FONDATION AMADOU HAMPÂTÉ BÂ

"In Afrika brennt jedes Mal, wenn ein alter Mann stirbt, eine Bibliothek. Dieser Satz spiegelt zwei der großen Anliegen des berühmten Schriftstellers, Ethnologen, Philosophen und Historikers Amadou Hampâté Bâ wider: die Weitergabe an künftige Generationen und die Anerkennung mündlicher Traditionen als Quellen der Geschichtsschreibung. Als Sänger des Afrikanertums, aber auch eines gewissen Universalismus ("Das ganze Universum ist unsere Heimat"), verstand es dieser außergewöhnliche Erzähler, Afrika auf die Art eines Griots lebendig werden zu lassen, der beschlossen hat, nicht mehr schmeichelhaft, sondern nur noch aufrichtig zu sein. Er war von 1962 bis 1966 Botschafter Malis in der Elfenbeinküste, von 1962 bis 1970 Mitglied des Exekutivkomitees der UNESCO und 1974 Gewinner des Großen Schwarzafrikanischen Literaturpreises. Seine außergewöhnliche Laufbahn führte dazu, dass er seine letzten Tage in Abidjan verbrachte (er ist auf dem Friedhof von Williamsville begraben), wo man ihn noch heute als "Weiser von Marcory" kennt.

Er verbrachte seine Zeit damit, die Archive zu ordnen, die er im Laufe seines Lebens über die mündlichen Traditionen Westafrikas angelegt hatte, und die Memoiren des Mannes zu verfassen, der als "einer der ältesten Söhne des Jahrhunderts" bezeichnet wurde. Als er 1991 starb, übernahmen seine Erben die Leitung und dank ihrer Arbeit und der Unterstützung der ivorischen Behörden konnte die Stiftung im Januar 2002 gegründet werden. Geleitet wird die Einrichtung von Rokiatou Bâ, der jüngsten Tochter von Amadou Hampâté Bâ. Dort befinden sich unter anderem : die persönliche Bibliothek von Amadou Hampâté Bâ, die aus mehr als 3.000 Werken (darunter einige seltene Stücke) besteht, ein wahrhaft lebendiges Gedächtnis, das von allgemeinen bis zu sehr speziellen Themen reicht und den enzyklopädischen Geist und die unstillbare Neugier dieses "Bibliotheksältesten" bezeugt; ein Archiv mit audiovisuellen Aufnahmen und Manuskripten, darunter die Korrespondenz, die Hampâté Bâ mit Persönlichkeiten aus aller Welt führte, darunter natürlich auch mit Präsident Félix Houphouët-Boigny.

Neben der Bewahrung des Andenkens an diesen "in allen Wissensbereichen offenen Geist", der sich für gegenseitiges Verständnis einsetzte ("Die Schönheit eines Teppichs liegt in der Vielfalt seiner Farben. Wenn er nur weiß wäre, wäre er ein weißes Laken. Wenn es nur Schwarz gäbe, wäre es ein Trauerflor"), ist der Schutz dieser zahlreichen Manuskripte, die teilweise bearbeitet oder auf sehr zerbrechlichen Trägern festgehalten wurden, der Hauptgrund für die Existenz der Stiftung. In diesem Sinne hat die Institution mit der Unterstützung verschiedener Partner (Orange-Stiftung, Nationalbibliothek von Mali) die Klassifizierung und Digitalisierung der Manuskripte, die Inventarisierung und Klassifizierung von über 400 Vorträgen und 300 Korrespondenzen und anderen Manuskripten, die Digitalisierung der Bibliothek und die Ausstrahlung der Stiftung initiiert.

Im Inneren der Villa sind zwei Räume der Ausstellung dieser persönlichen Gegenstände sowie Büchern und Fotos gewidmet, die den Lebensweg und das Werk von Hampâté Bâ nachzeichnen. Im friedlichen, grünen Garten befindet sich eine Strohhütte, in der Märchenstunden für Besucher und Kindergruppen veranstaltet werden, und im hinteren Teil des Gartens die Bibliothek und der Archivraum, in dem die Manuskripte des Schriftstellers aufbewahrt werden. Die Stiftung Amadou Hampâté Bâ ist ein wichtiger Kulturakteur in Abidjan und organisiert regelmäßig Filmvorführungen, Märchenabende, Gespräche und Konzerte.