprüngliche Funktion des Palastes war nur von kurzer Dauer, da der Gouverneur Italo Balbo bereits 1934 die Residenz der Gouverneure in die Burg von Tripolis verlegte.