ADDIZIONE ERCULEA

Ferrara wird durch eine West-Ost-Achse, die durch den viale Cavour und den corso Giovecca gebildet wird, in zwei Teile geteilt. Im Süden befindet sich das historische Zentrum mit der Kathedrale und den mittelalterlichen Gassen. Im Norden ein neuer Stadtteil, der allgemein alsAddizione Erculea bekannt ist, da er ex novo Ende des 15. Jahrhunderts auf Wunsch von Herkules I. d'Este errichtet wurde. Das Projekt war keine einfache Erweiterung des Stadtgefüges, sondern ein wohlüberlegtes städtebauliches Projekt. Die alten Stadtmauern auf der Nordseite wurden niedergerissen und der Architekt Biaggio Rossetti schuf um zwei Achsen (corso Ercole I d'Este und die corsi Porta Po, Biagio Rossetti und Porta di Mare) ein neues Renaissanceviertel. An der Kreuzung der beiden Achsen befand sich der Quadrivio degli Angeli mit seinen schönen Palästen, darunter der Palazzo dei Diamanti. Dieses Projekt entsprach auch einer anderen Idee. Innerhalb eines Quadrats, das ein früheres Horoskop darstellte, entsprachen die beiden Alleen den Tagundnachtgleichen und der Palazzo dei Diamanti dem Stand der Sonne. In dieser Addizione wurde alles bis ins kleinste Detail szenografisch durchdacht, wobei der alte Teil der Stadt berücksichtigt wurde. Ein majestätischer Palast reiht sich an den nächsten, die breiten Avenuen bilden eine angenehme Etappe für Spaziergänge und bieten gleichzeitig schöne Ausblicke, insbesondere auf das Castello Estense, das durch die Hinzufügung dieses neuen Stadtteils in den Mittelpunkt des Stadtgefüges gerückt wurde. Für die damalige Zeit war dieses Projekt nicht nur innovativ, sondern auch genial, weshalb Ferrara den Titel der ersten modernen Stadt Europas erhielt.