Institutionen und Veranstaltungen der schweizerischen siebten Kunst
In der Welt der siebten Kunst gilt Lausanne seit langem als die Referenzstadt der Schweiz. Diesen Titel hat sie sich vor allem durch die 1948 gegründete Cinémathèque suisse verdient, die im Casino de Montbenon untergebracht ist. Die Cinémathèque suisse gehört zu den zehn wichtigsten Filmarchiven der Welt, ein Titel, den sie aufgrund ihrer Größe und ihres Reichtums an Sammlungen erhalten hat. Das Archiv befindet sich in Penthaz, während der Verwaltungssitz und die Vorführräume in Lausanne liegen. Im Jahr 2010 investierte die Stadt in die siebte Kunst und kaufte das 1928 erbaute Kino Capitole. Neben dem Erhalt dieses Filmerbes bietet Lausanne damit der Cinémathèque einen wichtigen Trumpf, da diese den größten Kinosaal der Schweiz (869 Plätze) gewinnt. Im Jahr 2019 wird ein Erweiterungsprojekt angenommen und das Capitole wird bald in La Maison suisse du cinéma umbenannt. Neben den Institutionen ist die Hauptstadt des Kantons Waadt auch auf der Veranstaltungsseite aktiv. Seit 2002 findet in der Stadt jedes Jahr das Lausanne Underground Film and Music Festival (LUFF) statt. Dieses Festival fördert die Schaffung unabhängiger Werke. Seit achtzehn Jahren hofft das LUFF, einem breiteren Publikum eine Reihe von meist experimentellen Filmwerken näher zu bringen. Im Jahr 2023 fand zum 26. Mal das Ciné-festival statt, ein weiteres Ereignis der Schweizer Filmkunst, das von der Cinémathèque suisse organisiert wird.
Werke und Persönlichkeiten
Die siebte Kunst in Lausanne besteht auch aus zahlreichen Filmemachern, die in dieser Westschweizer Stadt das Licht der Welt erblickten. Zu den talentiertesten Kindern der Stadt gehört Anne-Marie Miéville, Filmemacherin, Produzentin, Fotografin und Ehefrau eines anderen Schweizer Kindes, Jean-Luc Godard. Miéville und Godard zeichneten gemeinsam für mehrere Filme verantwortlich, darunter Ici et ailleurs (1974), Contre l'oubli (1991, im Trio mit Alain Resnais) und The Old Place (1998). Ebenso wie Miéville stammt auch der Filmemacher Jean-Stéphane Bron aus Lausanne. Bron ist vor allem für seine Dokumentarfilme Connu de nos services (1997, in Locarno gezeigt), Mais im Bundeshuus - Le Génie helvétique (2003, als bester Dokumentarfilm beim Schweizer Filmpreis ausgezeichnet) und Cleveland contre Wall Street (2010), der in der Quinzaine des réalisateurs in Cannes gezeigt wurde, bekannt. Zuletzt schrieb Bron gemeinsam mit der Regisseurin Alice Winocour das Drehbuch für das Werk Proxima, das 2019 in die Kinos kommt und in dem Eva Green und Matt Dillon mitspielen. Ebenfalls aus diesem Teil des Kantons Waadt stammt Lionel Baier, Leiter der Filmabteilung der École cantonale d'art de Lausanne und Gewinner des Kulturpreises Jeunes créateurs sowie des Preises Best European Director am NEFF im Jahr 2005. In Lausanne wird auch der Schauspieler und Fotograf Vincent Perez geboren, der unter anderem für seine Rollen in den berühmten Filmen Cyrano de Bergerac (1990, mit Gérard Depardieu), La Reine Margot (1994), Fanfan la Tulipe (2003) oder Dalida (2017) bekannt ist. 2016 drehte Pérez Seul dans Berlin und schuf zwei Jahre später die Veranstaltung Les Rencontres du septième art de Lausanne, ein Filmtreffen, das jedes Jahr im März stattfindet. Zu den Werken, die einen Teil ihrer Kulisse zwischen den Mauern der Stadt aufgestellt haben, gehören schließlich Les Indiens sont encore loin (1977, Patricia Moraz), Merci pour le chocolat (2000, Claude Chabrol), L'amour est un crime parfait (2013, Arnaud und Jean-Marie Larrieu) und Moka (2016, Frédéric Mermoud).