VILLA STIASSNI
Falls die Villa Tugendhat ausgebucht sein sollte, können Sie die weniger bekannte und weniger besuchte Villa Stiassni besuchen. Sie ist natürlich auch weniger spektakulär, aber Sie sollten den Besuch nicht als Trostpreis betrachten. Die prächtige Villa folgt denselben funktionalistischen Codes und ist in mancher Hinsicht sogar in einem viel besseren Zustand als Teile der Villa Tugendhat. Die Villa Stiassni hingegen wurde immer von der Gestapo oder den kommunistischen Machthabern für offizielle Zwecke genutzt und in diesem Sinne weitaus mehr respektiert. Die Villa wurde von dem Architekten Ernst Wiesner für ein reiches jüdisches Textilhändlerpaar in einem 3 Hektar großen Park mit Swimmingpool (für die damalige Zeit hochmodern) errichtet. Die Villa wurde 1929 fertiggestellt und 1938 von den Bewohnern verlassen, die in die USA emigrierten. Seine Architektur und die Anordnung der Räume entsprachen den Kriterien der damaligen Zeit und waren im reinsten puristischen Stil gehalten, einer Bewegung, die dem Funktionalismus vorausging und sich vom damals in Brünn vorherrschenden "Wiener Stil" abheben wollte. Man findet also kaum Ornamente, sondern hochwertige Rohstoffe: Holz, Metall, Glas..., deren Farben und Formen die einzige Dekoration sind. Das Haus ist auf zwei Ebenen organisiert, mit dem "gesellschaftlichen Leben" im Erdgeschoss und den dem Familienleben gewidmeten Räumen im Obergeschoss. Beide sind durch eine monumentale Holztreppe miteinander verbunden, während die Bediensteten ihre eigenen Zugänge hatten. Beachten Sie die großen Räume, die eingebauten Heizkörper und die riesigen Fensterfronten, um das Licht optimal zu nutzen. Die Zimmer sind vollgestopft mit persönlichen und zeitgenössischen Gegenständen und versuchen, den Alltag der 1930er Jahre in Brünn wieder aufleben zu lassen. Jedes Familienmitglied verfügte über drei Räume: Schlafzimmer, Badezimmer und Ankleidezimmer. Die Ankleidezimmer waren aus Orangenholz, um die Kleidung zu parfümieren, und aus Mangoholz, um die Luftzirkulation zu gewährleisten. Beachten Sie, dass das Zimmer von Hermine Stiassni, die aus einer adligen Familie stammte, mehr Verzierungen aufweist als die anderen Zimmer, da die Hausherrin nicht ganz von dem durchgängigen Funktionalismus überzeugt war.
Als die Deutschen kamen, wurde das Haus in ein Kasino für die SS-Elite umgewandelt, während die kommunistischen Machthaber es zu einem offiziellen Ort für Regimefeiern und den Empfang hochrangiger Gäste machten. Fidel Castro, Edvard Beneš und Soekarno waren in der Villa Stiassni zu Gast, bevor sie 2014 komplett renoviert wurde.
Wussten Sie schon? Diese Stellungnahme wurde von unseren professionellen Autoren verfasst.
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Meinungen der Mitglieder zu VILLA STIASSNI
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