BOB MARLEY CENTRE & MAUSOLEUM

Was wir heute besuchen werden, ist eher eine Touristenattraktion als ein gottverlassener Ort auf dem Land, an dem die Familie Malcolm im letzten Jahrhundert lebte. Der Ort hat nichts mehr mit dem Landhaus von damals zu tun. Seien Sie gewarnt, zumal der Eintritt sehr teuer ist. Dafür ist der Weg dorthin in den Bergen wunderschön und die Dörfer, durch die man kommt, sind malerisch.

Geschichte. Mutter Malcolm war für ihre rührende Stimme bekannt, die man manchmal während anstrengender Tage der Feldarbeit hören konnte, wenn sie den Herrn lobte, um sich Mut zu machen. Der Vater trommelte abends einige Nachbarn zusammen, und vor dem Haus spielten sie Quadrille, einen alten Stil, der dem Mento ähnelt.

Das ist das musikalische Erbe, das Bob Marley von seinen Großeltern erhielt. Ein Hof also, mit dem Familienhaus, in dem die Malcolms und ihre acht Kinder lebten, darunter der junge Teenager Cedella Malcom, die bald Cedella Marley werden sollte und heute Mama Booka oder Mother B genannt wird. In diesem Dorf lernte sie Norval Marley kennen, einen englischen Siedler, der trotz seiner fünfzig Jahre die Gunst der jungen Cedella ausnutzte. Die Identität von Norval, dem biologischen Vater des Stars, bleibt wohl einer der dunkelsten Teile von Bobs Leben. Der Star fand in Interviews oft harte Worte gegen ihn, erklärte sich selbst schlichtweg zur Waise oder nannte ihn einen " dreckigen Kerl, der sich seine Mutter geleistet hat ".

In der Biografie von Steven Davis über Bob Marley beschreibt Cedella ihn jedoch als guten Mann, der den Vorurteilen seiner Zeit trotzte und sie heiratete, als er erfuhr, dass sie schwanger war, selbst wenn er von ihrer bürgerlichen Familie enterbt wurde. Während der Schwangerschaft kam er auf seinem Pferd aus Kingston, um Zeit mit ihr zu verbringen und die große Familie Malcolm zu unterstützen. Er versuchte mehrmals, das Kind in seine Obhut zu nehmen, und versuchte vergeblich, seine Familie dazu zu bringen, es zu akzeptieren. Als Norval Marley klar wurde, dass er die segregationistischen Vorurteile der konservativen englischen Gesellschaft nicht ändern würde, gab er seinen Sohn auf. Bob sagt bis heute, dass er keine Erinnerung an ihn hat.

Ein großer Rasta mit sympathischem Gesicht stellt sich als einer der offiziellen Reiseleiter von Nine Miles vor. Er scheint stolz zu sein, als er ankündigt, dass die Tour elf Etappen umfasst. Doch dann hält er eine Rede, die an Wahrheit kaum zu überbieten ist: " Bob lebte durch seine Musik, er war ein starker Geist. Seine Lebensphilosophie ist immer noch präsent, da sie viele Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst. Der beste Beweis dafür ist, dass sie den ganzen Weg hierher gekommen sind. Bob ist hier aufgewachsen. Er war im Grunde ein Landjunge. Er nahm sich gerne Zeit, um morgens seinen Tee zu kochen, auf seinem Esel zu reiten und spazieren zu gehen, den Menschen, die er auf seinem Weg traf, guten Tag zu sagen, sich mit ihnen zu unterhalten und Schwingungen zu teilen. Er war hier glücklicher als in Trenchtown, glauben Sie mir. Vielleicht war er hier sogar glücklicher als irgendwo sonst "

Wenn Bob aus dem Fenster schaute, sah er vor allem grüne Hügel und den (inzwischen geteerten) Feldweg, auf dem er barfuß die wenigen Ziegen seines Großvaters trieb. In der Mitte des zweiten Hofes ist dies der (unvermeidlich grün-gelb-rot gestrichene) Stein, auf dem er gerne saß, um Gitarre zu spielen. Er soll dort Titel wie Simmer Down komponiert haben, was wahrscheinlich ist, auch wenn der Großteil seines musikalischen Schaffens in Trench Town im Ghetto stattfand.

Der Besuch. An das Haus von Mama Booka angebaut, ein zweistöckiges Gebäude mit einer Bar und einer großen Terrasse. Einige Platinplatten glänzen an den Wänden, darunter eine aus der Legend-Box. " More than 10 million copies around the world " steht auf der goldenen Plakette.

Ein Rasenweg führt hinauf in den zweiten Hof, der von den Gräbern von Bob Marleys Großeltern und seinem Onkel gesäumt wird. Ein paar Meter weiter oben befindet sich Bobs kleines Zimmer und sein berühmtes Single Bed, von dem er in dem Lied Is this Love? spricht (unser Führer beendet übrigens gerne jede seiner Erklärungen mit einem Bob-Song, während seine Gruppe die Räumlichkeiten inspiziert). Es ist ein einfaches Zimmer, das auf einem Erdhügel hinter dem Haupthaus liegt. Es gibt ein schlecht erhaltenes Bettzeug, einen Stuhl, zwei Kissen und ein kleines Fenster.

Gleich daneben zeigt der Reiseführer eine offene Feuerstelle, die den Titel Catch-a-fire inspiriert hat, und dann einen Bergahorn aus dem Lied Time will tell. Schließlich das Mausoleum: ein weiteres Gebäude, dessen Glasfenster denen in christlichen Kirchen ähneln. Man zieht sich die Schuhe aus, bevor man durch die Tür geht. Der Raum wird von einem hohen Marmorgrab eingenommen, das mit weiten Tüchern aus afrikanischen Stoffen bedeckt ist. " Sein Bruder, der in Miami versehentlich von der Polizei erschossen wurde, ist mit ihm begraben ", erklärt der Reiseführer.

Während unser Führer die erste Strophe des Redemption Song anstimmt, gehen wir durch den Raum und betrachten die Wände: alte Fotos von Bob, eine Zeichnung, die Marcus Garvey darstellt, ein großes Foto von Haile Selassie, die australische Goldene Schallplatte vonExodus, eine Bibel und ein Fußball. Auf dem Weg nach draußen bleibt man vor einem kleinen Altar stehen, auf dem die Besucher Opfergaben abgelegt haben: ein Foto von Malcolm X, ein Gedicht über die Liebe, Dollars, eine griechische Banknote und andere Gegenstände aller Art ... Ein sehr touristischer Besuch, den wir nur Bob-Fans empfehlen.