Sie kommen aus dem Norden
Sti, François Boucq, Alain Dodier oder Marion Poinsot: Kennen Sie diese Namen? Es sind die Namen von Comicautoren und -autorinnen mit (inter-)nationaler Reputation und Reichweite. Ihre Werke werden bei jeder Neuerscheinung gelesen, wieder gelesen, geteilt und kommentiert. Und wissen Sie, was sie alle gemeinsam haben? Sie sind alle im Norden geboren!
Ihr künstlerisches Schaffen ist ebenso reichhaltig wie vielfältig und umfasst alle Bereiche, von Fantasy über Kriminalromane, Graphic Novels und den Ersten Weltkrieg bis hin zu Belletristik, und bringt Helden und Heldinnen hervor, die ganze Generationen geprägt haben! Wer kennt also nicht Jérôme K. Jérôme Bloche, den zweiäugigen Detektiv, der es nie schafft, seinen Führerschein zu machen? Diese Serie, die dem Talent des gebürtigen Dünkirchners Alain Dodier entspringt, wurde 2010 auf dem Festival von Angoulême ausgezeichnet!
Die ebenfalls aus Dünkirchen stammende Marion Poinsot nutzte das aufkommende Internet, um an einem der verrücktesten sechseckigen Rollenspielabenteuer teilzunehmen: dem Donjon von Naheulbeuk! Was als Witz unter Freunden begann, wurde ab 2005 zu einem Comic, dessen Erfolg nie nachgelassen hat.
Ein massives, eklektisches Werk von ständig erneuerter Qualität: So könnte man die Karriere von François Boucq (genannt Zorro) aus Lille (zu) kurz zusammenfassen. Er wurde 1998 mit dem Grand Prix de la Ville d'Angoulême für sein Lebenswerk ausgezeichnet und arbeitete unter anderem mit Fluide glacial und Pilote zusammen. Zu seinen zahlreichen Erfolgen gehören Les Aventures de Jérôme Boucherot( Die Abenteuer von Jérôme Boucherot), Super Dupont, DER Superheld aus Frankreich, und Bouncer !
Unter der neuen Generation von Autoren, die von der Jugend geliebt werden, steht Sti ganz oben auf der Liste! Er ist u. a. der Autor der Serien Les Rabbit und Mes premières fois. Er hat auch an Sammelbänden mitgewirkt: Die Blauröcke, Das Marsupilami und Die Lehrer.
Comics, die im Norden stattfinden
Es gibt viele Comics, in denen der Norden eine Rolle spielt. Doch nur einer von ihnen hatte die Ehre, verfilmt zu werden, und zwar ein Film, der später in Cannes die Goldene Palme gewann! Es handelt sich dabei um Julie Merahs Le Bleu est une couleur chaude, das von Abdellatif Kechiche unter dem Titel La Vie d'Adèle verfilmt wurde! Lille, wo sich die Liebesgeschichte zwischen Clémentine und Adèle abspielt, kommt übrigens auch in zahlreichen anderen Comics vor: im vierzehnten Band der Fußballabenteuer von Eric Castel(Cinquième but pour Lille) oder im neunten Band von Léo Leden mit dem Titel Chaud beffroi (Heißer Belfried). Die Verbindung zwischen Lille und der neunten Kunst geht noch weiter, denn die Geschichte der Stadt war für viele ein fruchtbarer Nährboden! Ein Beweis dafür ist u. a. Robert 1944: de Roubaix à Amiens, les derniers mois d'un résistant von Jean-Michel Vanweydeveldt. Auch der LOSC hat sein Recht auf Bücher: Complètement Dogues und Hors Jeu!
Die Erzählung von Schicksalen und Lebensentscheidungen ist ebenfalls ein zentrales Thema in der literarischen Produktion des Nordens: Vagues à l ' âme von Gregory Mardon, Pain d'alouette von Christian Lax oder Les Bonhommes de pluie von François Dupras sind allesamt Zeugnisse, eingefangene Augenblicke, die mit einer gewissen Sanftheit, die von Melancholie und einer Prise Ironie geprägt ist, erzählt werden.
Natürlich sind auch die Bergwerke, die Corons und die Industrie beliebte Themen für Comicautoren. Einige erzählen von ihrer Kindheit am Fuße der Halden, in den Corons, während andere die Epochen überlagern, um berühmte Episoden mit dem Abstand der Zeit neu zu schreiben. Les Gueules rouges von Eddy Vaccaro, Les Mangeurs de cailloux von Jean-Luc Loyer, La Salle du pendu von Gaëtan Guyot und sogar die Adaption von Germinal von Jean-Michel Arroyo sind allesamt Facetten dieser Bergbauwelt, die immer noch und immer wieder fasziniert und herausfordert.
Schließlich gibt es noch die OLNIs, die Unidentifizierten Leseobjekte. Werke, die zum Lachen und Schmunzeln anregen und in keine spezielle Kategorie passen: das erstaunliche Les Mots contre les Maux von Gregdizer, in dem Lille und M, der Sänger, im Mittelpunkt stehen, El'z'avintures ed'Biloute, auf Sch'ti, von Olier, Les Carnavaleux von Bloz aus Dünkirchen oder das historische und dramatische Fourmies la rouge von Inker.
Emblematische Autoren und Autorinnen aus dem Norden
Der Historiker und Akademiker Alain Decaux, die Schriftstellerinnen Annie Degroote und Marie Desplechin, der Autor Jean Piat, der Literaturkritiker Sainte-Beuve, der renommierte Franck Thilliez, der fantastische Dichter Théo Varlet und die mythische Marguerite Yourcenar sind nur einige Namen in einer Liste, die so manchen Verlag vor Neid erblassen lässt! Übrigens hat die zuletzt Genannte, Marguerite de Crayencour mit bürgerlichem Namen (und die als erste Frau in die Académie française gewählt wurde), der Villa départementale Marguerite Yourcenar in Saint-Jans Cappel ihren Namen gegeben, einem Ort, an den vor allem diejenigen, die Worte lieben und Lust haben, sich auf die literarischen Spuren dieser berühmten Vorgängerinnen zu begeben, zu Schreibaufenthalten kommen.
Unter den illustren Werken, die der fruchtbaren Feder von Schriftstellern entsprungen sind und im Norden spielen, sind einige emblematisch und unumgänglich: Émile Zolas Germinal mit seinem eindringlichen Porträt der Arbeiter- und Bergbaugesellschaft im 19. Jahrhundert, Anatole France's L'Orme du Mail (der erste Teil der Tetralogie L'Histoire contemporaine und der unweit von Tourcoing spielt), Un été dans les Flandres von Michael Jenkins, ein Bildungsroman mit subtiler Sanftheit und berührenden Porträts, oder Week-end à Zuydcoote, der erste Roman von Robert Merle (der im Jahr seiner Veröffentlichung, 1949, den Prix Goncourt gewann).