Entdecken Sie Nord-Mazedonien : Umgebung

In Bezug auf die Umwelt hat die kleine Republik Nordmazedonien eine gemischte Bilanz vorzuweisen. Auf der einen Seite haben die geringe Bevölkerungsdichte und das isolierte Relief in einigen Gebieten dazu beigetragen, eine wilde und unberührte Natur zu erhalten. Auf der anderen Seite hat der jahrelange Kommunismus das Land mit seiner Schwerindustrie und der produktivistischen Landwirtschaft nicht verschont. Heute ist der Sozialismus zwar vorbei, aber die ehemalige jugoslawische Republik hat immer noch mit diesem oft sehr umweltschädlichen Erbe zu kämpfen, zumal der Industriepark mittlerweile überaltert ist. Hinzu kommt eine noch schwache Abfallwirtschaft, die dazu führt, dass wilde Mülldeponien noch immer weit verbreitet sind. Glücklicherweise ermöglichen die Entwicklung der Wirtschaft, aber auch der Wille, den Anschluss an den Ökotourismus nicht zu verpassen, heute die Etablierung eines immer stärkeren Umweltbewusstseins.

Ein See, der verschwindet

Im Südwesten des Landes, an der Grenze zu Albanien und Griechenland, ist der Prespa-See sowohl ein Schatz für die Mazedonier als auch für Touristen und für die Artenvielfalt. Die NGO BirdLife International hat das mazedonische Ufer des Sees als wichtiges Vogelschutzgebiet eingestuft. Hier leben Vögel, die manchmal vom Aussterben bedroht sind, wie der Krauskopfpelikan(Pelecanus crispus). Die Gewässer des Sees beherbergen mehrere Fischarten, von denen neun endemisch sind. Viele dieser Fische, wie die Lachsforelle(Salmo peristericus), sind jedoch mittlerweile vom Aussterben bedroht. Der Prespasee, ihr einziger Lebensraum, ist im Begriff zu verschwinden!

Aufgrund des Klimawandels werden die Niederschläge immer geringer, sodass weniger Regen und Schneefall zu einer starken Verengung des Sees führen. An manchen Stellen sind die Ufer dieses Sees, der zu den ältesten in Europa gehört, bereits um 3 km zurückgegangen. Zwischen 1984 und 2020 hätte der See somit 7 % seiner Fläche verloren.

Darüber hinaus ist das Wasser des Sees besonders stark verschmutzt, nicht nur durch den Einsatz von Pestiziden in den umliegenden landwirtschaftlichen Gebieten, sondern auch durch Plastikmüll, wie Quellen berichten. Der unterhalb gelegene Ohridsee, der von den Grundwasserströmen aus Prespa abhängig ist, leidet als Kollateralschaden ebenfalls unter dieser Situation. Aus diesem Grund hätte er beinahe seinen Status als UNESCO-Weltkulturerbe verloren. Doch abgesehen von seiner touristischen Attraktivität ist der Ohridsee auch für die Wissenschaft von großer Bedeutung. Er ist einer der drei ältesten Seen der Welt und stellt eine einzigartige Informationsquelle dar, insbesondere für die Erforschung der Evolutionstheorie.

Die Natur als Müllhalde

Abfall ist mit einem erheblichen Mangel an Infrastruktur für die Sammlung, Lagerung und Behandlung von Abfall konfrontiert. Fast ein Viertel der Bevölkerung erhält keine Abfallentsorgungsdienste. So gibt es im Land schätzungsweise mindestens 200 wilde Mülldeponien. Außerdem setzen sich die richtigen Verhaltensweisen nur langsam durch, sodass das Wegwerfen von Abfällen aus dem Autofenster immer noch ein fester Bestandteil des Alltags ist.

Offene Mülldeponien verschmutzen jedoch das Grundwasser, da der Regen abfließt. Manchmal ereilt auch die Luft das gleiche Schicksal, wenn man den Abfall anzündet, um zu versuchen, den Stapel zu verringern. Während das Müllsammelsystem noch fiebrig ist, ist das Recycling noch fiebriger. Bisher ist es nicht landesweit organisiert, obwohl es vereinzelte Initiativen gibt. Die für die Abfallentsorgung zuständige Firma Pakomak versucht seit kurzem, ein System von Selbstbedienungsautomaten für die Sammlung von Plastikverpackungen und Dosen einzuführen. Bisher sind die Bemühungen jedoch noch zu gering, um von Bedeutung zu sein.

Europäische Normen: von der Theorie zur Praxis

Regelmäßig erstickt Skopje in einem dichten gelblichen Nebel aus Umweltverschmutzung. Laut dem Schweizer Institut für Luftqualität IQAir war Nordmazedonien im Jahr 2022 das Land mit der zweithöchsten Luftverschmutzung in Europa. Es weist eine fünfmal höhere Feinstaubkonzentration auf als die Höchstwerte der WHO. Schuld daran sind die Abgase, das alternde Industriearsenal und die immer noch weit verbreitete Ölheizung.

Nach Angaben der Weltbank sind in dem kleinen Land mit nur 2 Millionen Einwohnern jedes Jahr 1.100 Todesfälle auf schlechte Luftqualität zurückzuführen. Außerdem war es das Land mit der fünfthöchsten Sterblichkeitsrate in Bezug auf das Coronavirus weltweit. Für Experten liegt der Zusammenhang auf der Hand: Der Grund, warum die Menschen in Nordmazedonien häufiger am Coronavirus sterben, ist, dass die Luftverschmutzung das Atemsystem schwächt.

Nordmazedonien, das sich um die Mitgliedschaft in der Europäischen Union bewirbt, hat jedoch einen Großteil seiner Gesetzgebung in diesem Bereich durchaus auf EU-Standards gebracht. Es fehlt jedoch noch an Mitteln, um diese neuen Normen ordnungsgemäß durchzusetzen, sodass viele Industrieunternehmen energieintensive und veraltete Geräte oder sogar verbotene Kraftstoffe verwenden. Die Regierung sucht derzeit nach Mitteln und Wegen, um die geltenden Gesetze durchzusetzen. Außerdem unternimmt sie große Anstrengungen, um erneuerbare Energien zu etablieren. In den 1990er Jahren machten sie nur 2% des Energieverbrauchs des Landes aus, heute sind es 20%.

Eine unberührte Natur

Trotz allem ist das mazedonische Naturerbe recht gut erhalten. Das Land besteht zu 70 % aus Bergen, die unzugänglich und kaum bebaut sind. Diese Landschaften werden zusätzlich durch vier Nationalparks geschützt.

Der größte von ihnen ist der Mavrovo-Nationalpark. Auf einer Fläche von 730 km2 bietet er spektakuläre Berglandschaften, die sich aus verschiedenen Massiven zusammensetzen: dem Šar-Gebirge, dem Korab-Gebirge und dem Bistra-Gebirge. Das gesamte Gebiet wird durch ein komplexes hydrographisches System bewässert, das vor allem vom Fluss Radika gespeist wird. Im Nationalpark gibt es 17 Gletscherseen und zahlreiche Wasserfälle, darunter der Korab-Wasserfall, der höchste Wasserfall des Balkans.

Weiter im Süden erstreckt sich der Nationalpark Galičica über das gleichnamige Gebirge. Er umfasst den Prespa- und den Ohridsee und beherbergt eine reiche Flora und Fauna, darunter auch den Balkanluchs(Lynx lynx balcanicus), das Symbol Nordmazedoniens, der jedoch vom Aussterben bedroht ist. Einst war er reichlich vorhanden, doch Schätzungen zufolge gibt es nur noch einige Dutzend Exemplare, was vor allem auf die Wilderei zurückzuführen ist. Mazedonien und seine Nationalparks bieten ihm daher letzte Zufluchtsorte, die für den Erhalt der Unterart besonders wichtig sind.

Der Pelister-Nationalpark ist der älteste Nationalpark des Landes. Er wurde gegründet, um eine weitere einheimische Art zu schützen, diesmal eine Pflanzenart: die Mazedonische Kiefer(Pinus peuce). Die Beobachtung dieses Nadelbaums, der als nationales Symbol gilt, ist selten, da er hauptsächlich in Höhenlagen zwischen 1.000 und 2.200 m wächst. Mazedonien verfügt über weitere wunderschöne Wälder, wie den Dlaboka Reka Wald, der als primärer und alter Buchenwald der Karpaten und anderer Regionen Europas zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört und sich über 18 Länder erstreckt.

Der neueste Nationalpark ist schließlich der Nationalpark Šar-Gebirge, der 2021 gegründet werden soll. Er erstreckt sich über 621 km2 entlang der kosovarischen Grenze. Er bietet eine Vielzahl an alpinen Landschaften, hohen Gipfeln und fast dreißig Gletscherseen.

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