UNIVERSITÄT - UNIVERSITÄT

Ein Ort, der in der Stadt immer wieder für Aufregung sorgt. Die renommierteste Universität der ehemaligen DDR (außer Berlin), die vor allem für Naturwissenschaften und Medizin, aber auch für Theaterwissenschaften und Geschichte bekannt ist, steht im Zentrum von Fragen der Politik, Ideologie und Bilder. Sie wurde 1409 von Studenten aus Prag (der ältesten deutschsprachigen Universität) gegründet, die vor der (pro-tschechischen) Hussitenbewegung geflohen waren, und ist nach wie vor die zweitälteste Universität des Landes. Jahrhundert größtenteils wieder aufgebaut und wies später ein barockes Gesicht auf. 60-70 % ihrer Substanz wurden bei den Bombenangriffen von 1943/44 zerstört. Im Jahr 1953 wurde die Universität in Karl-Marx-Universität umbenannt. 1968 beschlossen die kommunistischen Behörden, das Augusteum (Gebäude am Augustusplatz) zu sprengen, da es teilweise beschädigt war und die gotische Paulinerkirche auf wundersame Weise intakt geblieben war. Man errichtete ein Gebäude im kommunistisch-funktionalistischen Stil und brachte über dem Eingang der Universität ein Metallfresko mit den Gesichtern von Marx und Lenin an.

Ende der 1990er Jahre setzte sich eine christliche Lobby für die Zerstörung der kommunistischen Universität und einen originalgetreuen Wiederaufbau der St.-Pauls-Kirche ein. Diese Idee wurde von der gesamten Linken aufgrund des säkularen Aspekts der Universität heftig abgelehnt. Letztendlich konnte die Lobby ihren Wunsch teilweise durchsetzen. Die Universität unternahm gigantische Bauarbeiten, die 2007 begannen, um die Universität vollständig neu zu errichten, wobei sie architektonisch an die Kirche erinnerte und sogar eine integrierte Kapelle, das Paulinum, einbaute. Die ästhetische Entscheidung war für viele sehr verwirrend und erinnerte an neokonservative Vorbilder aus den USA. Das neue Augusteum, einschließlich des Paulinums, ist ein ausgesprochen zeitgenössisches Gebäude, in dem sich schlanke Steinsäulen in Grautönen mit Glassäulen, die Lichtschächte bilden, abwechseln. Am Rande dieser bläulich und grün, metallisch schimmernden Struktur ist die Fassade der alten gotischen Kirche mit Rosette und Fenster in dieser erstaunlichen Konstruktion gefangen. Viele Leipziger hassen die Prunkbauten dieser neuen Universität, die eine der Stadt fremde Ästhetik zur Schau stellen; andere sind fasziniert. Die Uni hat zwar eine riesige Mensa, aber dafür weniger Sitzplätze als vor dem Umbau! Im neuen Augusteum gibt es eine Ausstellung über die Geschichte der Universität in der Stadt.