EX-PLACE LENINE

Seit 1991 steht die Bronzestatue von Lenin nicht mehr auf dem großen Platz, der nach ihm benannt war und in Platz der Republik (Hanrabédoutian Hrabarak) umbenannt wurde. Doch dieser riesige ovale Platz mit Wasserbecken und Springbrunnen, der die Wiedergeburt Armeniens verkörpern soll und dessen große architektonische Prinzipien von seinen Planern an den Fassaden übernommen wurden, hat sich eine sowjetische Feierlichkeit bewahrt. "Wer sich die Kraft vorstellen will, die die Sowjetmacht hat ... der muss Jerewan besuchen", sagte Giacometti. Dieser Platz ist ein Beispiel dafür. Als A. Tamanian (1876-1936) ihn 1924 entwarf, wollte er ihn zum Schaufenster des neuen Armeniens machen und die Stärke der Macht, deren Zentrum der Platz mit seinen Institutionen und dem Hotel Armenia war, in Tuffstein ausdrücken. Der 14.000 m² große Platz, von dem breite Alleen abgehen, ist beeindruckend. Die geschwungenen Fassaden der mit rosa oder ockerfarbenem Tuffstein verkleideten Gebäude, die mit traditionellen Motiven verziert und von Arkaden durchbrochen sind, passen sich dem Oval des Platzes an und machen die Originalität dieses Ensembles aus, das an eine Theaterkulisse erinnert. Der Platz ist nach wie vor das Zentrum der Macht und Schauplatz offizieller Veranstaltungen und Ereignisse. Auch N. Paschinjan führte hier 2018 seine samtene Revolution durch und brach damit mit der seit 1988 bestehenden Tradition, dass die Opposition auf dem Opernplatz im Norden demonstriert. Aber die Macht, die immer noch durch den Sitz der Regierung und der Ministerien repräsentiert wird, ist mit der Wirtschaft verbunden, mit ihren Geschäften, Banken, Hotels, darunter das Marriott (ehemals Armenia), ihren Restaurants und Straßencafés, die die starre Ordnung aufbrechen und eine eklektische Menschenmenge anziehen: Diaspora-Armenier und Touristen, junge Geschäftsleute, die mit ausländischen Geschäftsleuten in Straßencafés verhandeln, Bauern, die die Hauptstadt bewundern wollen, und Familien, die zu den "Singenden Brunnen" im Norden spazieren gehen. Dieses Becken mit seinen vielen Wasserfontänen, in dem im Sommer die Kinder planschen, ist einer der beliebtesten Spazier- und Treffpunkte der Hauptstadt. Abends lockt es die Schaulustigen mit einer Wasser-, Ton- und Lichtshow, bei der Volkslieder und Welthits erklingen. Auch die neuesten Kleider werden hier zur Schau gestellt, nachdem man die Abovian-Straße, die örtlichen Champs-Elysées, die an den Stufen des Beckens beginnen, entlangparadiert hat. In dieser Straße, wie auch in einigen anderen um sie herum, sind noch elegante Gebäude aus der Zarenzeit erhalten, die daran erinnern, dass der Platz an der Stelle der alten Kolonialstadt angelegt wurde. Der Platz zahlt heute seinen Tribut an die Geschichte, indem er im Zuge von Bauarbeiten im Jahr 2018 noch viel ältere Fundamente ausgräbt.