Wasserpolo, der Nationalsport
In Ungarn ist Wasserball nicht nur eine Sportart unter vielen: Es ist ein echter Nationalstolz. Die Spiele der Nationalmannschaft sind oft auf den Titelseiten der Medien zu sehen und die Starspieler werden verehrt. Die Nationalmannschaft ist mit drei Weltmeistertiteln, 13 Europameistertiteln und neun olympischen Titeln die erfolgreichste Mannschaft der Welt, auch wenn sie bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris am Fuß des Podiums gescheitert ist. In Kur- und Badestadt sind die öffentlichen Schwimmbäder oft mit Wasserballfeldern ausgestattet.
Das Halbfinale zwischen Ungarn und der UdSSR am 6. Dezember 1956 bei den Olympischen Spielen in Melbourne, mitten im Kalten Krieg, wurde zu einem politischen Duell. Einige Wochen zuvor hatte die sowjetische Armee die ungarische Revolution (oder den Budapester Aufstand) gewaltsam niedergeschlagen. Im Schwimmbad eskalierte das Spiel und der ungarische Spieler Ervin Zádor verließ das Becken mit blutverschmiertem Gesicht, nachdem er von einem sowjetischen Gegner geschlagen worden war. Diese Szene ging um die Welt und brachte dem Spiel den Spitznamen " Blood in the Water " (Blutbad von Melbourne) ein. Das Spiel wurde abgebrochen, um einen Aufstand zu verhindern. Ungarn gewann mit 4:0 und holte sich anschließend die Goldmedaille! Ein historischer Moment des Widerstands und des Nationalstolzes.
Es lebe der Fußball!
Ungarn hat mit seiner legendären Mannschaft der 1950er Jahre, die den Spitznamen "Aranycsapat" ("Goldene Mannschaft") trug, Fußballgeschichte geschrieben. Unter der Führung des legendären Ferenc Puskás erreichte diese revolutionäre Mannschaft unter anderem das Finale der Fußballweltmeisterschaft 1954. Auch wenn das Land heute nicht mehr an der Spitze des Fußballs steht, ist die Leidenschaft der Bevölkerung für eine Auswahl, die im Sommer 2025 auf Platz 37 der Weltrangliste stand, ungebrochen.
Ehrwürdige Reiterei
Als ehemaliges Nomadenvolk haben die Ungarn eine tiefe Verbundenheit mit Pferden bewahrt. Kisbers, Lipizzaner, Huculs, Nonius, Furioso North Star sind nur einige der Rassen, die man im Land der Magyaren findet. Das Pferd ist in Ungarn König geblieben, so sehr, dass es neben Irland das einzige Land in Europa ist, in dem es keine Einschränkungen für das Reiten im Freien gibt. Auf internationaler Ebene zeichnen sich die Ungarn vor allem durch ihre Fähigkeiten im Gespannfahren aus. Die Csikós (Pferdehüter), die traditionellen Cowboys der Puszta, der ungarischen Tiefebene, sind berühmt für ihre unglaubliche Reitkunst, insbesondere für den "Póstakocsi" (die ungarische Posttechnik), bei dem ein Reiter auf zwei galoppierenden Pferden steht. Sie verkörpern ein noch immer lebendiges Erbe. Ihr Können kann man noch immer im Máta-Gestüt in Hortobágy, im Tanyacsárda-Gestüt in Lajosmizse oder in der Saison an den Wochenenden im Hirtenmuseum in Bugac bewundern. Im Gestüt Biczó Csárda in Izsák kann man für einen Reiturlaub untergebracht werden.
Schach, eine kollektive Leidenschaft
In der Nachfolge von Großmeistern des 20. Jahrhunderts wie Richárd Réti oder Lajos Portisch ist der heutige nationale und weltweite Ruhm Ungarns im Schach Péter Lékó, Zoltán Almási, Ferenc Berkes sowie dem Phänomen der talentierten Polgár-Schwestern zu verdanken. Zsuzsa war Weltmeisterin, Zsófia Großmeisterin der Frauen und Internationale Meisterin und vor allem Judit gilt als eine der besten Spielerinnen der Jahrhundertwende, wenn nicht sogar als die beste Spielerin aller Zeiten. Jahrhunderts. Die Schwestern wurden von ihrem Vater nach einer einzigartigen Lernmethode ausgebildet und haben erlebt, wie die Jüngste die größten männlichen Champions, darunter Garry Kasparov, herausforderte und besiegte. Mit 15 Jahren wurde sie Großmeisterin, was damals ein Rekord war. Schach ist im ungarischen Alltag sehr präsent. In Parks, Cafés oder Thermalbädern kann man oft Spieler gegeneinander antreten sehen.
Das Thermalziel schlechthin
Ungarn ist mit über 1300 registrierten Thermalquellen, von denen etwa 100 in Budapest liegen, eines der an Thermalwasser reichsten Länder Europas. Budapest, die europäische Hauptstadt der Bäder, nutzt den außergewöhnlichen Reichtum seiner Böden, aus denen rund 15 Thermalbäder gespeist werden. Diese seit der Zeit der Kelten bekannten Gewässer wurden bereits in der Antike von den Römern genutzt und unter der osmanischen Besatzung weiter ausgebaut: Die türkischen Bäder sind noch heute die schönsten Zeugnisse dieser Epoche. Die Thermalbäder in Ungarn beschränken sich jedoch nicht nur auf ihre heilende Wirkung. Es handelt sich um eine wahre Lebenskunst. Die Bäder - Gyógyfürdő (sprich [diod-furdeu]) - sind eine Institution im täglichen Leben. Man besucht sie, um sich zu entspannen, Schach zu spielen, zu diskutieren oder einfach nur, um neue Energie zu tanken. Zahlreiche Bäder, wie das elegante Széchenyi-Bad, das Gellért-Bad oder das Lukács-Bad aus der Belle Époque oder das Veli Bej-Bad, das Király-Bad oder das Rudas-Bad aus der Zeit der osmanischen Paschas, zeugen von dieser lebendigen und jahrhundertealten Tradition. In Budapest bleiben einige Bäder sogar fast die ganze Nacht geöffnet. Mehr als 70 Gemeinden des Landes haben ihre Wirtschaft auf Heilstränden und Thermalbädern aufgebaut, und der spektakuläre Hévíz-See ist der größte natürliche Thermalsee Europas.
Auf zum Angriff auf die Pfade!
In Ungarn gibt es keine hohen Berge, dafür aber zahlreiche markierte Wanderwege, die sich durch abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaften schlängeln. Das ist genau das Richtige für neugierige Wanderer, die auf der Suche nach Authentizität und frischer Luft sind! Mit über 11 000 Kilometern markierter Wanderwege verfügt Ungarn über eines der dichtesten Wandernetze des Kontinents. Die Markierungen sind standardisiert und werden dank der Arbeit der lokalen Vereine sehr gut gepflegt. Und es ist eine sehr beliebte Aktivität bei den Ungarn selbst, wenn das Wochenende ansteht.
Das Juwel des Landes ist zweifellos der Blaue Nationalweg (Országos Kéktúra). Er wurde 1938 eingerichtet und ist der älteste markierte Wanderweg Europas. Er durchquert das Land von West nach Ost auf einer Länge von fast 1200 km und verbindet die österreichische Grenze mit den Hügeln im Norden. Ein legendärer Wanderweg, der zwischen dichten Wäldern, traditionellen Dörfern und atemberaubenden Panoramen wechselt.
Wanderer können sich auch im Nationalpark Bükk-Gebirge, im Mátra- und Zemplén-Gebirge im Nordosten, in den Bergen Börzsöny und Pilis in der Nähe von Budapest, die sich ideal für kleine Tageswanderungen eignen, oder im Nationalpark Hoher Balaton (Balatonfelvidéki Nemzeti Park), der herrliche Ausblicke auf den Balaton und seine alten Vulkane bietet, austoben. Diese Liste ist natürlich nicht vollständig und überall kann man dank der Gasthäuser, ländlichen Pensionen oder Hütten leicht mehrtägige Touren organisieren, um am Abend eine wohlverdiente Ruhepause einzulegen. Zum Wandern sind der Frühling und der Herbst mit milden Temperaturen und schönem Licht ideal.
Fahrrad
Für diejenigen, die lieber in die Pedale treten möchten, bietet das Land über 4000 km markierte Radwege, vor allem rund um Budapest, entlang der Donau oder um den Plattensee. Eine tolle Möglichkeit, die ungarische Landschaft zu erkunden!
Wassersportarten zur Abkühlung
Auch wenn es in Ungarn keinen Zugang zum Meer gibt, kommen Wassersportler dank der zahlreichen Seen, Flüsse und Thermalquellen des Landes auf ihre Kosten.
Der Balaton, der auch als "ungarisches Meer" bezeichnet wird, ist der größte See Mitteleuropas und ein absolutes Muss. An den Ufern des Gewässers bieten Badeorte wie Balatonfüred, Siófok oder Keszthely zahlreiche Möglichkeiten. Segler können in den zahlreichen Yachthäfen segeln, Wind- und Kitesurfer die windigsten Stellen des Sees erkunden, Rider Wasserskier und Wakeboards anschnallen, und alle können die Buchten und Dörfer entlang des Sees in ihrem eigenen Tempo erkunden, während sie ein erfrischendes Bad im Meer nehmen. Kajakfahrer können auch die Donau (die auch bei Ruderern beliebt ist) und ungarische Flüsse wie die Theiß, die Rába oder die Drau befahren.