Cube, sculpture d'Arnaldo Pomodoro au Parc des sculptures sur la corniche de Djedda © Saudi Tourism Authority.jpg

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Moderne Politik

Jahrhundertelang hat der wahhabitische Fundamentalismus jeglichen künstlerischen Ausdruck gebremst. Aus Respekt vor dem in der sunnitisch-islamischen Tradition verhängten Verbot der Darstellung von Menschen beschränkte sich die bildende Kunst auf geometrische und abstrakte Muster, Pflanzen und Kalligraphie.
Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Seit einem Jahrzehnt zeigt Saudi-Arabien seinen Willen, die zeitgenössische Kunst zu fördern. Galerien und Kunstzentren schießen aus dem Boden. Das Misk Art Institute organisiert jedes Jahr die Misk Art Week, um das Kunstschaffen zu fördern. Die Veranstaltung bietet eine hervorragende Plattform für junge Talente.

In Riad wurde 2024 im Stadtteil Jax eine außergewöhnliche Biennale für zeitgenössische Kunst veranstaltet.

Die Pionierin Safeya Binzagr

Die 1940 in Jeddah geborene Safeya Binzagr ist bis heute die einzige saudi-arabische Künstlerin, die ein eigenes Museum besitzt, das Safeya Binzagr House in Jeddah. Ihre internationale Anerkennung brachte ihr den Titel der Begründerin der saudischen Kunstrichtung ein.
Schon in jungen Jahren hatte Safeya Binzagr das Glück, zu reisen und sich mit der westlichen Kultur vertraut zu machen. Dies nährt ihren Wunsch, die saudische Kultur zu dokumentieren und die Seele eines Volkes zu vermitteln.
1968 hat Binzagr den Mut, eine Ausstellung in einem Land zu organisieren, in dem es keine Kunstgalerien gibt. Bei dieser Gelegenheit zeigt sie Mounirah Moslys Arbeit zusammen mit ihrer eigenen. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und wurde sogar von Prinz Faysal bin Fahd Al Saud bejubelt. Besonders beliebt sind ihre Alltagsszenen.

Kunst im Freien

Der meisterhafte Skulpturenpark von Djedda ist ein Beispiel für die Leidenschaft des ehemaligen Bürgermeisters Mohamed Said Farsi für die Stadtplanung. Zwischen 1972 und 1986, während seiner Amtszeit, trug Farsi eine Sammlung von 400 Werken zusammen, die die größten Museen vor Neid erblassen ließen. Alexander Calder, Henry Moore, Victor Vasarely, Joan Miró und Jean Arp verschönerten nun die erhabene Corniche von Djedda und verschiedene Stadtteile. Im Stadtteil Obhur trägt Julio Lafuentes erstaunliche Wand aus eingebetteten Autos den Titel Accident! (Crazy Speed). In Ruwais windet sich das Fisherman's net (Fischernetz) von Mustafa Senbel in den Himmel.
Noch atemberaubender ist ein Kulturraum, der in der Wüste in AlUla errichtet wurde. Der von einer italienischen Agentur entworfene Kubus Maraya (arabisch für Spiegel) spiegelt die Sandfläche wider. Der Würfel ist Kunstwerk und Veranstaltungsort zugleich und verfügt über ein herausnehmbares Glasfenster, das die in die Felsen gemeißelten Ritzungen der Vorfahren widerspiegelt.
Graffiti hat seinen Platz in den Diriyah Warehouses in Riad gefunden. Ein Spaziergang durch die Lagerhäuser und netten Cafés führt zu Fresken, die mit lokalen kulturellen Referenzen gespickt sind. Die bekannte Street-Art-Künstlerin Noura Bin aus Saudi-Arabien nutzt ihre Farbpalette, um die vielfältigen Aspekte ihres Landes zu verewigen. Ihr Wandgemälde an der Fassade des Kulturministeriums am Oud Square ist stark von der arabischen Kalligraphie inspiriert.

Aktuelle Szene

Frauen gewinnen in der Kulturszene an Stärke. Männer und Frauen integrieren westliche Innovationen in arabische Referenzen. Dank enormer Subventionen werden im ganzen Land spezielle Räume geschaffen.
Der Fotograf Ibrahim Sarhan arbeitet unter der Woche als Ingenieur. Am Wochenende geht er wandern, um der Welt die Pracht der saudischen Natur zu zeigen. Sarhan fotografiert auch Relikte wie Höhleninschriften in Jabal Shaqra oder uralte Malereien mit rotem Ocker. Er dokumentiert auch den Alltag der Bauern und ihre jahrhundertealten Praktiken.
Der in den 1990er Jahren geborene Al Kheriji interpretiert europäische Einflüsse neu und dekonstruiert seine Modelle in der Art von Pablo Picasso. Faisal Al Kheriji lässt sich vom Kubismus und Surrealismus des 20. Jahrhunderts inspirieren, um die arabischen Bräuche neu zu erfinden. Jahrhunderts. Beispiele sind seine Gemälde The Men of Saudi Arabia, das Picassos Femmes d'Alger verfremdet, und Reema Lisa, das frei von Mona Lisa inspiriert ist.
Mehrere Kunstgalerien konzentrieren sich auf regionale Künstler. Die unumgängliche Galerie Naila in Riad zeigte unter anderem die Gemälde und Skulpturen von Ghada AlHassan, die Collagen, Aquarelle und Malerei miteinander verbinden, um sich mit dem kollektiven Gedächtnis auseinanderzusetzen.
Die Galerie Mono in Riad wertet in ihren drei Ausstellungsräumen saudi-arabische Talente auf. Hier konnte man die abstrakten Gemälde von Yousef Ahmed Jaha entdecken. In Riad beherbergt der Stadtteil Jax zahlreiche Ausstellungen und Artists in Residence. Hier fand 2024 die Biennale für zeitgenössische Kunst statt.

In Dhahran beherbergt das Ithra-Museum fünf Galerien, darunter eine großartige, die sich der zeitgenössischen Kunst im Nahen Osten widmet. Dieses Museum öffnet uns für neue Ideen und Formen des kulturellen Ausdrucks, die interessant zu entdecken sind.

Was ist mit morgen?

Die aufsteigenden Sterne geben sich ein Stelldichein in derAhlam Gallery oder der Athr Gallery. In letzterer stellt unter anderem der 1979 in Tabouk geborene Ahmed Mater aus, ein bildender Künstler, der das Kollektiv Edge of Arabia initiiert hat. Sein Ansatz ist sozialkritisch und wird durch Videos, Fotos und Installationen ausgedrückt. Er hat im Louvre, im British Museum und bei der Sharjah Biennale ausgestellt.
Die Stadt Jeddah, die als offener gegenüber dem Westen gilt, veranstaltet ein Festival für zeitgenössische Kunst, das durch eine Photo Fair und Kunstausstellungen in der Altstadt von Jeddah ergänzt wird. Ein weiterer Ort ist das Adham Art Center, das mehrere Kulturräume unter seinem Dach vereint. Gleich am Eingang wird der Besucher von den beiden schwarzen Netzwerken der Saudi-Araberin Filwa Nazer begrüßt. In Saudi-Arabien wissen Künstlerinnen, wie man sich in der Kulturszene einen Namen macht!