CHÂTEAU OLESKO (ОЛЕСЬКИЙ ЗАМОК)

Diese 75 km östlich von Lwiw gelegene mittelalterliche Burg stammt aus dem 14. Jahrhundert, doch die ersten Mauern wurden bereits im 11. Jahrhundert zur Zeit der ersten Kreuzzüge errichtet. Der Ort befand sich an der Kreuzung zwischen dem von den Kreuzrittern beherrschten Westen und den Nomaden aus dem Osten. Er wurde mehrmals geplündert und wieder aufgebaut und in zahlreichen historischen Dokumenten aus dem 13. und 16. Jahrhundert erwähnt, aber erst im 17. Jahrhundert erschien er eindeutig auf einer Landkarte. Der berühmte polnische König Ian III. Sobieski wurde hier 1629 geboren. Sein Porträt und das seiner Frau sind in einem der Ausstellungsräume zu sehen. Seit über zwanzig Jahren beherbergt das Schloss künstlerisch wertvolle Gemälde und Skulpturen und funktioniert wie ein Museum.

Am Ausgang kann man auch ein altes Kapuzinerkloster besichtigen. Auf den ersten Blick kann man von dem Zustand, in dem sich das Schloss, die Ausstellungen und der Park befinden, enttäuscht sein: abblätternder Putz an den Fassaden, ein rudimentärer und ungepflegter Garten, schlechte Farbe aus den 1970er Jahren, die die meisten Wände im Inneren bedeckt, und eine deutlich sichtbare sowjetische Heizung, die in einigen Räumen installiert ist! Auch eine riesige, mehrere Meter hohe Holzstatue der "Verteidiger" des Schlosses, die 1971 angefertigt wurde und heute am Rande des Schlosses steht, sticht aus dem architektonischen Gesamtbild heraus. Um den Besuch zu genießen, muss man wissen, unter welchen Bedingungen das Schloss, das 1975 als erstes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, wiederaufgebaut wurde. Als Lwiw 1939 an die UdSSR angeschlossen wurde, verlangte die kommunistische Ideologie die überstürzte Schließung der Kirchen und die Zerstörung vieler Ikonen und Gemälde, die der Kirche und dem alten Regime gehörten. Kunstspezialisten und -liebhaber retteten, was sie konnten. So entstand die Sammlung, die heute in der Burg ausgestellt ist.

Es sind nur Gegenstände, die vor dem politischen Vandalismus gerettet wurden. 1969 bereitete sich die Lokalregierung darauf vor, das Schloss in ein Internat für die Lehrlinge einer technischen Schule umzuwandeln. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Kunsthistoriker Boris Voznytskyi auf das Schloss aufmerksam. Er sammelte Geschichtsinteressierte und lokale Wissenschaftler um sich und schaffte es, bei einigen Beamten Sympathie für sein Projekt zu wecken. Da sie jederzeit verhaftet werden konnten, arbeiteten die Befürworter des Projekts fünf Jahre lang hart daran, die Burg wiederzubeleben. Obwohl Olesko das erste ukrainische Schloss war, das wiederaufgebaut wurde, erhielt es keine Unterstützung vom Ministerium. Der Kulturminister soll während der gesamten Bauzeit sogar von seiner Existenz nichts gewusst haben. Um sich die Gunst der sowjetischen Beamten zu sichern, stellten Voznytskyi und seine Kollegen bei der Eröffnung des Schlosses eine Leninbüste aus Marmor im Innenhof des Schlosses auf, mit einem Zitat des ersten sowjetischen Ideologen, der die Notwendigkeit der Bewahrung des Kulturerbes betonte.

Heute steht dieser Marmor nicht mehr dort, aber die Spuren der Schwierigkeiten und Kontroversen im Zusammenhang mit der Erhaltung des Kulturerbes während der Sowjetzeit sind noch durchaus präsent.

Olesko erreicht man mit dem Bus von der Station Nr. 2 (Busse fahren etwa jede Stunde, Fahrzeit 1,5 Stunden) oder mit dem Auto über die M06-E40. Am einfachsten gelangt man nach Olesko über eines der vielen Touristenbüros in Lviv.