STATUE VON BRUCE LEE

Man kann darüber lachen, aber diese Statue (Spomenik Bruce Leeju) ist ein seltenes Zeichen der Annäherung zwischen den Gemeinschaften in Mostar. Das Projekt wurde 2004 ins Leben gerufen. Die örtliche Organisation Urban Movement bringt die Idee einer Statue ins Spiel, die der gesamten Jugend der Stadt gefallen könnte. Es wird eine Abstimmung unter bosnisch-serbischen, bosnisch-kroatischen und bosnischen Jugendlichen organisiert. Man legt ihnen mehrere Namen vor: Tito, der Papst, Gandhi... Schließlich wird es der chinesisch-amerikanische Kung-Fu-König. 2005 enthüllte der kroatische Bildhauer Ivan Fijolić (geb. 1975) die Statue im Zrinjevac-Park, mitten in West-Mostar: ein funkelnder Bruce Lee aus Bronze, fast in Lebensgröße. Zum Kampf bereit, hält er sein Nunchaku unter dem rechten Arm, die linke Hand ausgebreitet. Die einzige Inschrift, die an die Jugend gerichtet ist, lautet: "Bruce Lee, euer Mostar". Doch die Nationalisten befürchten, dass dieser ausländische Held, halb Komiker, halb Philosoph, die junge Generation von den Werten abbringen könnte, für die sie gekämpft haben. Und es stellt sich die Frage, ganz ernsthaft: In welches Viertel richtet der kleine Drache den Schlag seiner Handfläche: in Richtung der Moscheen oder auf die Seite der katholischen Kathedrale? Auf beiden Seiten fühlt man sich beleidigt. Die Skulptur wird vandalisiert. Sie wird zur Reparatur abgenommen und kehrt zurück. Dann geht sie wieder weg. Man glaubt, sie sei entführt worden. Die Geschichte ist spannend. Die französische Schriftstellerin Camille de Toledo hat sogar einen Roman darüber geschrieben(Oublier, trahir, puis disparaître, éd. Seuil, 2013). In Wirklichkeit hatte der Bildhauer sie nur für die Dauer einer Ausstellung in Zagreb ausgeliehen. Bruce Lee ist seitdem in den Zrinjevac-Park zurückgekehrt.